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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Die Grasfluren.
Sie können sich sehr wohl mit einzelnen Gräsern verge-
sellschaften, aber diese erweisen sich dann in der Regel
als andere Arten, wie die den Wiesenrasen bildenden.
Zahlreiche Uebergänge verbinden die genannten Gruppen,
und sehr häufig treten Arten der Hochstauden als reich-
liche Beimischungen in die Grasfluren ein, wie beispiels-
weise in Deutschland die hohen Doldengewächse (He-
racleum, Angelica
) in die fruchtbaren Thalwiesen.

Wie man sieht, ist kein prinzipieller Unterschied im bio-
logischen Verhalten zwischen Gräsern und den oberirdisch mit
Resten von Blättern und zwischen ihnen eingeschlossenen Trieb-
knospen überwinternden Stauden. Da aber die Gräser und die
ihnen nahestehenden Cyperaceen einen sehr ausgeprägt-eigenartigen
Habitus haben, so wird der Unterschied im Landschaftsbilde stärker.
So wie sich Stauden von niederem und hohem Wuchs in die
Grasrasen eindrängen, so fehlen auch die Gräser nicht zwischen
den Staudenbeständen, und sehr häufig ist eine so innige Mischung
beider, dass die Entscheidung schwer fällt, welche Bestandesabtei-
lung überwiegt. -- Die in Neumayers Anleitung (Bd. II, S. 174)
gemachte Einteilung der Staudenformationen nach ihren Bei-
mischungen von Halbsträuchern, Gräsern und Moosen, oder als Flech-
tengemische, erscheint mir bei weiterer Prüfung nicht sehr glück-
lich gewählt zu sein, weil Beimischungen zwar stets den Charakter
der Bestände verändern, aber nur dann als deren Merkmal gelten
dürfen, wenn verschiedene Lebensbedingungen des Hauptbestandes
auch die Ursache verschiedenartiger Beimengungen sind. Da nun
z. B. die Alpenmatten alle drei Beimengungen in sich vereinigen,
so scheint die gemachte Einteilung nicht zuzutreffen. Dagegen
zeigt die Bodenbedeckung von filzig sich zu einer festen Decke
von niederem Wuchse verwebenden Stauden und üppig wie Busch-
werk in die Höhe schiessenden Hochstauden tiefere Verschieden-
heiten. Kerner nennt die erstere Abteilung "Filzpflanzen", ein
Gefilz; die zweite entspricht dem Vulgärbegriff der Stauden, wor-
unter der Deutsche hoch emporschiessende Triebe zu verstehen
pflegt und sogar Sträucher ("Haselstaude") fälschlich ab und zu
so benennt; diese bilden ein "Gestäude".

Grasflur-Formationen. Für die überwiegend
aus geselligen Gräsern und in bestimmten Abteilungen
aus geselligen Riedgräsern (Cyperaceen) gebildeten Be-
stände, zu welchen ausser allen möglichen Stauden noch
Halbsträucher und Sträucher, ja sogar lichte Bäume als
charakteristische Nebenbestandteile treten können, mag
folgendes Einteilungsschema die Hauptabteilungen aus-
einanderhalten.

Drude, Pflanzengeographie. 19

Die Grasfluren.
Sie können sich sehr wohl mit einzelnen Gräsern verge-
sellschaften, aber diese erweisen sich dann in der Regel
als andere Arten, wie die den Wiesenrasen bildenden.
Zahlreiche Uebergänge verbinden die genannten Gruppen,
und sehr häufig treten Arten der Hochstauden als reich-
liche Beimischungen in die Grasfluren ein, wie beispiels-
weise in Deutschland die hohen Doldengewächse (He-
racleum, Angelica
) in die fruchtbaren Thalwiesen.

Wie man sieht, ist kein prinzipieller Unterschied im bio-
logischen Verhalten zwischen Gräsern und den oberirdisch mit
Resten von Blättern und zwischen ihnen eingeschlossenen Trieb-
knospen überwinternden Stauden. Da aber die Gräser und die
ihnen nahestehenden Cyperaceen einen sehr ausgeprägt-eigenartigen
Habitus haben, so wird der Unterschied im Landschaftsbilde stärker.
So wie sich Stauden von niederem und hohem Wuchs in die
Grasrasen eindrängen, so fehlen auch die Gräser nicht zwischen
den Staudenbeständen, und sehr häufig ist eine so innige Mischung
beider, dass die Entscheidung schwer fällt, welche Bestandesabtei-
lung überwiegt. — Die in Neumayers Anleitung (Bd. II, S. 174)
gemachte Einteilung der Staudenformationen nach ihren Bei-
mischungen von Halbsträuchern, Gräsern und Moosen, oder als Flech-
tengemische, erscheint mir bei weiterer Prüfung nicht sehr glück-
lich gewählt zu sein, weil Beimischungen zwar stets den Charakter
der Bestände verändern, aber nur dann als deren Merkmal gelten
dürfen, wenn verschiedene Lebensbedingungen des Hauptbestandes
auch die Ursache verschiedenartiger Beimengungen sind. Da nun
z. B. die Alpenmatten alle drei Beimengungen in sich vereinigen,
so scheint die gemachte Einteilung nicht zuzutreffen. Dagegen
zeigt die Bodenbedeckung von filzig sich zu einer festen Decke
von niederem Wuchse verwebenden Stauden und üppig wie Busch-
werk in die Höhe schiessenden Hochstauden tiefere Verschieden-
heiten. Kerner nennt die erstere Abteilung „Filzpflanzen“, ein
Gefilz; die zweite entspricht dem Vulgärbegriff der Stauden, wor-
unter der Deutsche hoch emporschiessende Triebe zu verstehen
pflegt und sogar Sträucher („Haselstaude“) fälschlich ab und zu
so benennt; diese bilden ein „Gestäude“.

Grasflur-Formationen. Für die überwiegend
aus geselligen Gräsern und in bestimmten Abteilungen
aus geselligen Riedgräsern (Cyperaceen) gebildeten Be-
stände, zu welchen ausser allen möglichen Stauden noch
Halbsträucher und Sträucher, ja sogar lichte Bäume als
charakteristische Nebenbestandteile treten können, mag
folgendes Einteilungsschema die Hauptabteilungen aus-
einanderhalten.

Drude, Pflanzengeographie. 19
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[289/0319] Die Grasfluren. Sie können sich sehr wohl mit einzelnen Gräsern verge- sellschaften, aber diese erweisen sich dann in der Regel als andere Arten, wie die den Wiesenrasen bildenden. Zahlreiche Uebergänge verbinden die genannten Gruppen, und sehr häufig treten Arten der Hochstauden als reich- liche Beimischungen in die Grasfluren ein, wie beispiels- weise in Deutschland die hohen Doldengewächse (He- racleum, Angelica) in die fruchtbaren Thalwiesen. Wie man sieht, ist kein prinzipieller Unterschied im bio- logischen Verhalten zwischen Gräsern und den oberirdisch mit Resten von Blättern und zwischen ihnen eingeschlossenen Trieb- knospen überwinternden Stauden. Da aber die Gräser und die ihnen nahestehenden Cyperaceen einen sehr ausgeprägt-eigenartigen Habitus haben, so wird der Unterschied im Landschaftsbilde stärker. So wie sich Stauden von niederem und hohem Wuchs in die Grasrasen eindrängen, so fehlen auch die Gräser nicht zwischen den Staudenbeständen, und sehr häufig ist eine so innige Mischung beider, dass die Entscheidung schwer fällt, welche Bestandesabtei- lung überwiegt. — Die in Neumayers Anleitung (Bd. II, S. 174) gemachte Einteilung der Staudenformationen nach ihren Bei- mischungen von Halbsträuchern, Gräsern und Moosen, oder als Flech- tengemische, erscheint mir bei weiterer Prüfung nicht sehr glück- lich gewählt zu sein, weil Beimischungen zwar stets den Charakter der Bestände verändern, aber nur dann als deren Merkmal gelten dürfen, wenn verschiedene Lebensbedingungen des Hauptbestandes auch die Ursache verschiedenartiger Beimengungen sind. Da nun z. B. die Alpenmatten alle drei Beimengungen in sich vereinigen, so scheint die gemachte Einteilung nicht zuzutreffen. Dagegen zeigt die Bodenbedeckung von filzig sich zu einer festen Decke von niederem Wuchse verwebenden Stauden und üppig wie Busch- werk in die Höhe schiessenden Hochstauden tiefere Verschieden- heiten. Kerner nennt die erstere Abteilung „Filzpflanzen“, ein Gefilz; die zweite entspricht dem Vulgärbegriff der Stauden, wor- unter der Deutsche hoch emporschiessende Triebe zu verstehen pflegt und sogar Sträucher („Haselstaude“) fälschlich ab und zu so benennt; diese bilden ein „Gestäude“. Grasflur-Formationen. Für die überwiegend aus geselligen Gräsern und in bestimmten Abteilungen aus geselligen Riedgräsern (Cyperaceen) gebildeten Be- stände, zu welchen ausser allen möglichen Stauden noch Halbsträucher und Sträucher, ja sogar lichte Bäume als charakteristische Nebenbestandteile treten können, mag folgendes Einteilungsschema die Hauptabteilungen aus- einanderhalten. Drude, Pflanzengeographie. 19

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/319>, abgerufen am 22.11.2024.