Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.Thätigkeiten eines Subjekts. Was ist nun natürlicher, als Zunächst erklärt diese Vorstellung nicht ganz was sie wollte. Entweder man kann sagen: eine Zusammenfassung des Thätigkeiten eines Subjekts. Was ist nun natürlicher, als Zunächst erklärt diese Vorstellung nicht ganz was sie wollte. Entweder man kann sagen: eine Zusammenfassung des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0141" n="125"/> Thätigkeiten eines Subjekts. Was ist nun natürlicher, als<lb/> daſs dieses einheitliche Wesen die Inhalte seiner ebenfalls<lb/> einheitlichen Akte in gewisser Weise zusammenschnürt? Das<lb/> was gleichzeitig oder unmittelbar nacheinander vorgestellt<lb/> wird, wird in <hi rendition="#g">einem</hi> Akt des Bewuſstseins erfaſst und eben-<lb/> dadurch innerlich aneinander gekettet, natürlich um so fester,<lb/> je häufiger dieses Band einer Bewuſstseinseinheit darum ge-<lb/> schlungen wurde. Wird nun einmal durch irgend einen Zu-<lb/> fall nur ein Teil eines so zusammengehörigen Komplexes er-<lb/> zeugt, wie kann er anders, als die übrigen Teile an jenem<lb/> alle zusammenhaltenden Bande nach sich ziehen?</p><lb/> <p>Zunächst erklärt diese Vorstellung nicht ganz was sie wollte.<lb/> Denn die übrigen Teile des Komplexes werden nicht nur ein-<lb/> fach herbeigezogen, sondern sie folgen dem Zuge in einer<lb/> ganz bestimmten Ordnung. Werden die Teilinhalte lediglich<lb/> durch ihre Zugehörigkeit zu <hi rendition="#g">einem</hi> Bewuſstseinsakt, und<lb/> demnach doch alle in gleicher Weise, zusammengefaſst, wie<lb/> kommt es, daſs eine Folge von Teilinhalten gerade in <hi rendition="#g">der-<lb/> selben</hi> Folge und nicht in einer beliebigen Permutation<lb/> wiederkehrt? Um auch dies verständlich zu machen, kann<lb/> man in zwiefacher Weise weitergehen.</p><lb/> <p>Entweder man kann sagen: eine Zusammenfassung des<lb/> in <hi rendition="#g">einem</hi> Bewuſstseinsakt gleichzeitig Gegenwärtigen ge-<lb/> schieht nur von Glied zu Folgeglied, aber nicht über andere<lb/> Glieder hinweg; sie wird aus irgendwelchen Gründen durch<lb/> Zwischenglieder inhibiert, aber nicht durch das Dazwischen-<lb/> treten von Pausen, wofern nur Anfang und Ende der Pause<lb/> noch in <hi rendition="#g">einem</hi> Bewuſstseinsakt erfaſst werden können. Da-<lb/> mit ist man zu den Thatsachen wieder zurückgekehrt, aber<lb/> der Vorteil, den die ganz plausible Berufung auf die ein-<lb/> heitlichen Bewuſstseinsakte bot, ist stillschweigend wieder<lb/> preisgegeben. Denn wie sehr man auch über die Zahl von<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0141]
Thätigkeiten eines Subjekts. Was ist nun natürlicher, als
daſs dieses einheitliche Wesen die Inhalte seiner ebenfalls
einheitlichen Akte in gewisser Weise zusammenschnürt? Das
was gleichzeitig oder unmittelbar nacheinander vorgestellt
wird, wird in einem Akt des Bewuſstseins erfaſst und eben-
dadurch innerlich aneinander gekettet, natürlich um so fester,
je häufiger dieses Band einer Bewuſstseinseinheit darum ge-
schlungen wurde. Wird nun einmal durch irgend einen Zu-
fall nur ein Teil eines so zusammengehörigen Komplexes er-
zeugt, wie kann er anders, als die übrigen Teile an jenem
alle zusammenhaltenden Bande nach sich ziehen?
Zunächst erklärt diese Vorstellung nicht ganz was sie wollte.
Denn die übrigen Teile des Komplexes werden nicht nur ein-
fach herbeigezogen, sondern sie folgen dem Zuge in einer
ganz bestimmten Ordnung. Werden die Teilinhalte lediglich
durch ihre Zugehörigkeit zu einem Bewuſstseinsakt, und
demnach doch alle in gleicher Weise, zusammengefaſst, wie
kommt es, daſs eine Folge von Teilinhalten gerade in der-
selben Folge und nicht in einer beliebigen Permutation
wiederkehrt? Um auch dies verständlich zu machen, kann
man in zwiefacher Weise weitergehen.
Entweder man kann sagen: eine Zusammenfassung des
in einem Bewuſstseinsakt gleichzeitig Gegenwärtigen ge-
schieht nur von Glied zu Folgeglied, aber nicht über andere
Glieder hinweg; sie wird aus irgendwelchen Gründen durch
Zwischenglieder inhibiert, aber nicht durch das Dazwischen-
treten von Pausen, wofern nur Anfang und Ende der Pause
noch in einem Bewuſstseinsakt erfaſst werden können. Da-
mit ist man zu den Thatsachen wieder zurückgekehrt, aber
der Vorteil, den die ganz plausible Berufung auf die ein-
heitlichen Bewuſstseinsakte bot, ist stillschweigend wieder
preisgegeben. Denn wie sehr man auch über die Zahl von
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