Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die betrachtenswürdigen Bäume. Und unser Ebenbild im Abdrnk klar zu lesen.Die Wurzeln stellen uns, mit ihrer Fasern Zier, Das Haupt mit seinem Haar am Menschen-Körper für; Der Stamm gleicht unserm Leib, und an den Ast und Zweigen, Kan man ein ähnlich Bild von Bein und Armen zeigen. Durch Fasern ihres Stamms, die voller Röhren seyn, Dringt der gequollne Saft in Ast und Zweige ein, Und sind den Adern gleich, dadurch das Blut fort- gehet, Das sich recht wunderbar durch alle Glieder dre- het. Ein Baum ist angefüllt mit Bläsgen, drin der Saft, Gleichsam [verlorenes Material]ochet wird. Der Drüsen Eigenschaft Jn eines Menschen Leib ist diesem zu vergleichen, Weil sie die Nahrung auch recht säubern und erwei- chen. Die Röhren voller Luft, die durch die Stämme gehn, Die geben uns ein Bild von unsrer Lung zu sehn: Anstat der Haut sind sie mit Rinden überzogen, Wodurch die Feuchtigkeit die sie zu viel gesogen, Als durch Schweislöcher geht. Ein Baum stammt aus der Erden, Und muß auch wiederum zu Staub und Asche wer- den: Wir sind ihm darin auch, als Menschen alle gleich, Der Todt der liefert uns ins unterirdsche Reich, Wo sich der Körper trennt, da faulen alle Glieder, Und lösen sich in Staub, daraus sie stammen wieder. Des
Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Und unſer Ebenbild im Abdrnk klar zu leſen.Die Wurzeln ſtellen uns, mit ihrer Faſern Zier, Das Haupt mit ſeinem Haar am Menſchen-Koͤrper fuͤr; Der Stamm gleicht unſerm Leib, und an den Aſt und Zweigen, Kan man ein aͤhnlich Bild von Bein und Armen zeigen. Durch Faſern ihres Stamms, die voller Roͤhren ſeyn, Dringt der gequollne Saft in Aſt und Zweige ein, Und ſind den Adern gleich, dadurch das Blut fort- gehet, Das ſich recht wunderbar durch alle Glieder dre- het. Ein Baum iſt angefuͤllt mit Blaͤsgen, drin der Saft, Gleichſam [verlorenes Material]ochet wird. Der Druͤſen Eigenſchaft Jn eines Menſchen Leib iſt dieſem zu vergleichen, Weil ſie die Nahrung auch recht ſaͤubern und erwei- chen. Die Roͤhren voller Luft, die durch die Staͤmme gehn, Die geben uns ein Bild von unſrer Lung zu ſehn: Anſtat der Haut ſind ſie mit Rinden uͤberzogen, Wodurch die Feuchtigkeit die ſie zu viel geſogen, Als durch Schweisloͤcher geht. Ein Baum ſtammt aus der Erden, Und muß auch wiederum zu Staub und Aſche wer- den: Wir ſind ihm darin auch, als Menſchen alle gleich, Der Todt der liefert uns ins unterirdſche Reich, Wo ſich der Koͤrper trennt, da faulen alle Glieder, Und loͤſen ſich in Staub, daraus ſie ſtammen wieder. Des
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Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume.
Und unſer Ebenbild im Abdrnk klar zu leſen.
Die Wurzeln ſtellen uns, mit ihrer Faſern Zier,
Das Haupt mit ſeinem Haar am Menſchen-Koͤrper
fuͤr;
Der Stamm gleicht unſerm Leib, und an den Aſt
und Zweigen,
Kan man ein aͤhnlich Bild von Bein und Armen
zeigen.
Durch Faſern ihres Stamms, die voller Roͤhren
ſeyn,
Dringt der gequollne Saft in Aſt und Zweige ein,
Und ſind den Adern gleich, dadurch das Blut fort-
gehet,
Das ſich recht wunderbar durch alle Glieder dre-
het.
Ein Baum iſt angefuͤllt mit Blaͤsgen, drin der
Saft,
Gleichſam _ ochet wird. Der Druͤſen Eigenſchaft
Jn eines Menſchen Leib iſt dieſem zu vergleichen,
Weil ſie die Nahrung auch recht ſaͤubern und erwei-
chen.
Die Roͤhren voller Luft, die durch die Staͤmme
gehn,
Die geben uns ein Bild von unſrer Lung zu ſehn:
Anſtat der Haut ſind ſie mit Rinden uͤberzogen,
Wodurch die Feuchtigkeit die ſie zu viel geſogen,
Als durch Schweisloͤcher geht. Ein Baum ſtammt
aus der Erden,
Und muß auch wiederum zu Staub und Aſche wer-
den:
Wir ſind ihm darin auch, als Menſchen alle gleich,
Der Todt der liefert uns ins unterirdſche Reich,
Wo ſich der Koͤrper trennt, da faulen alle Glieder,
Und loͤſen ſich in Staub, daraus ſie ſtammen wieder.
Des
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