50' N. und 38° östl. L.: Den Mareb begleitet hier überall schöner Doumwald, wie bei Kassala; ausser der Adansonie, die in unge- heuren Mengen vorkommt, sind die Ufer des Nebenflusses Chor- Scherbet überall dicht besetzt mit prachtvollen Tamarinden und riesigen Kigelien. -- Die Südgrenze von Hyphaene thebaica ist mir nicht bekannt; wahrscheinlich erreicht sie den Aequator nicht. Südlich desselben wird sie im Zambesigebiet durch H. ventricosa und crinita ersetzt, welche mithin für Region 10 charakteristisch sind und ebenfalls als Savanenbäume auftreten. H. guineensis ist erst durch Pechuel-Lösches Charakterisierung der Wissenschaft er- schlossen, mit einem wahrscheinlich unzusammenhängenden Areal von Liberien bis zum Kuilu, ebenfalls "ein Kind der offenen Land- schaft"; sie gehört also zu Region 7.
Ein besonderes Merkzeichen der Guinea-Tropenregion ist die Oelpalme, Elaeis guineensis, merkwürdigerweise eine Zugehörige amerikanischer Cocoineen (vergl. oben S. 174). Man kann ihre Vegetationslinie vom Gambia -- Be- nue -- Nil und Congowasserscheide -- Njassasee -- Bang- weolosee -- Angola als äusserste Grenze, oft aber durch weite Savanenlandschaften unterbrochen, der ebengenannten Vegetationsregion ansehen. In ihren Bereich fallen viele andere ausgezeichnete Areale, die meistens engere Gren- zen haben als die Oelpalme: die Weinpalme Raphia vini- fera und mehrere riesenhafte Blattwedel führende Ra- phien an der Bai von Biafra, die kletternden Calameen, besonders Oncocalamus mit 20 m hoch kletterndem Stamm, Ancistrophyllum und Eremospatha, alle den Rotangpalmen Indiens im Wuchse ähnlich und als solche oft aufge- führt.
Johnston führt "Calamus secundiflorus" mit einzigem Stand- ort im Congogebiet am Stanleypool an, a. a. O., S. 322.
Dann fällt in denselben Bereich der an der West- küste (wohl nicht im Innern!) sehr verbreitete hohe Pan- danus candelabrum, dessen zerstreute hohe Schopf bäume ein Landschaftsbild des Loangowerkes schmücken. Weiter landeinwärts und durch Kultur im Areal erweitert ge- deiht die Kolanuss, Sterculia (*Cola) acuminata, wichtig durch die bei vielen Negerstämmen an sie geknüpfte volkstümliche Symbolik und ihre krafterzeugende Wir- kung auf den menschlichen Organismus, um derenwillen ihre Nüsse frisch gekaut werden.
Drude, Pflanzengeographie. 30
Charakterpflanzen; Oelpalme, Kolanuss.
50′ N. und 38° östl. L.: Den Mareb begleitet hier überall schöner Doumwald, wie bei Kassala; ausser der Adansonie, die in unge- heuren Mengen vorkommt, sind die Ufer des Nebenflusses Chor- Scherbet überall dicht besetzt mit prachtvollen Tamarinden und riesigen Kigelien. — Die Südgrenze von Hyphaene thebaica ist mir nicht bekannt; wahrscheinlich erreicht sie den Aequator nicht. Südlich desselben wird sie im Zambesigebiet durch H. ventricosa und crinita ersetzt, welche mithin für Region 10 charakteristisch sind und ebenfalls als Savanenbäume auftreten. H. guineensis ist erst durch Pechuël-Lösches Charakterisierung der Wissenschaft er- schlossen, mit einem wahrscheinlich unzusammenhängenden Areal von Liberien bis zum Kuilu, ebenfalls „ein Kind der offenen Land- schaft“; sie gehört also zu Region 7.
Ein besonderes Merkzeichen der Guinea-Tropenregion ist die Oelpalme, Elaeis guineensis, merkwürdigerweise eine Zugehörige amerikanischer Cocoineen (vergl. oben S. 174). Man kann ihre Vegetationslinie vom Gambia — Be- nuë — Nil und Congowasserscheide — Njassasee — Bang- weolosee — Angola als äusserste Grenze, oft aber durch weite Savanenlandschaften unterbrochen, der ebengenannten Vegetationsregion ansehen. In ihren Bereich fallen viele andere ausgezeichnete Areale, die meistens engere Gren- zen haben als die Oelpalme: die Weinpalme Raphia vini- fera und mehrere riesenhafte Blattwedel führende Ra- phien an der Bai von Biafra, die kletternden Calameen, besonders Oncocalamus mit 20 m hoch kletterndem Stamm, Ancistrophyllum und Eremospatha, alle den Rotangpalmen Indiens im Wuchse ähnlich und als solche oft aufge- führt.
Johnston führt „Calamus secundiflorus“ mit einzigem Stand- ort im Congogebiet am Stanleypool an, a. a. O., S. 322.
Dann fällt in denselben Bereich der an der West- küste (wohl nicht im Innern!) sehr verbreitete hohe Pan- danus candelabrum, dessen zerstreute hohe Schopf bäume ein Landschaftsbild des Loangowerkes schmücken. Weiter landeinwärts und durch Kultur im Areal erweitert ge- deiht die Kolanuss, Sterculia (*Cola) acuminata, wichtig durch die bei vielen Negerstämmen an sie geknüpfte volkstümliche Symbolik und ihre krafterzeugende Wir- kung auf den menschlichen Organismus, um derenwillen ihre Nüsse frisch gekaut werden.
Drude, Pflanzengeographie. 30
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Charakterpflanzen; Oelpalme, Kolanuss.
50′ N. und 38° östl. L.: Den Mareb begleitet hier überall schöner
Doumwald, wie bei Kassala; ausser der Adansonie, die in unge-
heuren Mengen vorkommt, sind die Ufer des Nebenflusses Chor-
Scherbet überall dicht besetzt mit prachtvollen Tamarinden und
riesigen Kigelien. — Die Südgrenze von Hyphaene thebaica ist mir
nicht bekannt; wahrscheinlich erreicht sie den Aequator nicht.
Südlich desselben wird sie im Zambesigebiet durch H. ventricosa
und crinita ersetzt, welche mithin für Region 10 charakteristisch
sind und ebenfalls als Savanenbäume auftreten. H. guineensis ist
erst durch Pechuël-Lösches Charakterisierung der Wissenschaft er-
schlossen, mit einem wahrscheinlich unzusammenhängenden Areal
von Liberien bis zum Kuilu, ebenfalls „ein Kind der offenen Land-
schaft“; sie gehört also zu Region 7.
Ein besonderes Merkzeichen der Guinea-Tropenregion
ist die Oelpalme, Elaeis guineensis, merkwürdigerweise
eine Zugehörige amerikanischer Cocoineen (vergl. oben
S. 174). Man kann ihre Vegetationslinie vom Gambia — Be-
nuë — Nil und Congowasserscheide — Njassasee — Bang-
weolosee — Angola als äusserste Grenze, oft aber durch
weite Savanenlandschaften unterbrochen, der ebengenannten
Vegetationsregion ansehen. In ihren Bereich fallen viele
andere ausgezeichnete Areale, die meistens engere Gren-
zen haben als die Oelpalme: die Weinpalme Raphia vini-
fera und mehrere riesenhafte Blattwedel führende Ra-
phien an der Bai von Biafra, die kletternden Calameen,
besonders Oncocalamus mit 20 m hoch kletterndem Stamm,
Ancistrophyllum und Eremospatha, alle den Rotangpalmen
Indiens im Wuchse ähnlich und als solche oft aufge-
führt.
Johnston führt „Calamus secundiflorus“ mit einzigem Stand-
ort im Congogebiet am Stanleypool an, a. a. O., S. 322.
Dann fällt in denselben Bereich der an der West-
küste (wohl nicht im Innern!) sehr verbreitete hohe Pan-
danus candelabrum, dessen zerstreute hohe Schopf bäume
ein Landschaftsbild des Loangowerkes schmücken. Weiter
landeinwärts und durch Kultur im Areal erweitert ge-
deiht die Kolanuss, Sterculia (*Cola) acuminata, wichtig
durch die bei vielen Negerstämmen an sie geknüpfte
volkstümliche Symbolik und ihre krafterzeugende Wir-
kung auf den menschlichen Organismus, um derenwillen
ihre Nüsse frisch gekaut werden.
Drude, Pflanzengeographie. 30
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/497>, abgerufen am 31.07.2024.
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