der Lage, an. Wie Köppens Wärmegürtel zeigen, ist nördlich vom Wendekreise des Steinbocks bis zur Congo- Wasserscheide die Hauptmasse des afrikanischen Fest- landes mit subtropischem Klima behaftet; charakteristisch ist ausserdem für sein Klima, dass ein Oval von 15 Breiten- graden im Durchmesser gerade über dem Aequator über 30°C. liegende Januarisothermen entwickelt, während die indischen und amerikanischen Tropen nicht wesent- lich über 26° Isothermen hinausgehen. Afrika ist also heisser in Extremen, und gleichzeitig sind die nieder- schlagsreichen Distrikte mehr eingeengt, nur am Nil nördlich von Lado und im Nigermündungsgebiet, sowie bei Monrovia 200 cm Jahresbetrag überschreitend. Alles in allem ist unter den 3 kontinentalen Tropenreichen das afrikanische das ärmlichste in Hinsicht auf Entfal- tung der Charakterformen.
In dem orographischen Aufbau ist die Hochgebirgs- erhebung von floristischem hohem Einfluss, welche schon von den Küsten des Roten Meeres ansteigt, in Abes- sinien zur ersten Massenerhebung wird und sich dann in südwärts gerichteter Kette über den Aequator weg bis zum Nyassasee hinzieht: sie bildet eine Austauschs- wanderlinie! (Vergl. oben, S. 142). Dem entsprechend, aber schwächer, haben in südlichen Breiten zusammen- hängende Bergflächen bis gegen den 10.° S. hinauf aus der südafrikanischen Vegetation sporadische Wanderer aufgenommen, so namentlich Leucadendron argenteum, die berühmte Proteacee vom Kap, im oberen Sambesi- gebiet: 1200 m hoch auf den Bergen am Liba.
Vegetationsregionen und Areale von Charak- terpflanzen. Obgleich die neuere Zeit vieles in der Erforschung der Tropenflora Afrikas geleistet hat, herrscht doch noch eine gewisse Unsicherheit in der Charakteri- sierung der grossen Hauptabteilungen des Landes nach vorherrschenden Arten. Es liegt dies darin begründet, dass zur Zeit kein vollendetes Gesamtwerk die Flora syste- matisch gliedert, dass die vorhandenen Bände von Olivers Flora zum Teil alt sind, oder aber in ihren Standorten sich naturgemäß auf die wenigen mitgebrachten Pflanzen-
Litteratur. Klima. Orographie.
der Lage, an. Wie Köppens Wärmegürtel zeigen, ist nördlich vom Wendekreise des Steinbocks bis zur Congo- Wasserscheide die Hauptmasse des afrikanischen Fest- landes mit subtropischem Klima behaftet; charakteristisch ist ausserdem für sein Klima, dass ein Oval von 15 Breiten- graden im Durchmesser gerade über dem Aequator über 30°C. liegende Januarisothermen entwickelt, während die indischen und amerikanischen Tropen nicht wesent- lich über 26° Isothermen hinausgehen. Afrika ist also heisser in Extremen, und gleichzeitig sind die nieder- schlagsreichen Distrikte mehr eingeengt, nur am Nil nördlich von Lado und im Nigermündungsgebiet, sowie bei Monrovia 200 cm Jahresbetrag überschreitend. Alles in allem ist unter den 3 kontinentalen Tropenreichen das afrikanische das ärmlichste in Hinsicht auf Entfal- tung der Charakterformen.
In dem orographischen Aufbau ist die Hochgebirgs- erhebung von floristischem hohem Einfluss, welche schon von den Küsten des Roten Meeres ansteigt, in Abes- sinien zur ersten Massenerhebung wird und sich dann in südwärts gerichteter Kette über den Aequator weg bis zum Nyassasee hinzieht: sie bildet eine Austauschs- wanderlinie! (Vergl. oben, S. 142). Dem entsprechend, aber schwächer, haben in südlichen Breiten zusammen- hängende Bergflächen bis gegen den 10.° S. hinauf aus der südafrikanischen Vegetation sporadische Wanderer aufgenommen, so namentlich Leucadendron argenteum, die berühmte Proteacee vom Kap, im oberen Sambesi- gebiet: 1200 m hoch auf den Bergen am Liba.
Vegetationsregionen und Areale von Charak- terpflanzen. Obgleich die neuere Zeit vieles in der Erforschung der Tropenflora Afrikas geleistet hat, herrscht doch noch eine gewisse Unsicherheit in der Charakteri- sierung der grossen Hauptabteilungen des Landes nach vorherrschenden Arten. Es liegt dies darin begründet, dass zur Zeit kein vollendetes Gesamtwerk die Flora syste- matisch gliedert, dass die vorhandenen Bände von Olivers Flora zum Teil alt sind, oder aber in ihren Standorten sich naturgemäß auf die wenigen mitgebrachten Pflanzen-
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Litteratur. Klima. Orographie.
der Lage, an. Wie Köppens Wärmegürtel zeigen, ist
nördlich vom Wendekreise des Steinbocks bis zur Congo-
Wasserscheide die Hauptmasse des afrikanischen Fest-
landes mit subtropischem Klima behaftet; charakteristisch
ist ausserdem für sein Klima, dass ein Oval von 15 Breiten-
graden im Durchmesser gerade über dem Aequator über
30°C. liegende Januarisothermen entwickelt, während
die indischen und amerikanischen Tropen nicht wesent-
lich über 26° Isothermen hinausgehen. Afrika ist also
heisser in Extremen, und gleichzeitig sind die nieder-
schlagsreichen Distrikte mehr eingeengt, nur am Nil
nördlich von Lado und im Nigermündungsgebiet, sowie
bei Monrovia 200 cm Jahresbetrag überschreitend. Alles
in allem ist unter den 3 kontinentalen Tropenreichen
das afrikanische das ärmlichste in Hinsicht auf Entfal-
tung der Charakterformen.
In dem orographischen Aufbau ist die Hochgebirgs-
erhebung von floristischem hohem Einfluss, welche schon
von den Küsten des Roten Meeres ansteigt, in Abes-
sinien zur ersten Massenerhebung wird und sich dann
in südwärts gerichteter Kette über den Aequator weg
bis zum Nyassasee hinzieht: sie bildet eine Austauschs-
wanderlinie! (Vergl. oben, S. 142). Dem entsprechend,
aber schwächer, haben in südlichen Breiten zusammen-
hängende Bergflächen bis gegen den 10.° S. hinauf aus
der südafrikanischen Vegetation sporadische Wanderer
aufgenommen, so namentlich Leucadendron argenteum,
die berühmte Proteacee vom Kap, im oberen Sambesi-
gebiet: 1200 m hoch auf den Bergen am Liba.
Vegetationsregionen und Areale von Charak-
terpflanzen. Obgleich die neuere Zeit vieles in der
Erforschung der Tropenflora Afrikas geleistet hat, herrscht
doch noch eine gewisse Unsicherheit in der Charakteri-
sierung der grossen Hauptabteilungen des Landes nach
vorherrschenden Arten. Es liegt dies darin begründet,
dass zur Zeit kein vollendetes Gesamtwerk die Flora syste-
matisch gliedert, dass die vorhandenen Bände von Olivers
Flora zum Teil alt sind, oder aber in ihren Standorten
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/493>, abgerufen am 25.11.2024.
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