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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Einteilung der Krautgewächs-Bestände.
ebenso, um im Frühling mit den in Blätterschöpfe ein-
gehüllten Kapseln neu wiederzukehren und im Hochsom-
mer wieder unsichtbar zu werden. Die Narcissen, die
Crocus, die Scillen, sie alle sind früh im Jahre mit Blüten
da; die Blätter bleiben noch bis zum Sommerbeginn
stehen, aber die ganzen Pflanzen verschwinden alsdann
unter Rasen oder Humusdecke und dauern als Zwiebeln
vom Hochsommer bis zum Winter aus. Solche Gewächse
würden nicht beständige Formationen bilden können; nur
die Schutzleistung anderer sichert ihnen ihre Plätze.
Hier ist nun keine Pflanzenordnung wirksamer, als die
Gräser und nach diesen die Riedgräser, sofern sie in dich-
ter Verzweigung ihres Wurzelstockes Rasen bilden kön-
nen; keine ausdauernden krautartigen Pflanzen bedecken
daher auch so weite Landstrecken mit geselligem Wuchs,
als diese, und dringen so einflussreich mit hartem Gesträuch
vereint in die Steppen ein. So hebt man die von Gra-
mineen, untermischt mit Cyperaceen und Juncaceen ge-
bildeten Bestände als Grasfluren von den aus geselligen
Stauden anderer Familien gebildeten heraus. Diese letz-
teren bieten noch zwei hauptsächlich verschieden aus-
sehende Abteilungen nach der Höhe ihres Wuchses: den
Grasfluren am ähnlichsten verhalten sich die Matten,
welche gleichfalls aus dichtem verfilzten Rasen niedriger,
aus kurzem oder kriechendem Wurzelstock mit breiteren,
oberirdisch ausdauernden Rosetten von Laubblättern sich
erhebender Pflanzen in einer grossen Anzahl dikotyler
Ordnungen bestehen und vielfältig entweder Grasrasen
oder Halbsträucher (wie die Heide) oder beides in sich
aufnehmen. Die echten "Stauden-", deutlicher gesagt
die Hochstaudenformationen, bestehen aus ansehn-
lichen Gewächsen von schlankem Wuchs mit zerstreuten
Blättern am schnell zu Beginn der Vegetationszeit in die
Höhe schiessenden Stengel, welche aber zur Ruhezeit
wenig bemerkbar zu sein pflegen; die Fingerhut- und
Weidenröschenformation (Digitalis purpurea, Epilobium
angustifolium
) im westdeutschen Bergland mag als Bei-
spiel für dieses Aussehen dienen, oder monokotyle Pflan-
zen vom Wuchs des Veratrum und Lilium bulbiferum.

Einteilung der Krautgewächs-Bestände.
ebenso, um im Frühling mit den in Blätterschöpfe ein-
gehüllten Kapseln neu wiederzukehren und im Hochsom-
mer wieder unsichtbar zu werden. Die Narcissen, die
Crocus, die Scillen, sie alle sind früh im Jahre mit Blüten
da; die Blätter bleiben noch bis zum Sommerbeginn
stehen, aber die ganzen Pflanzen verschwinden alsdann
unter Rasen oder Humusdecke und dauern als Zwiebeln
vom Hochsommer bis zum Winter aus. Solche Gewächse
würden nicht beständige Formationen bilden können; nur
die Schutzleistung anderer sichert ihnen ihre Plätze.
Hier ist nun keine Pflanzenordnung wirksamer, als die
Gräser und nach diesen die Riedgräser, sofern sie in dich-
ter Verzweigung ihres Wurzelstockes Rasen bilden kön-
nen; keine ausdauernden krautartigen Pflanzen bedecken
daher auch so weite Landstrecken mit geselligem Wuchs,
als diese, und dringen so einflussreich mit hartem Gesträuch
vereint in die Steppen ein. So hebt man die von Gra-
mineen, untermischt mit Cyperaceen und Juncaceen ge-
bildeten Bestände als Grasfluren von den aus geselligen
Stauden anderer Familien gebildeten heraus. Diese letz-
teren bieten noch zwei hauptsächlich verschieden aus-
sehende Abteilungen nach der Höhe ihres Wuchses: den
Grasfluren am ähnlichsten verhalten sich die Matten,
welche gleichfalls aus dichtem verfilzten Rasen niedriger,
aus kurzem oder kriechendem Wurzelstock mit breiteren,
oberirdisch ausdauernden Rosetten von Laubblättern sich
erhebender Pflanzen in einer grossen Anzahl dikotyler
Ordnungen bestehen und vielfältig entweder Grasrasen
oder Halbsträucher (wie die Heide) oder beides in sich
aufnehmen. Die echten „Stauden-“, deutlicher gesagt
die Hochstaudenformationen, bestehen aus ansehn-
lichen Gewächsen von schlankem Wuchs mit zerstreuten
Blättern am schnell zu Beginn der Vegetationszeit in die
Höhe schiessenden Stengel, welche aber zur Ruhezeit
wenig bemerkbar zu sein pflegen; die Fingerhut- und
Weidenröschenformation (Digitalis purpurea, Epilobium
angustifolium
) im westdeutschen Bergland mag als Bei-
spiel für dieses Aussehen dienen, oder monokotyle Pflan-
zen vom Wuchs des Veratrum und Lilium bulbiferum.

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[288/0318] Einteilung der Krautgewächs-Bestände. ebenso, um im Frühling mit den in Blätterschöpfe ein- gehüllten Kapseln neu wiederzukehren und im Hochsom- mer wieder unsichtbar zu werden. Die Narcissen, die Crocus, die Scillen, sie alle sind früh im Jahre mit Blüten da; die Blätter bleiben noch bis zum Sommerbeginn stehen, aber die ganzen Pflanzen verschwinden alsdann unter Rasen oder Humusdecke und dauern als Zwiebeln vom Hochsommer bis zum Winter aus. Solche Gewächse würden nicht beständige Formationen bilden können; nur die Schutzleistung anderer sichert ihnen ihre Plätze. Hier ist nun keine Pflanzenordnung wirksamer, als die Gräser und nach diesen die Riedgräser, sofern sie in dich- ter Verzweigung ihres Wurzelstockes Rasen bilden kön- nen; keine ausdauernden krautartigen Pflanzen bedecken daher auch so weite Landstrecken mit geselligem Wuchs, als diese, und dringen so einflussreich mit hartem Gesträuch vereint in die Steppen ein. So hebt man die von Gra- mineen, untermischt mit Cyperaceen und Juncaceen ge- bildeten Bestände als Grasfluren von den aus geselligen Stauden anderer Familien gebildeten heraus. Diese letz- teren bieten noch zwei hauptsächlich verschieden aus- sehende Abteilungen nach der Höhe ihres Wuchses: den Grasfluren am ähnlichsten verhalten sich die Matten, welche gleichfalls aus dichtem verfilzten Rasen niedriger, aus kurzem oder kriechendem Wurzelstock mit breiteren, oberirdisch ausdauernden Rosetten von Laubblättern sich erhebender Pflanzen in einer grossen Anzahl dikotyler Ordnungen bestehen und vielfältig entweder Grasrasen oder Halbsträucher (wie die Heide) oder beides in sich aufnehmen. Die echten „Stauden-“, deutlicher gesagt die Hochstaudenformationen, bestehen aus ansehn- lichen Gewächsen von schlankem Wuchs mit zerstreuten Blättern am schnell zu Beginn der Vegetationszeit in die Höhe schiessenden Stengel, welche aber zur Ruhezeit wenig bemerkbar zu sein pflegen; die Fingerhut- und Weidenröschenformation (Digitalis purpurea, Epilobium angustifolium) im westdeutschen Bergland mag als Bei- spiel für dieses Aussehen dienen, oder monokotyle Pflan- zen vom Wuchs des Veratrum und Lilium bulbiferum.

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/318>, abgerufen am 22.11.2024.