Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Und andre wiederum sind untern Süderpol,So gar das Wasserreich ist auch von Vögeln voll, Die unterschiedlich sind, wie die mit Lust erwogen, Die auf der glatten Fluth, die fremde Welt um- zogen. Der GOttheit Finger strahlt, aus jeglichen her- vor, Die Weisheit läst sich hörn in diesen Sänger-Chor, Wenn die erregte Luft, durch hellen Schall gerüh- ret, Die süsse Harmonie durch Ohr zum Herzen führet. Die helle Nachtigal, die holde Busch-Siren Die Sänger-Meisterin im zwitschernden Gethön Regiert gleichsam das Chor durch ihr bezaubernd Singen, Die Lerche folget nach; welch mannigfaltig Klin- gen Erwekket das Gehör! die Grasemükke schnarrt, Ein andrer pfeift, der gluchzt, wenn dieser ängst- lich knarrt. Die Turteltaube girrt, die lacht, die schreit, und jene Mischt einen andern Klang in das verwirrt Gethöne. Der Gugguk rufet nach, die Wachtel lokt und schlägt Der Sperling schwirrt darein, die Drostel wird be- wegt, Und stimmet auch mit an, bis endlich noch die En- le, Die stille Nacht erwekt, durch fürchterlich Geheule. So viele Thöne gehn, und ist ins Chor vorbei; So hört man wiederum, ein anderes Geschrei: Wer den Gesang versteht, der wird aus allen Chö- ren: Jn süsser Harmonie, aus jeder Kehle hören: Wir
Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Und andre wiederum ſind untern Suͤderpol,So gar das Waſſerreich iſt auch von Voͤgeln voll, Die unterſchiedlich ſind, wie die mit Luſt erwogen, Die auf der glatten Fluth, die fremde Welt um- zogen. Der GOttheit Finger ſtrahlt, aus jeglichen her- vor, Die Weisheit laͤſt ſich hoͤrn in dieſen Saͤnger-Chor, Wenn die erregte Luft, durch hellen Schall geruͤh- ret, Die ſuͤſſe Harmonie durch Ohr zum Herzen fuͤhret. Die helle Nachtigal, die holde Buſch-Siren Die Saͤnger-Meiſterin im zwitſchernden Gethoͤn Regiert gleichſam das Chor durch ihr bezaubernd Singen, Die Lerche folget nach; welch mannigfaltig Klin- gen Erwekket das Gehoͤr! die Graſemuͤkke ſchnarrt, Ein andrer pfeift, der gluchzt, wenn dieſer aͤngſt- lich knarrt. Die Turteltaube girrt, die lacht, die ſchreit, und jene Miſcht einen andern Klang in das verwirrt Gethoͤne. Der Gugguk rufet nach, die Wachtel lokt und ſchlaͤgt Der Sperling ſchwirrt darein, die Droſtel wird be- wegt, Und ſtimmet auch mit an, bis endlich noch die En- le, Die ſtille Nacht erwekt, durch fuͤrchterlich Geheule. So viele Thoͤne gehn, und iſt ins Chor vorbei; So hoͤrt man wiederum, ein anderes Geſchrei: Wer den Geſang verſteht, der wird aus allen Choͤ- ren: Jn ſuͤſſer Harmonie, aus jeder Kehle hoͤren: Wir
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Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Und andre wiederum ſind untern Suͤderpol,
So gar das Waſſerreich iſt auch von Voͤgeln voll,
Die unterſchiedlich ſind, wie die mit Luſt erwogen,
Die auf der glatten Fluth, die fremde Welt um-
zogen.
Der GOttheit Finger ſtrahlt, aus jeglichen her-
vor,
Die Weisheit laͤſt ſich hoͤrn in dieſen Saͤnger-Chor,
Wenn die erregte Luft, durch hellen Schall geruͤh-
ret,
Die ſuͤſſe Harmonie durch Ohr zum Herzen fuͤhret.
Die helle Nachtigal, die holde Buſch-Siren
Die Saͤnger-Meiſterin im zwitſchernden Gethoͤn
Regiert gleichſam das Chor durch ihr bezaubernd
Singen,
Die Lerche folget nach; welch mannigfaltig Klin-
gen
Erwekket das Gehoͤr! die Graſemuͤkke ſchnarrt,
Ein andrer pfeift, der gluchzt, wenn dieſer aͤngſt-
lich knarrt.
Die Turteltaube girrt, die lacht, die ſchreit, und
jene
Miſcht einen andern Klang in das verwirrt Gethoͤne.
Der Gugguk rufet nach, die Wachtel lokt und ſchlaͤgt
Der Sperling ſchwirrt darein, die Droſtel wird be-
wegt,
Und ſtimmet auch mit an, bis endlich noch die En-
le,
Die ſtille Nacht erwekt, durch fuͤrchterlich Geheule.
So viele Thoͤne gehn, und iſt ins Chor vorbei;
So hoͤrt man wiederum, ein anderes Geſchrei:
Wer den Geſang verſteht, der wird aus allen Choͤ-
ren:
Jn ſuͤſſer Harmonie, aus jeder Kehle hoͤren:
Wir
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