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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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der lehrenden Blumen.
Jhr Menschen die ihr von den Morgen,
Bis zu dem Abend euch stets plagt;
Und durch ein schwarzes Heer von Sorgen,
Jn Zweifelung, Furcht das Herze nagt;
Kommt her und lernt der Vorsicht Walten,
An dieser Blumen bunte Tracht;
Wie kann der euch nicht auch erhalten
Der diese so gewebt, gemacht?
O! Zweifler seht der Vorsicht Zeugen,
Jn Blumen aus der Erde steigen.
Bedenkt des ewgen Vaters Milde,
Verzagte die der Gram besiegt
Schaft er euch nicht nach seinen Bilde,
Warum seid ihr denn misvergnügt?
Jhr glaubt, daß GOtt euch ganz vergessen,
Der sonsten alle Ding ernährt,
Und jedem seines Leibes Essen,
Und Kleid und Nahrung gnug beschert:
Jhr irrt, der Vorsicht würkend Sehen,
Muß über alle Dinge gehen.
Geht nur in einen Blumen-Garten,
Da könnt ihr den Beweisthum sehn,
Jhr findet da so manche Arten,
Von Blumen schön gekleidet stehn.
Wer hat derselben Schmuk gesponnen,
Womit sie prächtig angethan;
Wo ist die Nahrung hergeronnen,
Die sie mit Saft erhalten kan;
Wie seht ihr nicht der Vorsicht Spuren,
Jn diesen kleinen Kreaturen?
Sie
der lehrenden Blumen.
Jhr Menſchen die ihr von den Morgen,
Bis zu dem Abend euch ſtets plagt;
Und durch ein ſchwarzes Heer von Sorgen,
Jn Zweifelung, Furcht das Herze nagt;
Kommt her und lernt der Vorſicht Walten,
An dieſer Blumen bunte Tracht;
Wie kann der euch nicht auch erhalten
Der dieſe ſo gewebt, gemacht?
O! Zweifler ſeht der Vorſicht Zeugen,
Jn Blumen aus der Erde ſteigen.
Bedenkt des ewgen Vaters Milde,
Verzagte die der Gram beſiegt
Schaft er euch nicht nach ſeinen Bilde,
Warum ſeid ihr denn misvergnuͤgt?
Jhr glaubt, daß GOtt euch ganz vergeſſen,
Der ſonſten alle Ding ernaͤhrt,
Und jedem ſeines Leibes Eſſen,
Und Kleid und Nahrung gnug beſchert:
Jhr irrt, der Vorſicht wuͤrkend Sehen,
Muß uͤber alle Dinge gehen.
Geht nur in einen Blumen-Garten,
Da koͤnnt ihr den Beweisthum ſehn,
Jhr findet da ſo manche Arten,
Von Blumen ſchoͤn gekleidet ſtehn.
Wer hat derſelben Schmuk geſponnen,
Womit ſie praͤchtig angethan;
Wo iſt die Nahrung hergeronnen,
Die ſie mit Saft erhalten kan;
Wie ſeht ihr nicht der Vorſicht Spuren,
Jn dieſen kleinen Kreaturen?
Sie
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[63/0075] der lehrenden Blumen. Jhr Menſchen die ihr von den Morgen, Bis zu dem Abend euch ſtets plagt; Und durch ein ſchwarzes Heer von Sorgen, Jn Zweifelung, Furcht das Herze nagt; Kommt her und lernt der Vorſicht Walten, An dieſer Blumen bunte Tracht; Wie kann der euch nicht auch erhalten Der dieſe ſo gewebt, gemacht? O! Zweifler ſeht der Vorſicht Zeugen, Jn Blumen aus der Erde ſteigen. Bedenkt des ewgen Vaters Milde, Verzagte die der Gram beſiegt Schaft er euch nicht nach ſeinen Bilde, Warum ſeid ihr denn misvergnuͤgt? Jhr glaubt, daß GOtt euch ganz vergeſſen, Der ſonſten alle Ding ernaͤhrt, Und jedem ſeines Leibes Eſſen, Und Kleid und Nahrung gnug beſchert: Jhr irrt, der Vorſicht wuͤrkend Sehen, Muß uͤber alle Dinge gehen. Geht nur in einen Blumen-Garten, Da koͤnnt ihr den Beweisthum ſehn, Jhr findet da ſo manche Arten, Von Blumen ſchoͤn gekleidet ſtehn. Wer hat derſelben Schmuk geſponnen, Womit ſie praͤchtig angethan; Wo iſt die Nahrung hergeronnen, Die ſie mit Saft erhalten kan; Wie ſeht ihr nicht der Vorſicht Spuren, Jn dieſen kleinen Kreaturen? Sie

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/75>, abgerufen am 28.04.2024.