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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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und eine Tsuga vom nordwestlichen Nordamerika sind hier stellen-
weise (aber nur in Kamtschatka) waldbildend. Eine Charakter-
staude ist die in wenig Wochen bis 3 m hoch wachsende gesellige
Spiraea kamtschatica, ferner Epilobium angustifolium, Senecio
cannabifolius, Cacalia hastata, Lilien mit grossen orange Blumen,
und besonders die riesenhohen Doldengewächse der Gattungen
Heracleum und Angelica, welche Kittlitz' Vegetationsansichten
malerisch darstellen.

Etwa bei 300 m Meereshöhe wird die dichte Waldflora mit
eingestreuten Gebüschen und die Staudenmatten mit Grasfluren abge-
löst von einer Krummholzregion, in welcher eine interessante
Abart der Zirbelkiefer, nämlich die Pinus Cembra * pumila zu-
sammen mit Erlengesträuch von Alnus incana und fruticosa, Juni-
perus dahurica, die Hauptrolle spielt und nach welcher man zweck-
mäßig die weitausgedehnten Plateaus und Gebirgshänge des Sta-
nowei nördlich von 61° N. benennt. Hier erscheint auch das Haupt-
gebiet der nordostasiatischen Rhododendren: Rh. kamtschaticum
und chrysanthum, mit welchen sich arktische Inquilinen aus dem
Tschuktschen Lande mischen, denen hier ein breiter Verbreitungs-
weg nach Südwesten geöffnet ist.

Für die Kulturgewächse verhält sich das östliche
Sibirien höchst ungünstig, und es ist schon von Midden-
dorff, Erman, Grisebach u. a. der Grund dafür in die
hier am weitesten nach Süden herabgehende Grenze des
in der Tiefe stetig gefroren bleibenden Bodens gelegt
(siehe die Karte, woselbst diese wichtige Grenzlinie Köp-
pens Darstellung folgt). Im Wiluigebiet lässt die Rau-
heit des Klimas den Kornbau nicht überall aufkommen:
in den geschützten Teilen, in der Umgegend von Njurba
und Wiluisk, erhielt man von der Gerste das zehnfache Korn,
dagegen ging der Roggen zu Grunde; hier sollen meistens
die Fröste der Aussaat schaden. In dem etwas südlicher
gelegenen Jakutsk ist also thatsächlich fast die äusserste
Grenze des Getreidebaues erreicht, wie man nach Ver-
gleichen mit den Mackenzie-Landschaften vermutete, wo
die Ackerfelder im Hochsommer unter gleicher Breite
von Jakutsk 11 Fuss tief aufthauen, in Jakutsk dagegen
nur 3 Fuss tief. An der Ostküste sinkt die Grenze des
möglichen Korn- und Gemüsebaues bis zu der Breite von
Nikolajewsk (531/2° N.) herab, gibt aber dort noch auf
fruchtbarem Boden vortreffliche Resultate.

6. Sibirien.
und eine Tsuga vom nordwestlichen Nordamerika sind hier stellen-
weise (aber nur in Kamtschatka) waldbildend. Eine Charakter-
staude ist die in wenig Wochen bis 3 m hoch wachsende gesellige
Spiraea kamtschatica, ferner Epilobium angustifolium, Senecio
cannabifolius, Cacalia hastata, Lilien mit grossen orange Blumen,
und besonders die riesenhohen Doldengewächse der Gattungen
Heracleum und Angelica, welche Kittlitz’ Vegetationsansichten
malerisch darstellen.

Etwa bei 300 m Meereshöhe wird die dichte Waldflora mit
eingestreuten Gebüschen und die Staudenmatten mit Grasfluren abge-
löst von einer Krummholzregion, in welcher eine interessante
Abart der Zirbelkiefer, nämlich die Pinus Cembra * pumila zu-
sammen mit Erlengesträuch von Alnus incana und fruticosa, Juni-
perus dahurica, die Hauptrolle spielt und nach welcher man zweck-
mäßig die weitausgedehnten Plateaus und Gebirgshänge des Sta-
nowei nördlich von 61° N. benennt. Hier erscheint auch das Haupt-
gebiet der nordostasiatischen Rhododendren: Rh. kamtschaticum
und chrysanthum, mit welchen sich arktische Inquilinen aus dem
Tschuktschen Lande mischen, denen hier ein breiter Verbreitungs-
weg nach Südwesten geöffnet ist.

Für die Kulturgewächse verhält sich das östliche
Sibirien höchst ungünstig, und es ist schon von Midden-
dorff, Erman, Grisebach u. a. der Grund dafür in die
hier am weitesten nach Süden herabgehende Grenze des
in der Tiefe stetig gefroren bleibenden Bodens gelegt
(siehe die Karte, woselbst diese wichtige Grenzlinie Köp-
pens Darstellung folgt). Im Wiluigebiet lässt die Rau-
heit des Klimas den Kornbau nicht überall aufkommen:
in den geschützten Teilen, in der Umgegend von Njurba
und Wiluisk, erhielt man von der Gerste das zehnfache Korn,
dagegen ging der Roggen zu Grunde; hier sollen meistens
die Fröste der Aussaat schaden. In dem etwas südlicher
gelegenen Jakutsk ist also thatsächlich fast die äusserste
Grenze des Getreidebaues erreicht, wie man nach Ver-
gleichen mit den Mackenzie-Landschaften vermutete, wo
die Ackerfelder im Hochsommer unter gleicher Breite
von Jakutsk 11 Fuss tief aufthauen, in Jakutsk dagegen
nur 3 Fuss tief. An der Ostküste sinkt die Grenze des
möglichen Korn- und Gemüsebaues bis zu der Breite von
Nikolajewsk (53½° N.) herab, gibt aber dort noch auf
fruchtbarem Boden vortreffliche Resultate.

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[418/0450] 6. Sibirien. und eine Tsuga vom nordwestlichen Nordamerika sind hier stellen- weise (aber nur in Kamtschatka) waldbildend. Eine Charakter- staude ist die in wenig Wochen bis 3 m hoch wachsende gesellige Spiraea kamtschatica, ferner Epilobium angustifolium, Senecio cannabifolius, Cacalia hastata, Lilien mit grossen orange Blumen, und besonders die riesenhohen Doldengewächse der Gattungen Heracleum und Angelica, welche Kittlitz’ Vegetationsansichten malerisch darstellen. Etwa bei 300 m Meereshöhe wird die dichte Waldflora mit eingestreuten Gebüschen und die Staudenmatten mit Grasfluren abge- löst von einer Krummholzregion, in welcher eine interessante Abart der Zirbelkiefer, nämlich die Pinus Cembra * pumila zu- sammen mit Erlengesträuch von Alnus incana und fruticosa, Juni- perus dahurica, die Hauptrolle spielt und nach welcher man zweck- mäßig die weitausgedehnten Plateaus und Gebirgshänge des Sta- nowei nördlich von 61° N. benennt. Hier erscheint auch das Haupt- gebiet der nordostasiatischen Rhododendren: Rh. kamtschaticum und chrysanthum, mit welchen sich arktische Inquilinen aus dem Tschuktschen Lande mischen, denen hier ein breiter Verbreitungs- weg nach Südwesten geöffnet ist. Für die Kulturgewächse verhält sich das östliche Sibirien höchst ungünstig, und es ist schon von Midden- dorff, Erman, Grisebach u. a. der Grund dafür in die hier am weitesten nach Süden herabgehende Grenze des in der Tiefe stetig gefroren bleibenden Bodens gelegt (siehe die Karte, woselbst diese wichtige Grenzlinie Köp- pens Darstellung folgt). Im Wiluigebiet lässt die Rau- heit des Klimas den Kornbau nicht überall aufkommen: in den geschützten Teilen, in der Umgegend von Njurba und Wiluisk, erhielt man von der Gerste das zehnfache Korn, dagegen ging der Roggen zu Grunde; hier sollen meistens die Fröste der Aussaat schaden. In dem etwas südlicher gelegenen Jakutsk ist also thatsächlich fast die äusserste Grenze des Getreidebaues erreicht, wie man nach Ver- gleichen mit den Mackenzie-Landschaften vermutete, wo die Ackerfelder im Hochsommer unter gleicher Breite von Jakutsk 11 Fuss tief aufthauen, in Jakutsk dagegen nur 3 Fuss tief. An der Ostküste sinkt die Grenze des möglichen Korn- und Gemüsebaues bis zu der Breite von Nikolajewsk (53½° N.) herab, gibt aber dort noch auf fruchtbarem Boden vortreffliche Resultate.

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/450>, abgerufen am 22.11.2024.