Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.an den mannigfaltigen Gesichtsbildungen. Es wird am Schibboleth im Augenblik erkannt (*)Wer zum Stamm Ephraim, als seinem Volk ge- höret, Und wenn man sein Gehör, auf eines Rede keh- ret: So merkt man alsobald, daß es derselbe sey, Es fält uns Augenbliks am Thon der Mensche bey, Der uns vorher bekannt. Auch hierin ist zu spü- ren, Des Allerweisesten recht herrliches Regieren, Er hat das so gemacht, das jegliche Persohn, So gleich uns kenntbar sey, an ihrer Sprache Thon, Damit in einem Haus, wo viele sind zu finden, Die in Gesellschaft sind, an Ordnungen sich bin- den, Man gleich vernehmen kan, wer da sey, oder nicht, Wenn man denselben ruft, und er die Antwort spricht. Und sieht man überal, wie Sprachen, Mundart, Zungen, Die jemahls in der Welt geredet und erklungen, Und noch zu hören sind, und wie des Gaums Ge- thön, Der Völker mancherlei; so muß man eingestehn, Es sey der höchste GOtt ein unbegreiflich Wesen, Der alles wunderbar zu seinen Zwek erlesen Hier ruft man billig aus: Welch Tieffen siehet man, Von göttlichen Verstand in seinen Werken an, Welch Menschen Wiz darf sich in Kühnheit unter- winden, Der Weisheit tieffes Meer im Schöpfer zu ergrün- den! Wir (*) B. der Richter c. XII. 6.
an den mannigfaltigen Geſichtsbildungen. Es wird am Schibboleth im Augenblik erkannt (*)Wer zum Stamm Ephraim, als ſeinem Volk ge- hoͤret, Und wenn man ſein Gehoͤr, auf eines Rede keh- ret: So merkt man alſobald, daß es derſelbe ſey, Es faͤlt uns Augenbliks am Thon der Menſche bey, Der uns vorher bekannt. Auch hierin iſt zu ſpuͤ- ren, Des Allerweiſeſten recht herrliches Regieren, Er hat das ſo gemacht, das jegliche Perſohn, So gleich uns kenntbar ſey, an ihrer Sprache Thon, Damit in einem Haus, wo viele ſind zu finden, Die in Geſellſchaft ſind, an Ordnungen ſich bin- den, Man gleich vernehmen kan, wer da ſey, oder nicht, Wenn man denſelben ruft, und er die Antwort ſpricht. Und ſieht man uͤberal, wie Sprachen, Mundart, Zungen, Die jemahls in der Welt geredet und erklungen, Und noch zu hoͤren ſind, und wie des Gaums Ge- thoͤn, Der Voͤlker mancherlei; ſo muß man eingeſtehn, Es ſey der hoͤchſte GOtt ein unbegreiflich Weſen, Der alles wunderbar zu ſeinen Zwek erleſen Hier ruft man billig aus: Welch Tieffen ſiehet man, Von goͤttlichen Verſtand in ſeinen Werken an, Welch Menſchen Wiz darf ſich in Kuͤhnheit unter- winden, Der Weisheit tieffes Meer im Schoͤpfer zu ergruͤn- den! Wir (*) B. der Richter c. XII. 6.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0119" n="107"/> <fw place="top" type="header">an den mannigfaltigen Geſichtsbildungen.</fw><lb/> <l>Es wird am Schibboleth im Augenblik erkannt <note place="foot" n="(*)">B. der Richter c. <hi rendition="#aq">XII.</hi> 6.</note></l><lb/> <l>Wer zum Stamm Ephraim, als ſeinem Volk ge-<lb/><hi rendition="#et">hoͤret,</hi></l><lb/> <l>Und wenn man ſein Gehoͤr, auf eines Rede keh-<lb/><hi rendition="#et">ret:</hi></l><lb/> <l>So merkt man alſobald, daß es derſelbe ſey,</l><lb/> <l>Es faͤlt uns Augenbliks am Thon der Menſche bey,</l><lb/> <l>Der uns vorher bekannt. Auch hierin iſt zu ſpuͤ-<lb/><hi rendition="#et">ren,</hi></l><lb/> <l>Des Allerweiſeſten recht herrliches Regieren,</l><lb/> <l>Er hat das ſo gemacht, das jegliche Perſohn,</l><lb/> <l>So gleich uns kenntbar ſey, an ihrer Sprache<lb/><hi rendition="#et">Thon,</hi></l><lb/> <l>Damit in einem Haus, wo viele ſind zu finden,</l><lb/> <l>Die in Geſellſchaft ſind, an Ordnungen ſich bin-<lb/><hi rendition="#et">den,</hi></l><lb/> <l>Man gleich vernehmen kan, wer da ſey, oder nicht,</l><lb/> <l>Wenn man denſelben ruft, und er die Antwort<lb/><hi rendition="#et">ſpricht.</hi></l><lb/> <l>Und ſieht man uͤberal, wie Sprachen, Mundart,<lb/><hi rendition="#et">Zungen,</hi></l><lb/> <l>Die jemahls in der Welt geredet und erklungen,</l><lb/> <l>Und noch zu hoͤren ſind, und wie des Gaums Ge-<lb/><hi rendition="#et">thoͤn,</hi></l><lb/> <l>Der Voͤlker mancherlei; ſo muß man eingeſtehn,</l><lb/> <l>Es ſey der hoͤchſte <hi rendition="#fr">GOtt</hi> ein unbegreiflich Weſen,</l><lb/> <l>Der alles wunderbar zu ſeinen Zwek erleſen</l><lb/> <l>Hier ruft man billig aus: Welch Tieffen ſiehet man,</l><lb/> <l>Von goͤttlichen Verſtand in ſeinen Werken an,</l><lb/> <l>Welch Menſchen Wiz darf ſich in Kuͤhnheit unter-<lb/><hi rendition="#et">winden,</hi></l><lb/> <l>Der Weisheit tieffes Meer im Schoͤpfer zu ergruͤn-<lb/><hi rendition="#et">den!</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [107/0119]
an den mannigfaltigen Geſichtsbildungen.
Es wird am Schibboleth im Augenblik erkannt (*)
Wer zum Stamm Ephraim, als ſeinem Volk ge-
hoͤret,
Und wenn man ſein Gehoͤr, auf eines Rede keh-
ret:
So merkt man alſobald, daß es derſelbe ſey,
Es faͤlt uns Augenbliks am Thon der Menſche bey,
Der uns vorher bekannt. Auch hierin iſt zu ſpuͤ-
ren,
Des Allerweiſeſten recht herrliches Regieren,
Er hat das ſo gemacht, das jegliche Perſohn,
So gleich uns kenntbar ſey, an ihrer Sprache
Thon,
Damit in einem Haus, wo viele ſind zu finden,
Die in Geſellſchaft ſind, an Ordnungen ſich bin-
den,
Man gleich vernehmen kan, wer da ſey, oder nicht,
Wenn man denſelben ruft, und er die Antwort
ſpricht.
Und ſieht man uͤberal, wie Sprachen, Mundart,
Zungen,
Die jemahls in der Welt geredet und erklungen,
Und noch zu hoͤren ſind, und wie des Gaums Ge-
thoͤn,
Der Voͤlker mancherlei; ſo muß man eingeſtehn,
Es ſey der hoͤchſte GOtt ein unbegreiflich Weſen,
Der alles wunderbar zu ſeinen Zwek erleſen
Hier ruft man billig aus: Welch Tieffen ſiehet man,
Von goͤttlichen Verſtand in ſeinen Werken an,
Welch Menſchen Wiz darf ſich in Kuͤhnheit unter-
winden,
Der Weisheit tieffes Meer im Schoͤpfer zu ergruͤn-
den!
Wir
(*) B. der Richter c. XII. 6.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |