Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.sein kann. Jch will Dich nicht wegen Deines Leichtsinnes "Dein leichter Sinn hätte Dir dießmal beinahe das ſein kann. Jch will Dich nicht wegen Deines Leichtſinnes „Dein leichter Sinn hätte Dir dießmal beinahe das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="30"/> ſein kann. Jch will Dich nicht wegen Deines Leichtſinnes<lb/> tadeln, dennoch konnteſt Du wiſſen, daß Du Dich, um kleiner<lb/> Erfolge willen, großen Gefahren ausſetzteſt. Der Weiſe,<lb/> der wahrhaft Muthige unternimmt ein Wagniß nur dann,<lb/> wenn Nutzen und Nachtheile, welche ihm aus demſelben<lb/> erwachſen können, ſich mindeſtens gleich bleiben. Tollkühn-<lb/> heit iſt eben ſo thöricht, wenn auch nicht ebenſo verwerf-<lb/> lich als Feigheit, denn wenn auch beide ſchaden, ſo ſchän-<lb/> det doch nur die Letztere.</p><lb/> <p>„Dein leichter Sinn hätte Dir dießmal beinahe das<lb/> Leben gekoſtet, ein Leben, welches vielen theuer iſt, und<lb/> das Du für ein ſchöneres Ende, als dem Erliegen unter<lb/> den Streichen der Narrheit, aufſparen ſollteſt. Wir<lb/> können nicht verſuchen, Dich uns zu erhalten, denn wir<lb/> würden Dir dadurch nichts nützen, uns aber ſchaden. An<lb/> Deiner Stelle ſoll in Zukunft dieſer edle Spartaner als<lb/> Oberſter der Hellenen unſere Nation am Hofe vertreten,<lb/> ſie vor Uebergriffen der Prieſter zu ſchützen, ihr die Gunſt<lb/> des Königs zu bewahren bemüht ſein. Jch halte Deine<lb/> Hand, Ariſtomachos, und laſſe ſie nicht eher los, bis Du<lb/> uns verſprochen haſt, auch den geringſten Griechen, wie<lb/> Phanes vor Dir, ſoweit es in Deinen Kräften ſteht, ge-<lb/> gen den Uebermuth der Aegypter zu beſchützen, und eher<lb/> Deine Stellung aufzugeben, als das kleinſte einem Hellenen<lb/> angethane Unrecht ſtraflos hingehen zu laſſen. Wir ſind<lb/> wenig Tauſende unter eben ſo vielen Millionen feindlich<lb/> geſinnter Menſchen; aber wir ſind groß an Muth und<lb/> müſſen ſtark zu bleiben ſuchen durch Einigkeit. Bis heute<lb/> haben ſich die Hellenen in Aegypten wie rechte Brüder<lb/> betragen; Einer opferte ſich für Alle, Alle für Einen, und<lb/> eben dieſe Einheit machte uns mächtig, ſoll uns in Zu-<lb/> kunft ſtark erhalten. — Könnten wir doch dem Mutter-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0048]
ſein kann. Jch will Dich nicht wegen Deines Leichtſinnes
tadeln, dennoch konnteſt Du wiſſen, daß Du Dich, um kleiner
Erfolge willen, großen Gefahren ausſetzteſt. Der Weiſe,
der wahrhaft Muthige unternimmt ein Wagniß nur dann,
wenn Nutzen und Nachtheile, welche ihm aus demſelben
erwachſen können, ſich mindeſtens gleich bleiben. Tollkühn-
heit iſt eben ſo thöricht, wenn auch nicht ebenſo verwerf-
lich als Feigheit, denn wenn auch beide ſchaden, ſo ſchän-
det doch nur die Letztere.
„Dein leichter Sinn hätte Dir dießmal beinahe das
Leben gekoſtet, ein Leben, welches vielen theuer iſt, und
das Du für ein ſchöneres Ende, als dem Erliegen unter
den Streichen der Narrheit, aufſparen ſollteſt. Wir
können nicht verſuchen, Dich uns zu erhalten, denn wir
würden Dir dadurch nichts nützen, uns aber ſchaden. An
Deiner Stelle ſoll in Zukunft dieſer edle Spartaner als
Oberſter der Hellenen unſere Nation am Hofe vertreten,
ſie vor Uebergriffen der Prieſter zu ſchützen, ihr die Gunſt
des Königs zu bewahren bemüht ſein. Jch halte Deine
Hand, Ariſtomachos, und laſſe ſie nicht eher los, bis Du
uns verſprochen haſt, auch den geringſten Griechen, wie
Phanes vor Dir, ſoweit es in Deinen Kräften ſteht, ge-
gen den Uebermuth der Aegypter zu beſchützen, und eher
Deine Stellung aufzugeben, als das kleinſte einem Hellenen
angethane Unrecht ſtraflos hingehen zu laſſen. Wir ſind
wenig Tauſende unter eben ſo vielen Millionen feindlich
geſinnter Menſchen; aber wir ſind groß an Muth und
müſſen ſtark zu bleiben ſuchen durch Einigkeit. Bis heute
haben ſich die Hellenen in Aegypten wie rechte Brüder
betragen; Einer opferte ſich für Alle, Alle für Einen, und
eben dieſe Einheit machte uns mächtig, ſoll uns in Zu-
kunft ſtark erhalten. — Könnten wir doch dem Mutter-
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