Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Die Seele. Wie edel sind der Seelen-Kräffte, Wie kostbar ein geschärffter Wiz, Der zu so mancherlei Geschäffte, Bei dem vergnügten Leben nüz; Das was durch Menschen Kunst vorhanden, Jst durch des Geistes Kraft entstanden, Die sich auf so viel Ding erstrekt; Wie viele Künste sind verschwunden, Wie viele wiederum erfunden, Die Wiz und Fleis vereint, entdekt? Der Wiz durchdringt mit scharffen Denken, Der Lüffte dünngewebte Bahn, Erforscht wie sich die Kreise schwenken, Die Wirbel drehn am Stern Altan; Er zählt das Heer der lichten Sterne, Er mißt den Raum der blauen Ferne, Der zwischen beiden Polen schwebt, Wenn er sich nach den weiten Gränzen, Wo so viel tausend Sonnen glänzen, Jn aufgeschwungner Kraft erhebt. Der Geist erhebet sein Gefieder, Und dekt des Himmels Ordnung auf, Senkt sich von dieser Höhe wieder, Bemerkt der Zeiten Wechsel Lauf, Durchdringt den tieffen Schoos der Erden, Wo Stein und Gold gebohren werden, Und siehet auf der dunklen Spur; Wie sich der Berge dikke Säffte, Verwandeln durch der Sonnenkräffte, Zu güldnen Schäzzen der Natur. O! D 4
Die Seele. Wie edel ſind der Seelen-Kraͤffte, Wie koſtbar ein geſchaͤrffter Wiz, Der zu ſo mancherlei Geſchaͤffte, Bei dem vergnuͤgten Leben nuͤz; Das was durch Menſchen Kunſt vorhanden, Jſt durch des Geiſtes Kraft entſtanden, Die ſich auf ſo viel Ding erſtrekt; Wie viele Kuͤnſte ſind verſchwunden, Wie viele wiederum erfunden, Die Wiz und Fleis vereint, entdekt? Der Wiz durchdringt mit ſcharffen Denken, Der Luͤffte duͤnngewebte Bahn, Erforſcht wie ſich die Kreiſe ſchwenken, Die Wirbel drehn am Stern Altan; Er zaͤhlt das Heer der lichten Sterne, Er mißt den Raum der blauen Ferne, Der zwiſchen beiden Polen ſchwebt, Wenn er ſich nach den weiten Graͤnzen, Wo ſo viel tauſend Sonnen glaͤnzen, Jn aufgeſchwungner Kraft erhebt. Der Geiſt erhebet ſein Gefieder, Und dekt des Himmels Ordnung auf, Senkt ſich von dieſer Hoͤhe wieder, Bemerkt der Zeiten Wechſel Lauf, Durchdringt den tieffen Schoos der Erden, Wo Stein und Gold gebohren werden, Und ſiehet auf der dunklen Spur; Wie ſich der Berge dikke Saͤffte, Verwandeln durch der Sonnenkraͤffte, Zu guͤldnen Schaͤzzen der Natur. O! D 4
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Die Seele.
Wie edel ſind der Seelen-Kraͤffte,
Wie koſtbar ein geſchaͤrffter Wiz,
Der zu ſo mancherlei Geſchaͤffte,
Bei dem vergnuͤgten Leben nuͤz;
Das was durch Menſchen Kunſt vorhanden,
Jſt durch des Geiſtes Kraft entſtanden,
Die ſich auf ſo viel Ding erſtrekt;
Wie viele Kuͤnſte ſind verſchwunden,
Wie viele wiederum erfunden,
Die Wiz und Fleis vereint, entdekt?
Der Wiz durchdringt mit ſcharffen Denken,
Der Luͤffte duͤnngewebte Bahn,
Erforſcht wie ſich die Kreiſe ſchwenken,
Die Wirbel drehn am Stern Altan;
Er zaͤhlt das Heer der lichten Sterne,
Er mißt den Raum der blauen Ferne,
Der zwiſchen beiden Polen ſchwebt,
Wenn er ſich nach den weiten Graͤnzen,
Wo ſo viel tauſend Sonnen glaͤnzen,
Jn aufgeſchwungner Kraft erhebt.
Der Geiſt erhebet ſein Gefieder,
Und dekt des Himmels Ordnung auf,
Senkt ſich von dieſer Hoͤhe wieder,
Bemerkt der Zeiten Wechſel Lauf,
Durchdringt den tieffen Schoos der Erden,
Wo Stein und Gold gebohren werden,
Und ſiehet auf der dunklen Spur;
Wie ſich der Berge dikke Saͤffte,
Verwandeln durch der Sonnenkraͤffte,
Zu guͤldnen Schaͤzzen der Natur.
O!
D 4
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