Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die Weisheit GOttes O! weise Majestät, du hast das äusre Bild,Der Menschen wunderbahr, mit deinem Glanz er- füllt; Wir die wir dich als GOtt, als unsern Vater kennen, Wir müssen dich auch drum Allweis und mächtig nennen, Daß du so herrlich hast der Menschen ihr Gesicht, Mit einem Unterscheid fürtreflich eingericht. Die Vortheil die daraus zu unsern Glük entstehen, Sind in den Völker-Staat mehr als zu klar zu se- hen. Wär jeder am Gesicht dem andern gänzlich gleich, So wäre unsre Welt, ein recht Verwirrungs- reich, Der Böse wär alsdenn vom Guten nicht zu schei- den, Der Fromme müste oft die harte Straffe leiden, Die auf die Bosheit folgt: ein solcher der ein Freund, Säh eben also aus, als der ein falscher Feind, Da könte man Betrug nach seinen bösen Willen, Jn fremden Nahmen spieln, man dürfte sich nur hüllen, Jn eines andren Kleid, so wär es gleich der Mann. Ein jeder denke nach, was draus entstehen kann; So wird die Weisheit klar, die zum vergnügten Leben, Ein sonderlich Gesicht, aus klugen Rath gegeben. So weislich ist es auch, zum guten Zwek gericht, Daß nie kein Mensch also, als wie der andre spricht, Der Stimme klarer Thon der aus der Kehle drin- get, Jst mannigfaltiglich, wenn er ins Ohr erklinget. Der Sprache Unterscheid zertheilet Volk und Land, Es
Die Weisheit GOttes O! weiſe Majeſtaͤt, du haſt das aͤuſre Bild,Der Menſchen wunderbahr, mit deinem Glanz er- fuͤllt; Wir die wir dich als GOtt, als unſern Vater kennen, Wir muͤſſen dich auch drum Allweiſ und maͤchtig nennen, Daß du ſo herrlich haſt der Menſchen ihr Geſicht, Mit einem Unterſcheid fuͤrtreflich eingericht. Die Vortheil die daraus zu unſern Gluͤk entſtehen, Sind in den Voͤlker-Staat mehr als zu klar zu ſe- hen. Waͤr jeder am Geſicht dem andern gaͤnzlich gleich, So waͤre unſre Welt, ein recht Verwirrungs- reich, Der Boͤſe waͤr alsdenn vom Guten nicht zu ſchei- den, Der Fromme muͤſte oft die harte Straffe leiden, Die auf die Bosheit folgt: ein ſolcher der ein Freund, Saͤh eben alſo aus, als der ein falſcher Feind, Da koͤnte man Betrug nach ſeinen boͤſen Willen, Jn fremden Nahmen ſpieln, man duͤrfte ſich nur huͤllen, Jn eines andren Kleid, ſo waͤr es gleich der Mann. Ein jeder denke nach, was draus entſtehen kann; So wird die Weisheit klar, die zum vergnuͤgten Leben, Ein ſonderlich Geſicht, aus klugen Rath gegeben. So weislich iſt es auch, zum guten Zwek gericht, Daß nie kein Menſch alſo, als wie der andre ſpricht, Der Stimme klarer Thon der aus der Kehle drin- get, Jſt mannigfaltiglich, wenn er ins Ohr erklinget. Der Sprache Unterſcheid zertheilet Volk und Land, Es
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Die Weisheit GOttes
O! weiſe Majeſtaͤt, du haſt das aͤuſre Bild,
Der Menſchen wunderbahr, mit deinem Glanz er-
fuͤllt;
Wir die wir dich als GOtt, als unſern Vater
kennen,
Wir muͤſſen dich auch drum Allweiſ und maͤchtig
nennen,
Daß du ſo herrlich haſt der Menſchen ihr Geſicht,
Mit einem Unterſcheid fuͤrtreflich eingericht.
Die Vortheil die daraus zu unſern Gluͤk entſtehen,
Sind in den Voͤlker-Staat mehr als zu klar zu ſe-
hen.
Waͤr jeder am Geſicht dem andern gaͤnzlich gleich,
So waͤre unſre Welt, ein recht Verwirrungs-
reich,
Der Boͤſe waͤr alsdenn vom Guten nicht zu ſchei-
den,
Der Fromme muͤſte oft die harte Straffe leiden,
Die auf die Bosheit folgt: ein ſolcher der ein Freund,
Saͤh eben alſo aus, als der ein falſcher Feind,
Da koͤnte man Betrug nach ſeinen boͤſen Willen,
Jn fremden Nahmen ſpieln, man duͤrfte ſich nur
huͤllen,
Jn eines andren Kleid, ſo waͤr es gleich der Mann.
Ein jeder denke nach, was draus entſtehen kann;
So wird die Weisheit klar, die zum vergnuͤgten
Leben,
Ein ſonderlich Geſicht, aus klugen Rath gegeben.
So weislich iſt es auch, zum guten Zwek gericht,
Daß nie kein Menſch alſo, als wie der andre ſpricht,
Der Stimme klarer Thon der aus der Kehle drin-
get,
Jſt mannigfaltiglich, wenn er ins Ohr erklinget.
Der Sprache Unterſcheid zertheilet Volk und Land,
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