Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Das Menschliche Auge. Da die Augen rund gebildet, Wird darin der Gegenstand, Ohn Verwirrung abgeschildet, Und viel leichter, wie bekandt, Können sie sich nunmehr wenden, Als wenn an den äusren Enden, Ekken wären, die im Drehn, Nicht so leicht beweglich gehn. Jedes Aug besteht aus Häuten, (*) Die dreifach sind an der Zahl, Und aus so viel Feuchtigkeiten (**) Darin sich des Lichtes Strahl, Als (*) Unter diesen dreien Häuten ist die äuserste sehr hart, vorne aber in einen ziemlichen Umsange durchsichtig, und wird daher tunica cornea oder die durchsichti- ge Horn-Haut genennet. Sie umgiebet das ganze Auge, und machet rund herum das Weisse in densel- ben. Unter dieser lieget die andre, die man tunica uvea oder die Traubenförmige nennet. Diese ist hinterwerts im Auge ganz schwarz, kleidet die inwen- dige Höhle aus, und hindert sonderlich daß das Licht von den Seiten des Auges nicht zurük nach den Bo- den prallen und die Abbildung der Strahlen an dem- selben hindern könne. Die dritte Haut bedekket den Boden des Auges, wie ein seiner weisser Flor und wird daher die Nezförmige Haut oder Tunica re- tina genennet. Daran geschehen alle Abbildungen im Auge, und werden alle Bilder dem Sehnerven, der dichte hinter ihr lieget, zugeführet. (**) Die Feuchtigkeiten des Auges sind auch dreifach.
Die erste ist einem klaren Wasser gleich, und recht dün- ne und flüßig, daher wird sie auch die wässerichte Feuchtigkeit oder humor aqueus genennet. Sie die- net Das Menſchliche Auge. Da die Augen rund gebildet, Wird darin der Gegenſtand, Ohn Verwirrung abgeſchildet, Und viel leichter, wie bekandt, Koͤnnen ſie ſich nunmehr wenden, Als wenn an den aͤuſren Enden, Ekken waͤren, die im Drehn, Nicht ſo leicht beweglich gehn. Jedes Aug beſteht aus Haͤuten, (*) Die dreifach ſind an der Zahl, Und aus ſo viel Feuchtigkeiten (**) Darin ſich des Lichtes Strahl, Als (*) Unter dieſen dreien Haͤuten iſt die aͤuſerſte ſehr hart, vorne aber in einen ziemlichen Umſange durchſichtig, und wird daher tunica cornea oder die durchſichti- ge Horn-Haut genennet. Sie umgiebet das ganze Auge, und machet rund herum das Weiſſe in denſel- ben. Unter dieſer lieget die andre, die man tunica uvea oder die Traubenfoͤrmige nennet. Dieſe iſt hinterwerts im Auge ganz ſchwarz, kleidet die inwen- dige Hoͤhle aus, und hindert ſonderlich daß das Licht von den Seiten des Auges nicht zuruͤk nach den Bo- den prallen und die Abbildung der Strahlen an dem- ſelben hindern koͤnne. Die dritte Haut bedekket den Boden des Auges, wie ein ſeiner weiſſer Flor und wird daher die Nezfoͤrmige Haut oder Tunica re- tina genennet. Daran geſchehen alle Abbildungen im Auge, und werden alle Bilder dem Sehnerven, der dichte hinter ihr lieget, zugefuͤhret. (**) Die Feuchtigkeiten des Auges ſind auch dreifach.
Die erſte iſt einem klaren Waſſer gleich, und recht duͤn- ne und fluͤßig, daher wird ſie auch die waͤſſerichte Feuchtigkeit oder humor aqueus genennet. Sie die- net <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0154" n="138"/> <fw place="top" type="header">Das Menſchliche Auge.</fw><lb/> <lg n="21"> <l><hi rendition="#in">D</hi>a die Augen rund gebildet,</l><lb/> <l>Wird darin der Gegenſtand,</l><lb/> <l>Ohn Verwirrung abgeſchildet,</l><lb/> <l>Und viel leichter, wie bekandt,</l><lb/> <l>Koͤnnen ſie ſich nunmehr wenden,</l><lb/> <l>Als wenn an den aͤuſren Enden,</l><lb/> <l>Ekken waͤren, die im Drehn,</l><lb/> <l>Nicht ſo leicht beweglich gehn.</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l><hi rendition="#in">J</hi>edes Aug beſteht aus Haͤuten, <note place="foot" n="(*)">Unter dieſen dreien Haͤuten iſt die aͤuſerſte ſehr hart,<lb/> vorne aber in einen ziemlichen Umſange durchſichtig,<lb/> und wird daher <hi rendition="#aq">tunica cornea</hi> oder <hi rendition="#fr">die durchſichti-<lb/> ge Horn-Haut</hi> genennet. Sie umgiebet das ganze<lb/> Auge, und machet rund herum das Weiſſe in denſel-<lb/> ben. Unter dieſer lieget die andre, die man <hi rendition="#aq">tunica<lb/> uvea</hi> oder <hi rendition="#fr">die Traubenfoͤrmige</hi> nennet. Dieſe iſt<lb/> hinterwerts im Auge ganz ſchwarz, kleidet die inwen-<lb/> dige Hoͤhle aus, und hindert ſonderlich daß das Licht<lb/> von den Seiten des Auges nicht zuruͤk nach den Bo-<lb/> den prallen und die <choice><sic>Abbildnng</sic><corr>Abbildung</corr></choice> der Strahlen an dem-<lb/> ſelben hindern koͤnne. Die dritte Haut bedekket den<lb/> Boden des Auges, wie ein ſeiner weiſſer Flor und<lb/> wird daher <hi rendition="#fr">die Nezfoͤrmige Haut</hi> oder <hi rendition="#aq">Tunica re-<lb/> tina</hi> genennet. Daran geſchehen alle Abbildungen im<lb/> Auge, und werden alle Bilder dem Sehnerven, der<lb/> dichte hinter ihr lieget, zugefuͤhret.</note></l><lb/> <l>Die dreifach ſind an der Zahl,</l><lb/> <l>Und aus ſo viel Feuchtigkeiten <note xml:id="f03" next="#f04" place="foot" n="(**)">Die Feuchtigkeiten des Auges ſind auch dreifach.<lb/> Die erſte iſt einem klaren Waſſer gleich, und recht duͤn-<lb/> ne und fluͤßig, daher wird ſie auch die <hi rendition="#fr">waͤſſerichte<lb/> Feuchtigkeit</hi> oder <hi rendition="#aq">humor aqueus</hi> genennet. Sie die-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">net</fw></note></l><lb/> <l>Darin ſich des Lichtes Strahl,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [138/0154]
Das Menſchliche Auge.
Da die Augen rund gebildet,
Wird darin der Gegenſtand,
Ohn Verwirrung abgeſchildet,
Und viel leichter, wie bekandt,
Koͤnnen ſie ſich nunmehr wenden,
Als wenn an den aͤuſren Enden,
Ekken waͤren, die im Drehn,
Nicht ſo leicht beweglich gehn.
Jedes Aug beſteht aus Haͤuten, (*)
Die dreifach ſind an der Zahl,
Und aus ſo viel Feuchtigkeiten (**)
Darin ſich des Lichtes Strahl,
Als
(*) Unter dieſen dreien Haͤuten iſt die aͤuſerſte ſehr hart,
vorne aber in einen ziemlichen Umſange durchſichtig,
und wird daher tunica cornea oder die durchſichti-
ge Horn-Haut genennet. Sie umgiebet das ganze
Auge, und machet rund herum das Weiſſe in denſel-
ben. Unter dieſer lieget die andre, die man tunica
uvea oder die Traubenfoͤrmige nennet. Dieſe iſt
hinterwerts im Auge ganz ſchwarz, kleidet die inwen-
dige Hoͤhle aus, und hindert ſonderlich daß das Licht
von den Seiten des Auges nicht zuruͤk nach den Bo-
den prallen und die Abbildung der Strahlen an dem-
ſelben hindern koͤnne. Die dritte Haut bedekket den
Boden des Auges, wie ein ſeiner weiſſer Flor und
wird daher die Nezfoͤrmige Haut oder Tunica re-
tina genennet. Daran geſchehen alle Abbildungen im
Auge, und werden alle Bilder dem Sehnerven, der
dichte hinter ihr lieget, zugefuͤhret.
(**) Die Feuchtigkeiten des Auges ſind auch dreifach.
Die erſte iſt einem klaren Waſſer gleich, und recht duͤn-
ne und fluͤßig, daher wird ſie auch die waͤſſerichte
Feuchtigkeit oder humor aqueus genennet. Sie die-
net
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |