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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Der eitle Gottesdienst.
Was in dem Tempel wird gethan.
Was hilft es wenn wir immer stünden,
Und hörten einen Lehrer an?
Wenn wir nicht in dem heilgen Leben
Des Wortes Wirkung, dessen Kraft,
Die Früchte unsers Glaubens geben;
So hat es keine Frucht geschaft.
Und diente man GOtt durch das Singen,
Durch einen äuserlichen Thon.
So hätt der Orgeln helles Klingen,
Jm Dienst euch überwunden schon.
Die überstimmt mit ihren Röhren,
Mit ihren Baß, Posaunen-Klang,
Wenn wir sie in der Kirche hören,
Der Kehlen hellesten Gesang.
Drum Menschen lernet besser denken,
Den Schöpfer seine Zunge leihn,
Das Herze auf das Eitle lenken,
Jst nichts, als nur ein heilger Schein.
Jacobus sagt wer GOtt verehret,
Mit seinen Lippen blos allein,
Und sich nicht von der Welt abkehret,
Des Gottesdienst muß eitel seyn.
Wer seinen Schöpfer will gefallen,
Der diene ihm vom Herzengrund,
Und mache durch der Zungen Lallen,
Die Regung seines Herzens kund;
Der lebe nach des Höchsten Willen,
Und suche seine Christenpflicht,
Jn wahren Glauben zu erfüllen,
Sonst achtet GOtt die Andacht nicht;
Der bringe seine heilge Flammen,
Nach löblich christlichen Gebrauch,
Wenn sie aus wahren Herzen stammen,
Jn
Der eitle Gottesdienſt.
Was in dem Tempel wird gethan.
Was hilft es wenn wir immer ſtuͤnden,
Und hoͤrten einen Lehrer an?
Wenn wir nicht in dem heilgen Leben
Des Wortes Wirkung, deſſen Kraft,
Die Fruͤchte unſers Glaubens geben;
So hat es keine Frucht geſchaft.
Und diente man GOtt durch das Singen,
Durch einen aͤuſerlichen Thon.
So haͤtt der Orgeln helles Klingen,
Jm Dienſt euch uͤberwunden ſchon.
Die uͤberſtimmt mit ihren Roͤhren,
Mit ihren Baß, Poſaunen-Klang,
Wenn wir ſie in der Kirche hoͤren,
Der Kehlen helleſten Geſang.
Drum Menſchen lernet beſſer denken,
Den Schoͤpfer ſeine Zunge leihn,
Das Herze auf das Eitle lenken,
Jſt nichts, als nur ein heilger Schein.
Jacobus ſagt wer GOtt verehret,
Mit ſeinen Lippen blos allein,
Und ſich nicht von der Welt abkehret,
Des Gottesdienſt muß eitel ſeyn.
Wer ſeinen Schoͤpfer will gefallen,
Der diene ihm vom Herzengrund,
Und mache durch der Zungen Lallen,
Die Regung ſeines Herzens kund;
Der lebe nach des Hoͤchſten Willen,
Und ſuche ſeine Chriſtenpflicht,
Jn wahren Glauben zu erfuͤllen,
Sonſt achtet GOtt die Andacht nicht;
Der bringe ſeine heilge Flammen,
Nach loͤblich chriſtlichen Gebrauch,
Wenn ſie aus wahren Herzen ſtammen,
Jn
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[144/0156] Der eitle Gottesdienſt. Was in dem Tempel wird gethan. Was hilft es wenn wir immer ſtuͤnden, Und hoͤrten einen Lehrer an? Wenn wir nicht in dem heilgen Leben Des Wortes Wirkung, deſſen Kraft, Die Fruͤchte unſers Glaubens geben; So hat es keine Frucht geſchaft. Und diente man GOtt durch das Singen, Durch einen aͤuſerlichen Thon. So haͤtt der Orgeln helles Klingen, Jm Dienſt euch uͤberwunden ſchon. Die uͤberſtimmt mit ihren Roͤhren, Mit ihren Baß, Poſaunen-Klang, Wenn wir ſie in der Kirche hoͤren, Der Kehlen helleſten Geſang. Drum Menſchen lernet beſſer denken, Den Schoͤpfer ſeine Zunge leihn, Das Herze auf das Eitle lenken, Jſt nichts, als nur ein heilger Schein. Jacobus ſagt wer GOtt verehret, Mit ſeinen Lippen blos allein, Und ſich nicht von der Welt abkehret, Des Gottesdienſt muß eitel ſeyn. Wer ſeinen Schoͤpfer will gefallen, Der diene ihm vom Herzengrund, Und mache durch der Zungen Lallen, Die Regung ſeines Herzens kund; Der lebe nach des Hoͤchſten Willen, Und ſuche ſeine Chriſtenpflicht, Jn wahren Glauben zu erfuͤllen, Sonſt achtet GOtt die Andacht nicht; Der bringe ſeine heilge Flammen, Nach loͤblich chriſtlichen Gebrauch, Wenn ſie aus wahren Herzen ſtammen, Jn

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/156>, abgerufen am 16.04.2024.