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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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an den mannigfaltigen Gesichtsbildungen.
Wie mannigfaltiglich die Züge sind gelenkt,
Der muß Verwundrungsvoll dabei gleich eingeste-
hen,

Daß daran, daß ein GOtt der Weise, zu erse-
hen.

Jhr Thoren die ihr euch mit falschen Grillen plagt
Die ihr, es sey kein GOtt, aus blinden Frevel
sagt,

Die ihr die Welt erbaut, aus Stäubgen die ver-
flogen,

Jn den verwirten Drang zusammen sich gezogen,
Sagt mir wie geht das zu, wenn nur ein Ohngefehr,
Die Mutter aller Ding, das Schicksal Vater wär,
Daß unter Menschen nicht, da doch viel Millio-
nen,

Jn einem jeden Land des Erdenkreises wohnen,
Ein gleiches Paar zu sehn? Es muß doch einer seyn,
Der dieses so gewollt, sonst träf es woll mahl ein,
Daß Kinder die jezt doch natürlich ja entstehen,
Dem Vater der sie zeugt, vollkommen gleiche sehen;
Sonst träf es woll mahl ein, daß sie der Mutter
Bild,

Jm Abdruk der Natur vollkommentlich erfüllt,
Jhr wollet oder nicht, ihr müsset doch bekennen,
Daß dieser Unterscheid sehr weislich sey zu nennen.
Jhr sprecht daß die Natur, so überkunstreich sey,
Sie liebe in der Welt ein ungleich Mancherlei:
Jhr wißt nicht was ihr sagt, was kan Natur for-
miren,

Ohn einem Oberherrn, der alles muß regieren?
Wir sehen keinen Grund, das etwas von sich sey,
Vielweniger falln wir, der blinden Meinung bei,
Daß dieses Mannigfalt, in den Gesichtes-Zügen,
Ohn eine weise Macht, sich könn von selbsten fügen.
O!
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an den mannigfaltigen Geſichtsbildungen.
Wie mannigfaltiglich die Zuͤge ſind gelenkt,
Der muß Verwundrungsvoll dabei gleich eingeſte-
hen,

Daß daran, daß ein GOtt der Weiſe, zu erſe-
hen.

Jhr Thoren die ihr euch mit falſchen Grillen plagt
Die ihr, es ſey kein GOtt, aus blinden Frevel
ſagt,

Die ihr die Welt erbaut, aus Staͤubgen die ver-
flogen,

Jn den verwirten Drang zuſammen ſich gezogen,
Sagt mir wie geht das zu, wenn nur ein Ohngefehr,
Die Mutter aller Ding, das Schickſal Vater waͤr,
Daß unter Menſchen nicht, da doch viel Millio-
nen,

Jn einem jeden Land des Erdenkreiſes wohnen,
Ein gleiches Paar zu ſehn? Es muß doch einer ſeyn,
Der dieſes ſo gewollt, ſonſt traͤf es woll mahl ein,
Daß Kinder die jezt doch natuͤrlich ja entſtehen,
Dem Vater der ſie zeugt, vollkommen gleiche ſehen;
Sonſt traͤf es woll mahl ein, daß ſie der Mutter
Bild,

Jm Abdruk der Natur vollkommentlich erfuͤllt,
Jhr wollet oder nicht, ihr muͤſſet doch bekennen,
Daß dieſer Unterſcheid ſehr weislich ſey zu nennen.
Jhr ſprecht daß die Natur, ſo uͤberkunſtreich ſey,
Sie liebe in der Welt ein ungleich Mancherlei:
Jhr wißt nicht was ihr ſagt, was kan Natur for-
miren,

Ohn einem Oberherrn, der alles muß regieren?
Wir ſehen keinen Grund, das etwas von ſich ſey,
Vielweniger falln wir, der blinden Meinung bei,
Daß dieſes Mannigfalt, in den Geſichtes-Zuͤgen,
Ohn eine weiſe Macht, ſich koͤnn von ſelbſten fuͤgen.
O!
G 5
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[105/0117] an den mannigfaltigen Geſichtsbildungen. Wie mannigfaltiglich die Zuͤge ſind gelenkt, Der muß Verwundrungsvoll dabei gleich eingeſte- hen, Daß daran, daß ein GOtt der Weiſe, zu erſe- hen. Jhr Thoren die ihr euch mit falſchen Grillen plagt Die ihr, es ſey kein GOtt, aus blinden Frevel ſagt, Die ihr die Welt erbaut, aus Staͤubgen die ver- flogen, Jn den verwirten Drang zuſammen ſich gezogen, Sagt mir wie geht das zu, wenn nur ein Ohngefehr, Die Mutter aller Ding, das Schickſal Vater waͤr, Daß unter Menſchen nicht, da doch viel Millio- nen, Jn einem jeden Land des Erdenkreiſes wohnen, Ein gleiches Paar zu ſehn? Es muß doch einer ſeyn, Der dieſes ſo gewollt, ſonſt traͤf es woll mahl ein, Daß Kinder die jezt doch natuͤrlich ja entſtehen, Dem Vater der ſie zeugt, vollkommen gleiche ſehen; Sonſt traͤf es woll mahl ein, daß ſie der Mutter Bild, Jm Abdruk der Natur vollkommentlich erfuͤllt, Jhr wollet oder nicht, ihr muͤſſet doch bekennen, Daß dieſer Unterſcheid ſehr weislich ſey zu nennen. Jhr ſprecht daß die Natur, ſo uͤberkunſtreich ſey, Sie liebe in der Welt ein ungleich Mancherlei: Jhr wißt nicht was ihr ſagt, was kan Natur for- miren, Ohn einem Oberherrn, der alles muß regieren? Wir ſehen keinen Grund, das etwas von ſich ſey, Vielweniger falln wir, der blinden Meinung bei, Daß dieſes Mannigfalt, in den Geſichtes-Zuͤgen, Ohn eine weiſe Macht, ſich koͤnn von ſelbſten fuͤgen. O! G 5

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/117>, abgerufen am 25.04.2024.