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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Die heilige Garten-Schule
O! ja der Schöpfer der uns liebet,
Zeigt seine ewge Vater-Güt,
Da er uns holde Blumen giebet;
Wenn ein betrachtendes Gemüt
Die süß empfundne Lust erweget,
Die sich bei Anmuhts-vollen Schau
Jn seinen Herzen freudig reget:
So merkt es daß der Blumen Bau,
Durchs Auge selbst den Geist behage,
Der Liebe Zeichen an sich trage.
Wie lieblich ist der Dunst den Nasen,
Der durchs Gehirn den Geist vergnügt,
Wenn durch ein geistig Düften, Blasen,
Ein Balsam aus den Blumen fliegt!
Wer riecht hier nicht, daß GOtt die Liebe,
Und seinen Menschen-Kindern hold,
Wenn er uns zum erquikten Triebe,
So manches frisches Labsal zollt?
Kan man nicht das empfundne Rauchen,
Zum Zeugnis seiner Güte brauchen?
Jhr Blumen scheint mir wie Altäre,
Worauf bei stiller Abenszeit,
Der Schöpfer sich zu seiner Ehre,
Vornemlich Ambra ausgestreut.
Wenn wir am Tag uns satt gesehen,
An eurer wollgeschmükten Pracht;
So müssen eure Düfte wehen,
Und uns vergnügen bei der Nacht;
Wenn wir uns in der Hizze kühlen,
Und eur gewürztes Hauchen fühlen.
Jhr
Die heilige Garten-Schule
O! ja der Schoͤpfer der uns liebet,
Zeigt ſeine ewge Vater-Guͤt,
Da er uns holde Blumen giebet;
Wenn ein betrachtendes Gemuͤt
Die ſuͤß empfundne Luſt erweget,
Die ſich bei Anmuhts-vollen Schau
Jn ſeinen Herzen freudig reget:
So merkt es daß der Blumen Bau,
Durchs Auge ſelbſt den Geiſt behage,
Der Liebe Zeichen an ſich trage.
Wie lieblich iſt der Dunſt den Naſen,
Der durchs Gehirn den Geiſt vergnuͤgt,
Wenn durch ein geiſtig Duͤften, Blaſen,
Ein Balſam aus den Blumen fliegt!
Wer riecht hier nicht, daß GOtt die Liebe,
Und ſeinen Menſchen-Kindern hold,
Wenn er uns zum erquikten Triebe,
So manches friſches Labſal zollt?
Kan man nicht das empfundne Rauchen,
Zum Zeugnis ſeiner Guͤte brauchen?
Jhr Blumen ſcheint mir wie Altaͤre,
Worauf bei ſtiller Abenszeit,
Der Schoͤpfer ſich zu ſeiner Ehre,
Vornemlich Ambra ausgeſtreut.
Wenn wir am Tag uns ſatt geſehen,
An eurer wollgeſchmuͤkten Pracht;
So muͤſſen eure Duͤfte wehen,
Und uns vergnuͤgen bei der Nacht;
Wenn wir uns in der Hizze kuͤhlen,
Und eur gewuͤrztes Hauchen fuͤhlen.
Jhr
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[62/0074] Die heilige Garten-Schule O! ja der Schoͤpfer der uns liebet, Zeigt ſeine ewge Vater-Guͤt, Da er uns holde Blumen giebet; Wenn ein betrachtendes Gemuͤt Die ſuͤß empfundne Luſt erweget, Die ſich bei Anmuhts-vollen Schau Jn ſeinen Herzen freudig reget: So merkt es daß der Blumen Bau, Durchs Auge ſelbſt den Geiſt behage, Der Liebe Zeichen an ſich trage. Wie lieblich iſt der Dunſt den Naſen, Der durchs Gehirn den Geiſt vergnuͤgt, Wenn durch ein geiſtig Duͤften, Blaſen, Ein Balſam aus den Blumen fliegt! Wer riecht hier nicht, daß GOtt die Liebe, Und ſeinen Menſchen-Kindern hold, Wenn er uns zum erquikten Triebe, So manches friſches Labſal zollt? Kan man nicht das empfundne Rauchen, Zum Zeugnis ſeiner Guͤte brauchen? Jhr Blumen ſcheint mir wie Altaͤre, Worauf bei ſtiller Abenszeit, Der Schoͤpfer ſich zu ſeiner Ehre, Vornemlich Ambra ausgeſtreut. Wenn wir am Tag uns ſatt geſehen, An eurer wollgeſchmuͤkten Pracht; So muͤſſen eure Duͤfte wehen, Und uns vergnuͤgen bei der Nacht; Wenn wir uns in der Hizze kuͤhlen, Und eur gewuͤrztes Hauchen fuͤhlen. Jhr

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/74>, abgerufen am 28.04.2024.