Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.chen müßte, um Gnade für Dich zu erlangen. Jst doch "Also ward ich verabschiedet, nachdem ich einen großen "An der Pforte des Palastes traf ich mit Psamtik, Hier unterbrach Aristomachos den Athener und rief: Rhodopis lächelte den beiden Männern Beifall zu. chen müßte, um Gnade für Dich zu erlangen. Jſt doch „Alſo ward ich verabſchiedet, nachdem ich einen großen „An der Pforte des Palaſtes traf ich mit Pſamtik, Hier unterbrach Ariſtomachos den Athener und rief: Rhodopis lächelte den beiden Männern Beifall zu. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="29"/> chen müßte, um Gnade für Dich zu erlangen. Jſt doch<lb/> unſer Obergericht ſelbſt von mir, dem Könige, unabhängig!‘</p><lb/> <p>„Alſo ward ich verabſchiedet, nachdem ich einen großen<lb/> Eid geleiſtet hatte, Memphis noch am ſelbigen Tage und<lb/> Aegypten ſpäteſtens in drei Wochen verlaſſen zu wollen.</p><lb/> <p>„An der Pforte des Palaſtes traf ich mit Pſamtik,<lb/> dem Kronprinzen, zuſammen, welcher mich ſchon lange är-<lb/> gerlicher Geſchichten wegen, die ich verſchweigen muß (Du<lb/> kennſt ſie, Rhodopis), verfolgt. Jch bot demſelben meinen<lb/> Abſchiedsgruß; er aber kehrte mir den Rücken zu, indem<lb/> er ausrief: ‚Auch dießmal entwiſchſt Du der Strafe, Athe-<lb/> ner; meiner Rache aber biſt Du noch nicht entgangen!<lb/> Wohin Du auch gehſt, — ich werde Dich zu finden wiſ-<lb/> ſen!‘ ‚Darauf ſoll es ankommen!‘ entgegnete ich ihm,<lb/> ſchaffte meine Habſeligkeiten auf eine Barke und kam hier-<lb/> her nach Naukratis, woſelbſt mir das Glück meinen alten<lb/> Gaſtfreund Ariſtomachos von Sparta zuführte, welcher, als<lb/> früherer Befehlshaber der Truppen von Kypros <hi rendition="#sup">60</hi>), höchſt<lb/> wahrſcheinlich zu meinem Nachfolger ernannt werden wird.<lb/> Jch würde mich freuen, einen ſo trefflichen Mann an mei-<lb/> nem Platze zu ſehen, wenn ich nicht fürchten müßte, daß<lb/> neben ſeinen vorzüglichen Dienſten die meinen noch gerin-<lb/> ger erſcheinen werden, als ſie es in der That geweſen ſind.“</p><lb/> <p>Hier unterbrach Ariſtomachos den Athener und rief:<lb/> „Genug des Lobes, Freund Phanes! Spartaniſche Zungen<lb/> ſind ungelenk; mit Thaten will ich Dir aber, wenn Du<lb/> meiner bedarfſt, eine Antwort geben, die den Nagel auf<lb/> den Kopf treffen ſoll.“</p><lb/> <p>Rhodopis lächelte den beiden Männern Beifall zu.<lb/> Dann reichte ſie jedem derſelben die Hand und ſagte: „Lei-<lb/> der habe ich Deiner Erzählung, mein armer Phanes, ent-<lb/> nommen, daß Deines Bleibens nicht länger in dieſem Lande<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0047]
chen müßte, um Gnade für Dich zu erlangen. Jſt doch
unſer Obergericht ſelbſt von mir, dem Könige, unabhängig!‘
„Alſo ward ich verabſchiedet, nachdem ich einen großen
Eid geleiſtet hatte, Memphis noch am ſelbigen Tage und
Aegypten ſpäteſtens in drei Wochen verlaſſen zu wollen.
„An der Pforte des Palaſtes traf ich mit Pſamtik,
dem Kronprinzen, zuſammen, welcher mich ſchon lange är-
gerlicher Geſchichten wegen, die ich verſchweigen muß (Du
kennſt ſie, Rhodopis), verfolgt. Jch bot demſelben meinen
Abſchiedsgruß; er aber kehrte mir den Rücken zu, indem
er ausrief: ‚Auch dießmal entwiſchſt Du der Strafe, Athe-
ner; meiner Rache aber biſt Du noch nicht entgangen!
Wohin Du auch gehſt, — ich werde Dich zu finden wiſ-
ſen!‘ ‚Darauf ſoll es ankommen!‘ entgegnete ich ihm,
ſchaffte meine Habſeligkeiten auf eine Barke und kam hier-
her nach Naukratis, woſelbſt mir das Glück meinen alten
Gaſtfreund Ariſtomachos von Sparta zuführte, welcher, als
früherer Befehlshaber der Truppen von Kypros 60), höchſt
wahrſcheinlich zu meinem Nachfolger ernannt werden wird.
Jch würde mich freuen, einen ſo trefflichen Mann an mei-
nem Platze zu ſehen, wenn ich nicht fürchten müßte, daß
neben ſeinen vorzüglichen Dienſten die meinen noch gerin-
ger erſcheinen werden, als ſie es in der That geweſen ſind.“
Hier unterbrach Ariſtomachos den Athener und rief:
„Genug des Lobes, Freund Phanes! Spartaniſche Zungen
ſind ungelenk; mit Thaten will ich Dir aber, wenn Du
meiner bedarfſt, eine Antwort geben, die den Nagel auf
den Kopf treffen ſoll.“
Rhodopis lächelte den beiden Männern Beifall zu.
Dann reichte ſie jedem derſelben die Hand und ſagte: „Lei-
der habe ich Deiner Erzählung, mein armer Phanes, ent-
nommen, daß Deines Bleibens nicht länger in dieſem Lande
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