Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.
Wie ofte sieht man auf der Erden, Daß Menschen wilde Thiere werden, Es schäumet ihr vergiftet Blut Jm Zorn, als wenn sie Löwen, Bären Und Wölfe, ja noch ärger wären, Bei ihrer Raserei und Wuth. Wie viele Menschen sind zu finden, Die sich in einem Fuchspelz winden, Mit List und Macht das an sich ziehn; Wornach sich andre die da leben, Und sich der Redlichkeit bestreben, Vergeblich und umsonst bemühn. Wie ofte auf den Bühnen Affen, Die listig thun und schmeichelnd gaffen, Jn Menschen Kleidern zu besehn: So findet man an allen Enden, Wohin wir nur die Augen wenden, Dergleichen hin und wieder gehn. Die Torheit und ein albern Wesen, Läst sich oft aus den Mienen lesen, Die diese Affenmäßig zeigt: Und jene die von Hochmuts-Orden, Jst gar ein menschlich Pfau geworden, Weil sie stets brüstend einher steigt. So ungereimte Wundersachen, Die kluge Menschen thöricht machen, Sind
Wie ofte ſieht man auf der Erden, Daß Menſchen wilde Thiere werden, Es ſchaͤumet ihr vergiftet Blut Jm Zorn, als wenn ſie Loͤwen, Baͤren Und Woͤlfe, ja noch aͤrger waͤren, Bei ihrer Raſerei und Wuth. Wie viele Menſchen ſind zu finden, Die ſich in einem Fuchspelz winden, Mit Liſt und Macht das an ſich ziehn; Wornach ſich andre die da leben, Und ſich der Redlichkeit beſtreben, Vergeblich und umſonſt bemuͤhn. Wie ofte auf den Buͤhnen Affen, Die liſtig thun und ſchmeichelnd gaffen, Jn Menſchen Kleidern zu beſehn: So findet man an allen Enden, Wohin wir nur die Augen wenden, Dergleichen hin und wieder gehn. Die Torheit und ein albern Weſen, Laͤſt ſich oft aus den Mienen leſen, Die dieſe Affenmaͤßig zeigt: Und jene die von Hochmuts-Orden, Jſt gar ein menſchlich Pfau geworden, Weil ſie ſtets bruͤſtend einher ſteigt. So ungereimte Wunderſachen, Die kluge Menſchen thoͤricht machen, Sind
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Die Schaubuͤhne der Welt.
Sieht man wie ſich ein Menſch verwandelt,
Jn eine viehiſche Geſtalt.
Wie ofte ſieht man auf der Erden,
Daß Menſchen wilde Thiere werden,
Es ſchaͤumet ihr vergiftet Blut
Jm Zorn, als wenn ſie Loͤwen, Baͤren
Und Woͤlfe, ja noch aͤrger waͤren,
Bei ihrer Raſerei und Wuth.
Wie viele Menſchen ſind zu finden,
Die ſich in einem Fuchspelz winden,
Mit Liſt und Macht das an ſich ziehn;
Wornach ſich andre die da leben,
Und ſich der Redlichkeit beſtreben,
Vergeblich und umſonſt bemuͤhn.
Wie ofte auf den Buͤhnen Affen,
Die liſtig thun und ſchmeichelnd gaffen,
Jn Menſchen Kleidern zu beſehn:
So findet man an allen Enden,
Wohin wir nur die Augen wenden,
Dergleichen hin und wieder gehn.
Die Torheit und ein albern Weſen,
Laͤſt ſich oft aus den Mienen leſen,
Die dieſe Affenmaͤßig zeigt:
Und jene die von Hochmuts-Orden,
Jſt gar ein menſchlich Pfau geworden,
Weil ſie ſtets bruͤſtend einher ſteigt.
So ungereimte Wunderſachen,
Die kluge Menſchen thoͤricht machen,
Sind
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