der Ruhe abwechseln, z. B. Länder mit im Winter durch Frost bedingter Winterschlafzeit und gleichzeitig mit im Sommer durch Dürre bedingtem Trockenheitsschlaf; mehr oder weniger findet es sich so auch in den Subtropen nahe den Grenzen der Frostwirkungen, doch nicht in einer sich auf alle Gewächse gleichmässig erstreckenden Wirkung.
Die Länge der Vegetationsperiode in Tageszahlen als Maß auszudrücken, ist selbstverständlich und schon lange gebräuchlich. Den Beginn und Schluss der Vegetationsperiode findet man überall nur durch Datumangaben bezeichnet, wodurch ja freilich die all- gemeinst-verständliche Angabe gemacht ist, soweit die Kalender- rechnung die gleiche ist. Da das nicht überall der Fall ist und da ein Vergleich von weit entlegenen Gegenden, z. B. Deutschland und Südaustralien, dadurch in Bezug auf die Einwirkung der regu- lierenden Faktoren erschwert ist, mag man an Einführung einer absoluten Zählung hier und für die alsbald zu besprechenden phäno- logischen Erscheinungen denken, welche als Nullpunkte die Sonnen- wenden in den nördlichen und südlichen Gebieten wählt, in denen von da an durch Rückkehr des Lichtes und der Wärme das bald rascher bald langsamer vor sich gehende Erwachen der Vegetation vorbereitet wird. Für die nördlichen Länder fällt also der Null- punkt auf den 21. Dezember, und die mittlere Belaubung der Wälder einer Gegend auf den 15. April würde demnach durch den 115. Tag zu bezeichnen sein.
An allen Orten sind die heimischen Gewächse an die mit dem Klima des Ortes notwendig verbundene Vege- tationsperiode gewöhnt, befinden sich im normalen Cyklus ihrer eigenen Lebenserscheinungen. Sie sind aber nicht so streng an die spezielle Periodizität dort gebunden, dass sie nicht leicht geringere Abweichungen davon ertrügen und zuweilen sogar sehr starke. Das Gewöhnen an eine mehr und mehr abweichende Jahresperiode, allmählich oder plötzlich, dem die Gewächse bald leichter, bald schwerer folgen, nennt man deren Acclimatisation, und von dem Grade der Acclimatisationsfähigkeit hängt in erster Linie, gute Wanderungsfähigkeiten vorausgesetzt, die Ausbreitung einer Pflanzenart auf ein grösseres Areal ab (siehe Abschnitt III).
Man hat darüber gestritten, ob die eigene Vege- tationsperiode der Gewächse ausschliesslich auf äussere Bedingungen zurückzuführen oder ob sie eine erbliche
Länge der Vegetationsperiode.
der Ruhe abwechseln, z. B. Länder mit im Winter durch Frost bedingter Winterschlafzeit und gleichzeitig mit im Sommer durch Dürre bedingtem Trockenheitsschlaf; mehr oder weniger findet es sich so auch in den Subtropen nahe den Grenzen der Frostwirkungen, doch nicht in einer sich auf alle Gewächse gleichmässig erstreckenden Wirkung.
Die Länge der Vegetationsperiode in Tageszahlen als Maß auszudrücken, ist selbstverständlich und schon lange gebräuchlich. Den Beginn und Schluss der Vegetationsperiode findet man überall nur durch Datumangaben bezeichnet, wodurch ja freilich die all- gemeinst-verständliche Angabe gemacht ist, soweit die Kalender- rechnung die gleiche ist. Da das nicht überall der Fall ist und da ein Vergleich von weit entlegenen Gegenden, z. B. Deutschland und Südaustralien, dadurch in Bezug auf die Einwirkung der regu- lierenden Faktoren erschwert ist, mag man an Einführung einer absoluten Zählung hier und für die alsbald zu besprechenden phäno- logischen Erscheinungen denken, welche als Nullpunkte die Sonnen- wenden in den nördlichen und südlichen Gebieten wählt, in denen von da an durch Rückkehr des Lichtes und der Wärme das bald rascher bald langsamer vor sich gehende Erwachen der Vegetation vorbereitet wird. Für die nördlichen Länder fällt also der Null- punkt auf den 21. Dezember, und die mittlere Belaubung der Wälder einer Gegend auf den 15. April würde demnach durch den 115. Tag zu bezeichnen sein.
An allen Orten sind die heimischen Gewächse an die mit dem Klima des Ortes notwendig verbundene Vege- tationsperiode gewöhnt, befinden sich im normalen Cyklus ihrer eigenen Lebenserscheinungen. Sie sind aber nicht so streng an die spezielle Periodizität dort gebunden, dass sie nicht leicht geringere Abweichungen davon ertrügen und zuweilen sogar sehr starke. Das Gewöhnen an eine mehr und mehr abweichende Jahresperiode, allmählich oder plötzlich, dem die Gewächse bald leichter, bald schwerer folgen, nennt man deren Acclimatisation, und von dem Grade der Acclimatisationsfähigkeit hängt in erster Linie, gute Wanderungsfähigkeiten vorausgesetzt, die Ausbreitung einer Pflanzenart auf ein grösseres Areal ab (siehe Abschnitt III).
Man hat darüber gestritten, ob die eigene Vege- tationsperiode der Gewächse ausschliesslich auf äussere Bedingungen zurückzuführen oder ob sie eine erbliche
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Länge der Vegetationsperiode.
der Ruhe abwechseln, z. B. Länder mit im Winter durch
Frost bedingter Winterschlafzeit und gleichzeitig mit im
Sommer durch Dürre bedingtem Trockenheitsschlaf; mehr
oder weniger findet es sich so auch in den Subtropen
nahe den Grenzen der Frostwirkungen, doch nicht in
einer sich auf alle Gewächse gleichmässig erstreckenden
Wirkung.
Die Länge der Vegetationsperiode in Tageszahlen als Maß
auszudrücken, ist selbstverständlich und schon lange gebräuchlich.
Den Beginn und Schluss der Vegetationsperiode findet man überall
nur durch Datumangaben bezeichnet, wodurch ja freilich die all-
gemeinst-verständliche Angabe gemacht ist, soweit die Kalender-
rechnung die gleiche ist. Da das nicht überall der Fall ist und
da ein Vergleich von weit entlegenen Gegenden, z. B. Deutschland
und Südaustralien, dadurch in Bezug auf die Einwirkung der regu-
lierenden Faktoren erschwert ist, mag man an Einführung einer
absoluten Zählung hier und für die alsbald zu besprechenden phäno-
logischen Erscheinungen denken, welche als Nullpunkte die Sonnen-
wenden in den nördlichen und südlichen Gebieten wählt, in denen
von da an durch Rückkehr des Lichtes und der Wärme das bald
rascher bald langsamer vor sich gehende Erwachen der Vegetation
vorbereitet wird. Für die nördlichen Länder fällt also der Null-
punkt auf den 21. Dezember, und die mittlere Belaubung der
Wälder einer Gegend auf den 15. April würde demnach durch den
115. Tag zu bezeichnen sein.
An allen Orten sind die heimischen Gewächse an die
mit dem Klima des Ortes notwendig verbundene Vege-
tationsperiode gewöhnt, befinden sich im normalen Cyklus
ihrer eigenen Lebenserscheinungen. Sie sind aber nicht
so streng an die spezielle Periodizität dort gebunden, dass
sie nicht leicht geringere Abweichungen davon ertrügen
und zuweilen sogar sehr starke. Das Gewöhnen an eine
mehr und mehr abweichende Jahresperiode, allmählich
oder plötzlich, dem die Gewächse bald leichter, bald
schwerer folgen, nennt man deren Acclimatisation,
und von dem Grade der Acclimatisationsfähigkeit hängt
in erster Linie, gute Wanderungsfähigkeiten vorausgesetzt,
die Ausbreitung einer Pflanzenart auf ein grösseres Areal
ab (siehe Abschnitt III).
Man hat darüber gestritten, ob die eigene Vege-
tationsperiode der Gewächse ausschliesslich auf äussere
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/56>, abgerufen am 25.11.2024.
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