die immergrüne Quercus Ilex als Ausdruck eines milden Winters und einer langen Vegetationsperiode hinzu, welche schon eine Reihe mediterraner Typen in den borealen Charakter aufzunehmen gestatten. Diese Uebergangs- region möchte ich daher auch auf Nordspanien, bis zur nördlichen Vegetationslinie der Olive daselbst, welche nahezu mit der Südgrenze der Buchenwaldungen in Spa- nien zusammenfällt, erweitert sehen, und man kann sie dann als "nordatlantisch" bezeichnen.
Eine ganze Reihe wärmerer Pflanzen ist hier in sporadischen Standorten verbreitet, welche hier ihre ur- sprüngliche Heimat gehabt haben mögen, durch die Eis- zeit aber zerstreut oder südwärts gedrängt sind (Daboecia polifolia, siehe oben S. 196). Nicht wenige derselben erreichen noch, wie schon angedeutet, das südwestliche England und Irland.
Noch jetzt sind gewisse endemische, für die europäische Ge- samtflora höchst interessante Arten auf kleine Stellen dieser Vege- tationsregion beschränkt. Darüber hat eine Abhandlung von Crie (G. J., XIII, 322) hübsche Ausführungen gebracht. Auf einzelne Standorte an den Küsten und auf den Inseln der Bretagne sind 4 Arten beschränkt, ein Narcissus, Eryngium, eine Omphalodes und Linaria.
6. Mitteleuropäische Hügel- und Bergwald- region. Mit dem Auftreten der gemischten Fichten-, Kiefern- und Buchenwälder, und aller sie begleitenden Charakterstauden an den Westhängen des französischen Berglandes gegen die atlantische Küstenregion hin be- ginnt, sich ostwärts bis zur westlichen Vegetationslinie der Silberlinde am Plattensee über die Alpenkette und das ihr nordwärts vorgelagerte Berg- und Hügelland ausdehnend, diese Region, in welcher selbst wieder mit streng borealem Charakter eine die höheren Bergländer auszeichnende mitteleuropäische Nadelholzregion mit den auf diese folgenden "Hochalpinen" ausgeschieden ist. Auch die Pyrenäen haben Anteil an dieser Hauptregion, obwohl ihr unterer Saum wohl mehr zu R. 5 als zu R. 6 gehört. Nordwärts dehnt sich dieselbe bis zu der nörd- lichen Vegetationslinie der Edeltanne, oder darüber hinaus bis zum Lande am nördlichen Harze gegen das centrale
Deutschland. Westeuropa. Alpenländer.
die immergrüne Quercus Ilex als Ausdruck eines milden Winters und einer langen Vegetationsperiode hinzu, welche schon eine Reihe mediterraner Typen in den borealen Charakter aufzunehmen gestatten. Diese Uebergangs- region möchte ich daher auch auf Nordspanien, bis zur nördlichen Vegetationslinie der Olive daselbst, welche nahezu mit der Südgrenze der Buchenwaldungen in Spa- nien zusammenfällt, erweitert sehen, und man kann sie dann als „nordatlantisch“ bezeichnen.
Eine ganze Reihe wärmerer Pflanzen ist hier in sporadischen Standorten verbreitet, welche hier ihre ur- sprüngliche Heimat gehabt haben mögen, durch die Eis- zeit aber zerstreut oder südwärts gedrängt sind (Daboecia polifolia, siehe oben S. 196). Nicht wenige derselben erreichen noch, wie schon angedeutet, das südwestliche England und Irland.
Noch jetzt sind gewisse endemische, für die europäische Ge- samtflora höchst interessante Arten auf kleine Stellen dieser Vege- tationsregion beschränkt. Darüber hat eine Abhandlung von Crié (G. J., XIII, 322) hübsche Ausführungen gebracht. Auf einzelne Standorte an den Küsten und auf den Inseln der Bretagne sind 4 Arten beschränkt, ein Narcissus, Eryngium, eine Omphalodes und Linaria.
6. Mitteleuropäische Hügel- und Bergwald- region. Mit dem Auftreten der gemischten Fichten-, Kiefern- und Buchenwälder, und aller sie begleitenden Charakterstauden an den Westhängen des französischen Berglandes gegen die atlantische Küstenregion hin be- ginnt, sich ostwärts bis zur westlichen Vegetationslinie der Silberlinde am Plattensee über die Alpenkette und das ihr nordwärts vorgelagerte Berg- und Hügelland ausdehnend, diese Region, in welcher selbst wieder mit streng borealem Charakter eine die höheren Bergländer auszeichnende mitteleuropäische Nadelholzregion mit den auf diese folgenden „Hochalpinen“ ausgeschieden ist. Auch die Pyrenäen haben Anteil an dieser Hauptregion, obwohl ihr unterer Saum wohl mehr zu R. 5 als zu R. 6 gehört. Nordwärts dehnt sich dieselbe bis zu der nörd- lichen Vegetationslinie der Edeltanne, oder darüber hinaus bis zum Lande am nördlichen Harze gegen das centrale
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[375/0407]
Deutschland. Westeuropa. Alpenländer.
die immergrüne Quercus Ilex als Ausdruck eines milden
Winters und einer langen Vegetationsperiode hinzu, welche
schon eine Reihe mediterraner Typen in den borealen
Charakter aufzunehmen gestatten. Diese Uebergangs-
region möchte ich daher auch auf Nordspanien, bis zur
nördlichen Vegetationslinie der Olive daselbst, welche
nahezu mit der Südgrenze der Buchenwaldungen in Spa-
nien zusammenfällt, erweitert sehen, und man kann sie
dann als „nordatlantisch“ bezeichnen.
Eine ganze Reihe wärmerer Pflanzen ist hier in
sporadischen Standorten verbreitet, welche hier ihre ur-
sprüngliche Heimat gehabt haben mögen, durch die Eis-
zeit aber zerstreut oder südwärts gedrängt sind (Daboecia
polifolia, siehe oben S. 196). Nicht wenige derselben
erreichen noch, wie schon angedeutet, das südwestliche
England und Irland.
Noch jetzt sind gewisse endemische, für die europäische Ge-
samtflora höchst interessante Arten auf kleine Stellen dieser Vege-
tationsregion beschränkt. Darüber hat eine Abhandlung von Crié
(G. J., XIII, 322) hübsche Ausführungen gebracht. Auf einzelne
Standorte an den Küsten und auf den Inseln der Bretagne sind
4 Arten beschränkt, ein Narcissus, Eryngium, eine Omphalodes
und Linaria.
6. Mitteleuropäische Hügel- und Bergwald-
region. Mit dem Auftreten der gemischten Fichten-,
Kiefern- und Buchenwälder, und aller sie begleitenden
Charakterstauden an den Westhängen des französischen
Berglandes gegen die atlantische Küstenregion hin be-
ginnt, sich ostwärts bis zur westlichen Vegetationslinie
der Silberlinde am Plattensee über die Alpenkette und
das ihr nordwärts vorgelagerte Berg- und Hügelland
ausdehnend, diese Region, in welcher selbst wieder mit
streng borealem Charakter eine die höheren Bergländer
auszeichnende mitteleuropäische Nadelholzregion mit den
auf diese folgenden „Hochalpinen“ ausgeschieden ist.
Auch die Pyrenäen haben Anteil an dieser Hauptregion,
obwohl ihr unterer Saum wohl mehr zu R. 5 als zu R. 6
gehört. Nordwärts dehnt sich dieselbe bis zu der nörd-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/407>, abgerufen am 22.11.2024.
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