Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die heilige Garten-Schule Sie sagen euch mit einen Munde, Wir stammen von der Vorsicht her, Die uns aus einen schwarzen Grunde, Sehr weislich, nicht von Ohngefehr, Aus unsrer Mutter Schoos gezogen. Die Allmacht stellet alle Jahr, Aus Liebe gegen euch bewogen, Uns euch so woll gekleidet dar, Damit ihr seine Aufsicht merket, Und dadurch euch im Glauben stärket. Wir sind der Vorsicht Meisterstükke, Die zu der Erden Zier erwählt; Wirft er auf uns sein Aug zurükke, Den doch das edle Leben fehlt; So könnt ihr daraus richtig schliessen, Der Vater der euch Odem giebt, Wird euch auch zu erhalten wissen; Der Menschen mehr als uns geliebt, Der wird euch auch durch seinen Seegen Das Brodt beschern, ein Kleid anlegen. Lernt, wenn ihr dieses Heer betrachtet, Das GOtt ohn all ihr Sorgen schmükt, Daß der den Höchsten nur verachtet, Der denkt: er sey durch sich beglükt. Wie viele sind die blindlings meinen, Daß sie vor sich allein bestehn, Und daß ein jeder auf die Seinen Ohn GOttes Vorsicht könne sehn. Jhr Tohren! lernet anders denken: GOtt ists, der muß euch alles schenken. So
Die heilige Garten-Schule Sie ſagen euch mit einen Munde, Wir ſtammen von der Vorſicht her, Die uns aus einen ſchwarzen Grunde, Sehr weislich, nicht von Ohngefehr, Aus unſrer Mutter Schoos gezogen. Die Allmacht ſtellet alle Jahr, Aus Liebe gegen euch bewogen, Uns euch ſo woll gekleidet dar, Damit ihr ſeine Aufſicht merket, Und dadurch euch im Glauben ſtaͤrket. Wir ſind der Vorſicht Meiſterſtuͤkke, Die zu der Erden Zier erwaͤhlt; Wirft er auf uns ſein Aug zuruͤkke, Den doch das edle Leben fehlt; So koͤnnt ihr daraus richtig ſchlieſſen, Der Vater der euch Odem giebt, Wird euch auch zu erhalten wiſſen; Der Menſchen mehr als uns geliebt, Der wird euch auch durch ſeinen Seegen Das Brodt beſchern, ein Kleid anlegen. Lernt, wenn ihr dieſes Heer betrachtet, Das GOtt ohn all ihr Sorgen ſchmuͤkt, Daß der den Hoͤchſten nur verachtet, Der denkt: er ſey durch ſich begluͤkt. Wie viele ſind die blindlings meinen, Daß ſie vor ſich allein beſtehn, Und daß ein jeder auf die Seinen Ohn GOttes Vorſicht koͤnne ſehn. Jhr Tohren! lernet anders denken: GOtt iſts, der muß euch alles ſchenken. So
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Die heilige Garten-Schule
Sie ſagen euch mit einen Munde,
Wir ſtammen von der Vorſicht her,
Die uns aus einen ſchwarzen Grunde,
Sehr weislich, nicht von Ohngefehr,
Aus unſrer Mutter Schoos gezogen.
Die Allmacht ſtellet alle Jahr,
Aus Liebe gegen euch bewogen,
Uns euch ſo woll gekleidet dar,
Damit ihr ſeine Aufſicht merket,
Und dadurch euch im Glauben ſtaͤrket.
Wir ſind der Vorſicht Meiſterſtuͤkke,
Die zu der Erden Zier erwaͤhlt;
Wirft er auf uns ſein Aug zuruͤkke,
Den doch das edle Leben fehlt;
So koͤnnt ihr daraus richtig ſchlieſſen,
Der Vater der euch Odem giebt,
Wird euch auch zu erhalten wiſſen;
Der Menſchen mehr als uns geliebt,
Der wird euch auch durch ſeinen Seegen
Das Brodt beſchern, ein Kleid anlegen.
Lernt, wenn ihr dieſes Heer betrachtet,
Das GOtt ohn all ihr Sorgen ſchmuͤkt,
Daß der den Hoͤchſten nur verachtet,
Der denkt: er ſey durch ſich begluͤkt.
Wie viele ſind die blindlings meinen,
Daß ſie vor ſich allein beſtehn,
Und daß ein jeder auf die Seinen
Ohn GOttes Vorſicht koͤnne ſehn.
Jhr Tohren! lernet anders denken:
GOtt iſts, der muß euch alles ſchenken.
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/76>, abgerufen am 16.02.2025. |