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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Baikalien. Kamtschatka.

Die Baumgrenze wird von Abies sibirica und Pinus Cembra
gebildet (Radde!), alpin ist Caragana jubata im Kentei und Jablo-
nowoi charakteristisch; Betula alba erreicht mit 1600 m, Pinus
silvestris mit 990 m, an deren Südhängen die Grenze. Die Lärche
tritt in der verwandten Form Larix dahurica auf, wie eine Menge
Arten den Speziesnamen "dahuricus" führen. Turczaninow führt
schon im Jahre 1842 eine Zahl von 160 Arten auf, welche damals
nicht westlich vom Baikalsee vorkommend bekannt waren, darunter
3 Caragana, 10 Oxytropis und 5 Astragalus.

Die Ostgrenze erreicht diese Vegetationsregion im oberen
Amurgebiet etwa an dem Sejafluss; das Gebiet von Udskoy gehört
noch zu ihr.

5. Die Kamtschatkawald- und Krummholz-
region
nimmt den nordöstlichen Teil der Waldfloren der
Alten Welt, vom Stanowoigebirge an die Küstenland-
schaften und das nördliche Bergland des ochotskischen
Meeres umfassend, ein; charakteristisch ist bei aller Ueber-
einstimmung mit den Grundzügen der nordeuropäisch-
sibirischen Flora eine Anlehnung an das nordwestliche
Nordamerika. Landschaftliche Schönheiten treten nach
Kittlitz besonders in der östlichen Hälfte der Halbinsel
Kamtschatka auf. Lange, schroffgezackte Bergketten be-
wahren das ganze Jahr hindurch viel Schnee, während
die niederen Landschaften überall herrlichen Wald und
Graswuchs tragen; die westlichen Küstengegenden sind
meist sumpfig-moorige Flächen, aber im Innern des Lan-
des begrenzen steile Kettengebirge weitläufige Ebenen am
Kamtschatka, Awatscha und Bolschaja Reka mit wiederum
Wald und üppigen Grasfluren (welche wahrscheinlich
gegenüber der im physikalischen Atlas, Florenkarte von
Asien, gegebenen Darstellung bedeutend zu erweitern sind).
Der Ajaner Küstenstrich degegen ist rauh und winterlich,
viel ärmer an Flora und Vegetationsfülle, schliesst sich
jedoch schon durch die Betula Ermanni an Kamtschatka an.

Diese genannte Birke, viel häufiger als die B. alba, bildet
mit ihrem an unsere Eichen erinnernden Wuchs, eigentümlich ge-
wundenen Stämmen mit sehr rissiger grauer Rinde, einen Charakter-
baum dieser Vegetationsregion; neben ihr sind von Laubhölzern
Erlen, Weiden und Pappeln, von Nadelhölzern die Larix dahurica
und eine als Picea ajanensis unterschiedene Form der P. obovata
als sibirische Grundtypen zu nennen, aber auch Picea sitchensis

Drude, Pflanzengeographie. 27
Baikalien. Kamtschatka.

Die Baumgrenze wird von Abies sibirica und Pinus Cembra
gebildet (Radde!), alpin ist Caragana jubata im Kentei und Jablo-
nowoi charakteristisch; Betula alba erreicht mit 1600 m, Pinus
silvestris mit 990 m, an deren Südhängen die Grenze. Die Lärche
tritt in der verwandten Form Larix dahurica auf, wie eine Menge
Arten den Speziesnamen „dahuricus“ führen. Turczaninow führt
schon im Jahre 1842 eine Zahl von 160 Arten auf, welche damals
nicht westlich vom Baikalsee vorkommend bekannt waren, darunter
3 Caragana, 10 Oxytropis und 5 Astragalus.

Die Ostgrenze erreicht diese Vegetationsregion im oberen
Amurgebiet etwa an dem Sejafluss; das Gebiet von Udskoy gehört
noch zu ihr.

5. Die Kamtschatkawald- und Krummholz-
region
nimmt den nordöstlichen Teil der Waldfloren der
Alten Welt, vom Stanowoigebirge an die Küstenland-
schaften und das nördliche Bergland des ochotskischen
Meeres umfassend, ein; charakteristisch ist bei aller Ueber-
einstimmung mit den Grundzügen der nordeuropäisch-
sibirischen Flora eine Anlehnung an das nordwestliche
Nordamerika. Landschaftliche Schönheiten treten nach
Kittlitz besonders in der östlichen Hälfte der Halbinsel
Kamtschatka auf. Lange, schroffgezackte Bergketten be-
wahren das ganze Jahr hindurch viel Schnee, während
die niederen Landschaften überall herrlichen Wald und
Graswuchs tragen; die westlichen Küstengegenden sind
meist sumpfig-moorige Flächen, aber im Innern des Lan-
des begrenzen steile Kettengebirge weitläufige Ebenen am
Kamtschatka, Awatscha und Bolschaja Reká mit wiederum
Wald und üppigen Grasfluren (welche wahrscheinlich
gegenüber der im physikalischen Atlas, Florenkarte von
Asien, gegebenen Darstellung bedeutend zu erweitern sind).
Der Ajaner Küstenstrich degegen ist rauh und winterlich,
viel ärmer an Flora und Vegetationsfülle, schliesst sich
jedoch schon durch die Betula Ermanni an Kamtschatka an.

Diese genannte Birke, viel häufiger als die B. alba, bildet
mit ihrem an unsere Eichen erinnernden Wuchs, eigentümlich ge-
wundenen Stämmen mit sehr rissiger grauer Rinde, einen Charakter-
baum dieser Vegetationsregion; neben ihr sind von Laubhölzern
Erlen, Weiden und Pappeln, von Nadelhölzern die Larix dahurica
und eine als Picea ajanensis unterschiedene Form der P. obovata
als sibirische Grundtypen zu nennen, aber auch Picea sitchensis

Drude, Pflanzengeographie. 27
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[417/0449] Baikalien. Kamtschatka. Die Baumgrenze wird von Abies sibirica und Pinus Cembra gebildet (Radde!), alpin ist Caragana jubata im Kentei und Jablo- nowoi charakteristisch; Betula alba erreicht mit 1600 m, Pinus silvestris mit 990 m, an deren Südhängen die Grenze. Die Lärche tritt in der verwandten Form Larix dahurica auf, wie eine Menge Arten den Speziesnamen „dahuricus“ führen. Turczaninow führt schon im Jahre 1842 eine Zahl von 160 Arten auf, welche damals nicht westlich vom Baikalsee vorkommend bekannt waren, darunter 3 Caragana, 10 Oxytropis und 5 Astragalus. Die Ostgrenze erreicht diese Vegetationsregion im oberen Amurgebiet etwa an dem Sejafluss; das Gebiet von Udskoy gehört noch zu ihr. 5. Die Kamtschatkawald- und Krummholz- region nimmt den nordöstlichen Teil der Waldfloren der Alten Welt, vom Stanowoigebirge an die Küstenland- schaften und das nördliche Bergland des ochotskischen Meeres umfassend, ein; charakteristisch ist bei aller Ueber- einstimmung mit den Grundzügen der nordeuropäisch- sibirischen Flora eine Anlehnung an das nordwestliche Nordamerika. Landschaftliche Schönheiten treten nach Kittlitz besonders in der östlichen Hälfte der Halbinsel Kamtschatka auf. Lange, schroffgezackte Bergketten be- wahren das ganze Jahr hindurch viel Schnee, während die niederen Landschaften überall herrlichen Wald und Graswuchs tragen; die westlichen Küstengegenden sind meist sumpfig-moorige Flächen, aber im Innern des Lan- des begrenzen steile Kettengebirge weitläufige Ebenen am Kamtschatka, Awatscha und Bolschaja Reká mit wiederum Wald und üppigen Grasfluren (welche wahrscheinlich gegenüber der im physikalischen Atlas, Florenkarte von Asien, gegebenen Darstellung bedeutend zu erweitern sind). Der Ajaner Küstenstrich degegen ist rauh und winterlich, viel ärmer an Flora und Vegetationsfülle, schliesst sich jedoch schon durch die Betula Ermanni an Kamtschatka an. Diese genannte Birke, viel häufiger als die B. alba, bildet mit ihrem an unsere Eichen erinnernden Wuchs, eigentümlich ge- wundenen Stämmen mit sehr rissiger grauer Rinde, einen Charakter- baum dieser Vegetationsregion; neben ihr sind von Laubhölzern Erlen, Weiden und Pappeln, von Nadelhölzern die Larix dahurica und eine als Picea ajanensis unterschiedene Form der P. obovata als sibirische Grundtypen zu nennen, aber auch Picea sitchensis Drude, Pflanzengeographie. 27

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/449>, abgerufen am 22.11.2024.