Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Seele.
Wie herrlich ist der Geist hingegen,
Den GOtt den Menschen hat geschenkt,
Wie edel? er kan das erwegen,
Was sich in äusre Sinnen senkt.
Der schöne Bau gewölbter Lüffte,
Und dessen tief verborgne Klüffte,
Wird von ihm achtsam angeblikt:
Hie äusert sich der Seelen Stärke,
Sie sieht die hohen Wunderwerke,
Und auch daß sie recht schön geschmükt.
Bewundrung würket das Vergnügen,
Wenn der Verstand gerühret spricht,
Er sähe aus der Sonnen fliegen,
Den Schimmer von der Gottheit Licht.
Ein Mensch kann, wenn er will aus Sternen,
Des Schöpfers Herrligkeit erlernen;
Das Himmels breites Lustrevier,
Das stellet ihm in güldnen Zeilen,
Die länger als viel tausend Meilen.
Die Maiestät der Gottheit für.
Er kan auf diesen Erdball schauen,
Den Schauplaz voller Herrligkeit,
Wo Wald und Feld, wo Thäler, Auen,
Ein iedes ihm Vergnügen beut;
Die Wollustströme die durch Sinnen,
Als unsers Geistes Röhren rinnen,
Sind ihm gedoppelt, vierfach schön,
Warum? es kan ihr reizzend Schmekken,
Den Geist dadurch mit Lust erwekken,
Jn allen seinen GOtt zu sehn.
Wie
Die Seele.
Wie herrlich iſt der Geiſt hingegen,
Den GOtt den Menſchen hat geſchenkt,
Wie edel? er kan das erwegen,
Was ſich in aͤuſre Sinnen ſenkt.
Der ſchoͤne Bau gewoͤlbter Luͤffte,
Und deſſen tief verborgne Kluͤffte,
Wird von ihm achtſam angeblikt:
Hie aͤuſert ſich der Seelen Staͤrke,
Sie ſieht die hohen Wunderwerke,
Und auch daß ſie recht ſchoͤn geſchmuͤkt.
Bewundrung wuͤrket das Vergnuͤgen,
Wenn der Verſtand geruͤhret ſpricht,
Er ſaͤhe aus der Sonnen fliegen,
Den Schimmer von der Gottheit Licht.
Ein Menſch kann, wenn er will aus Sternen,
Des Schoͤpfers Herrligkeit erlernen;
Das Himmels breites Luſtrevier,
Das ſtellet ihm in guͤldnen Zeilen,
Die laͤnger als viel tauſend Meilen.
Die Maieſtaͤt der Gottheit fuͤr.
Er kan auf dieſen Erdball ſchauen,
Den Schauplaz voller Herrligkeit,
Wo Wald und Feld, wo Thaͤler, Auen,
Ein iedes ihm Vergnuͤgen beut;
Die Wolluſtſtroͤme die durch Sinnen,
Als unſers Geiſtes Roͤhren rinnen,
Sind ihm gedoppelt, vierfach ſchoͤn,
Warum? es kan ihr reizzend Schmekken,
Den Geiſt dadurch mit Luſt erwekken,
Jn allen ſeinen GOtt zu ſehn.
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0070" n="54"/>
          <fw place="top" type="header">Die Seele.</fw><lb/>
          <lg n="18">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie herrlich i&#x017F;t der Gei&#x017F;t hingegen,</l><lb/>
            <l>Den <hi rendition="#fr">GOtt</hi> den Men&#x017F;chen hat ge&#x017F;chenkt,</l><lb/>
            <l>Wie edel? er kan das erwegen,</l><lb/>
            <l>Was &#x017F;ich in a&#x0364;u&#x017F;re Sinnen &#x017F;enkt.</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;cho&#x0364;ne Bau gewo&#x0364;lbter Lu&#x0364;ffte,</l><lb/>
            <l>Und de&#x017F;&#x017F;en tief verborgne Klu&#x0364;ffte,</l><lb/>
            <l>Wird von ihm acht&#x017F;am angeblikt:</l><lb/>
            <l>Hie a&#x0364;u&#x017F;ert &#x017F;ich der Seelen Sta&#x0364;rke,</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;ieht die hohen Wunderwerke,</l><lb/>
            <l>Und auch daß &#x017F;ie recht &#x017F;cho&#x0364;n ge&#x017F;chmu&#x0364;kt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <l><hi rendition="#in">B</hi>ewundrung wu&#x0364;rket das Vergnu&#x0364;gen,</l><lb/>
            <l>Wenn der Ver&#x017F;tand geru&#x0364;hret &#x017F;pricht,</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;a&#x0364;he aus der Sonnen fliegen,</l><lb/>
            <l>Den Schimmer von der Gottheit Licht.</l><lb/>
            <l>Ein Men&#x017F;ch kann, wenn er will aus Sternen,</l><lb/>
            <l>Des Scho&#x0364;pfers Herrligkeit erlernen;</l><lb/>
            <l>Das Himmels breites Lu&#x017F;trevier,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;tellet ihm in gu&#x0364;ldnen Zeilen,</l><lb/>
            <l>Die la&#x0364;nger als viel tau&#x017F;end Meilen.</l><lb/>
            <l>Die Maie&#x017F;ta&#x0364;t der Gottheit fu&#x0364;r.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="20">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>r kan auf die&#x017F;en Erdball &#x017F;chauen,</l><lb/>
            <l>Den Schauplaz voller Herrligkeit,</l><lb/>
            <l>Wo Wald und Feld, wo Tha&#x0364;ler, Auen,</l><lb/>
            <l>Ein iedes ihm Vergnu&#x0364;gen beut;</l><lb/>
            <l>Die Wollu&#x017F;t&#x017F;tro&#x0364;me die durch Sinnen,</l><lb/>
            <l>Als un&#x017F;ers Gei&#x017F;tes Ro&#x0364;hren rinnen,</l><lb/>
            <l>Sind ihm gedoppelt, vierfach &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Warum? es kan ihr reizzend Schmekken,</l><lb/>
            <l>Den Gei&#x017F;t dadurch mit Lu&#x017F;t erwekken,</l><lb/>
            <l>Jn allen &#x017F;einen <hi rendition="#fr">GOtt</hi> zu &#x017F;ehn.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0070] Die Seele. Wie herrlich iſt der Geiſt hingegen, Den GOtt den Menſchen hat geſchenkt, Wie edel? er kan das erwegen, Was ſich in aͤuſre Sinnen ſenkt. Der ſchoͤne Bau gewoͤlbter Luͤffte, Und deſſen tief verborgne Kluͤffte, Wird von ihm achtſam angeblikt: Hie aͤuſert ſich der Seelen Staͤrke, Sie ſieht die hohen Wunderwerke, Und auch daß ſie recht ſchoͤn geſchmuͤkt. Bewundrung wuͤrket das Vergnuͤgen, Wenn der Verſtand geruͤhret ſpricht, Er ſaͤhe aus der Sonnen fliegen, Den Schimmer von der Gottheit Licht. Ein Menſch kann, wenn er will aus Sternen, Des Schoͤpfers Herrligkeit erlernen; Das Himmels breites Luſtrevier, Das ſtellet ihm in guͤldnen Zeilen, Die laͤnger als viel tauſend Meilen. Die Maieſtaͤt der Gottheit fuͤr. Er kan auf dieſen Erdball ſchauen, Den Schauplaz voller Herrligkeit, Wo Wald und Feld, wo Thaͤler, Auen, Ein iedes ihm Vergnuͤgen beut; Die Wolluſtſtroͤme die durch Sinnen, Als unſers Geiſtes Roͤhren rinnen, Sind ihm gedoppelt, vierfach ſchoͤn, Warum? es kan ihr reizzend Schmekken, Den Geiſt dadurch mit Luſt erwekken, Jn allen ſeinen GOtt zu ſehn. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/70
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/70>, abgerufen am 03.05.2024.