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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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gebliebene Königstochter aber winkte den Scheidenden noch
lange mit ihrem Schleiertuche. Sie weinte ohne Unterlaß.
Galten diese Thränen der Gespielin ihrer Jugend, galten
sie dem schönen, geliebten Königssohne?

Amasis umarmte vor dem ganzen Volke seine Gattin
und Tochter. Er hielt den kleinen Ramses, seinen Enkel,
hoch empor und ließ die Aegypter bei dem Anblicke dessel-
ben, in lauten Jubel ausbrechen. Psamtik, der Vater des
Kindes, stand schweigend und trockenen Auges neben dem
Könige, welcher ihn nicht zu beachten schien; endlich näherte
sich ihm Neithoteph, der Oberpriester, führte den Zau-
dernden seinem Vater entgegen, legte seine Hand in die
des Königs, und rief laut den Segen der Götter über das
königliche Haus.

Während seiner Worte knieten die Aegypter mit er-
hobenen Händen nieder. Amasis zog den Sohn an seine
Brust und flüsterte dem Oberpriester zu, als dieser sein
Gebet vollendet hatte: "Laßt uns Frieden halten, um
unsrer selbst und um Aegyptens Willen."

"Hast Du jenen Brief des Nebenchari empfangen?"

"Ein samisches Seeräuberschiff verfolgt die Triere
des Phanes."

"Dort fährt das Kind Deines Vorgängers, die recht-
mäßige Erbin des ägyptischen Thrones, ungehindert in
die Ferne."

"Der hellenische Tempelbau zu Memphis soll ein-
gestellt werden."

"Jsis verleihe uns Frieden, und Glück und Wohl-
fahrt breite sich über Aegypten!"



Ebers, Eine ägyptische Königstochter. I. 12

gebliebene Königstochter aber winkte den Scheidenden noch
lange mit ihrem Schleiertuche. Sie weinte ohne Unterlaß.
Galten dieſe Thränen der Geſpielin ihrer Jugend, galten
ſie dem ſchönen, geliebten Königsſohne?

Amaſis umarmte vor dem ganzen Volke ſeine Gattin
und Tochter. Er hielt den kleinen Ramſes, ſeinen Enkel,
hoch empor und ließ die Aegypter bei dem Anblicke deſſel-
ben, in lauten Jubel ausbrechen. Pſamtik, der Vater des
Kindes, ſtand ſchweigend und trockenen Auges neben dem
Könige, welcher ihn nicht zu beachten ſchien; endlich näherte
ſich ihm Neithoteph, der Oberprieſter, führte den Zau-
dernden ſeinem Vater entgegen, legte ſeine Hand in die
des Königs, und rief laut den Segen der Götter über das
königliche Haus.

Während ſeiner Worte knieten die Aegypter mit er-
hobenen Händen nieder. Amaſis zog den Sohn an ſeine
Bruſt und flüſterte dem Oberprieſter zu, als dieſer ſein
Gebet vollendet hatte: „Laßt uns Frieden halten, um
unſrer ſelbſt und um Aegyptens Willen.“

„Haſt Du jenen Brief des Nebenchari empfangen?“

„Ein ſamiſches Seeräuberſchiff verfolgt die Triere
des Phanes.“

„Dort fährt das Kind Deines Vorgängers, die recht-
mäßige Erbin des ägyptiſchen Thrones, ungehindert in
die Ferne.“

„Der helleniſche Tempelbau zu Memphis ſoll ein-
geſtellt werden.“

„Jſis verleihe uns Frieden, und Glück und Wohl-
fahrt breite ſich über Aegypten!“



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[177/0195] gebliebene Königstochter aber winkte den Scheidenden noch lange mit ihrem Schleiertuche. Sie weinte ohne Unterlaß. Galten dieſe Thränen der Geſpielin ihrer Jugend, galten ſie dem ſchönen, geliebten Königsſohne? Amaſis umarmte vor dem ganzen Volke ſeine Gattin und Tochter. Er hielt den kleinen Ramſes, ſeinen Enkel, hoch empor und ließ die Aegypter bei dem Anblicke deſſel- ben, in lauten Jubel ausbrechen. Pſamtik, der Vater des Kindes, ſtand ſchweigend und trockenen Auges neben dem Könige, welcher ihn nicht zu beachten ſchien; endlich näherte ſich ihm Neithoteph, der Oberprieſter, führte den Zau- dernden ſeinem Vater entgegen, legte ſeine Hand in die des Königs, und rief laut den Segen der Götter über das königliche Haus. Während ſeiner Worte knieten die Aegypter mit er- hobenen Händen nieder. Amaſis zog den Sohn an ſeine Bruſt und flüſterte dem Oberprieſter zu, als dieſer ſein Gebet vollendet hatte: „Laßt uns Frieden halten, um unſrer ſelbſt und um Aegyptens Willen.“ „Haſt Du jenen Brief des Nebenchari empfangen?“ „Ein ſamiſches Seeräuberſchiff verfolgt die Triere des Phanes.“ „Dort fährt das Kind Deines Vorgängers, die recht- mäßige Erbin des ägyptiſchen Thrones, ungehindert in die Ferne.“ „Der helleniſche Tempelbau zu Memphis ſoll ein- geſtellt werden.“ „Jſis verleihe uns Frieden, und Glück und Wohl- fahrt breite ſich über Aegypten!“ Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. I. 12

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/195>, abgerufen am 27.11.2024.