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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Epiphytische Bromeliaceen, Araceen.
sammenstellung (Natürl. Pflanzenfam. T. II) hervor, dass zwar die
meisten die niederen Regionen bewohnen, doch einige auch be-
deutende Höhen ersteigen (Gipfel des Itatiahy, Anden Perus bis
über 4000 m); die Gattung Puya bewohnt die trockenen, aber um-
nebelten Centralprovinzen von Peru und Chile, durch ihre bis zu
3 m hohen Blütenschäfte den Landschaftscharakter stark belebend.
Diese vegetieren auf Erd- und Felsboden; zum grössten Teile aber
leben die Bromeliaceen epiphytisch auf Bäumen, zumeist hoch in
den lichten Kronen; ihre biologischen Einrichtungen und ihre
geographische Verteilung sind von Schimper an genannter Stelle
in ausgezeichneter Weise monographisch behandelt (G. J., XI, 104
und XIII, 312). Durch Zahl und Grösse der Individuen stehen sie
unter allen amerikanischen Epiphyten obenan, und man sagt, dass
sie hier den Landschaftscharakter weit mehr als die Orchideen be-
einflussen; die epiphytische Vegetation in den amerikanischen
Savanen verdankt ihre Eigentümlichkeit hauptsächlich dem Vor-
herrschen stark beschuppter und daher weisslichgrau erscheinen-
der Bromeliaceen.

Noch eine dritte Ordnung von überwiegend tropi-
schem Charakter ist unter den Epiphyten zu nennen, die
mit knotig gegliedertem, weich bleibenden, Luftwurzeln
aussendenden Stamme kletternden Araceen (Aroideen),
unter denen die den tropischen Regenwald aller drei Kon-
tinente bewohnenden Arten neben solchen auf nassem
Grund und Boden entlang der im Walde strömenden
Flüsse die zahlreichsten sind. Nur wenige Arten treten
von dieser Ordnung in die gemäßigten Klimate ein.

Araceen. Von den etwa 900 Arten sind nach Engler 92 %
tropisch und die übrigen 8 % verteilen sich auf die wärmeren
Gebiete nördlich und südlich, ohne die kalten Zonen zu berühren.
Die Mehrzahl ihrer 105 Gattungen ist auf die östliche oder die
westliche Hemisphäre beschränkt, die Arten sind auf kleinere Be-
zirke angewiesen. Am formenreichsten von allen ist das malayische
Gebiet, 100 Arten schon aus Borneo und Neuguinea bekannt. Her-
vorragende Gattungen sind: Pothos (Indien), Anthurium (über
200 Arten im tropischen Amerika), Monstera (Amerika), Dracon-
tium (ausgezeichnet durch gigantische Blätter und Kolben, unter
denen ein Mensch verschwindet; Amerika), Amorphophallus (Asien;
dahin der riesige A. Titanum aus dem malayischen Archipel), Phi-
lodendron (über 100 Arten im tropischen Amerika); Alocasia und
Colocasia in den indischen Tropen enthalten einige wichtige Nutz-
pflanzen (Taro-Knollen); Arum (Mediterrangebiet und Mitteleuropa).

Endlich besitzt Amerika unter den kletternden Epi-
phyten noch wiederum eine eigene kleine Ordnung, die

Epiphytische Bromeliaceen, Araceen.
sammenstellung (Natürl. Pflanzenfam. T. II) hervor, dass zwar die
meisten die niederen Regionen bewohnen, doch einige auch be-
deutende Höhen ersteigen (Gipfel des Itatiahy, Anden Perus bis
über 4000 m); die Gattung Puya bewohnt die trockenen, aber um-
nebelten Centralprovinzen von Peru und Chile, durch ihre bis zu
3 m hohen Blütenschäfte den Landschaftscharakter stark belebend.
Diese vegetieren auf Erd- und Felsboden; zum grössten Teile aber
leben die Bromeliaceen epiphytisch auf Bäumen, zumeist hoch in
den lichten Kronen; ihre biologischen Einrichtungen und ihre
geographische Verteilung sind von Schimper an genannter Stelle
in ausgezeichneter Weise monographisch behandelt (G. J., XI, 104
und XIII, 312). Durch Zahl und Grösse der Individuen stehen sie
unter allen amerikanischen Epiphyten obenan, und man sagt, dass
sie hier den Landschaftscharakter weit mehr als die Orchideen be-
einflussen; die epiphytische Vegetation in den amerikanischen
Savanen verdankt ihre Eigentümlichkeit hauptsächlich dem Vor-
herrschen stark beschuppter und daher weisslichgrau erscheinen-
der Bromeliaceen.

Noch eine dritte Ordnung von überwiegend tropi-
schem Charakter ist unter den Epiphyten zu nennen, die
mit knotig gegliedertem, weich bleibenden, Luftwurzeln
aussendenden Stamme kletternden Araceen (Aroïdeen),
unter denen die den tropischen Regenwald aller drei Kon-
tinente bewohnenden Arten neben solchen auf nassem
Grund und Boden entlang der im Walde strömenden
Flüsse die zahlreichsten sind. Nur wenige Arten treten
von dieser Ordnung in die gemäßigten Klimate ein.

Araceen. Von den etwa 900 Arten sind nach Engler 92 %
tropisch und die übrigen 8 % verteilen sich auf die wärmeren
Gebiete nördlich und südlich, ohne die kalten Zonen zu berühren.
Die Mehrzahl ihrer 105 Gattungen ist auf die östliche oder die
westliche Hemisphäre beschränkt, die Arten sind auf kleinere Be-
zirke angewiesen. Am formenreichsten von allen ist das malayische
Gebiet, 100 Arten schon aus Borneo und Neuguinea bekannt. Her-
vorragende Gattungen sind: Pothos (Indien), Anthurium (über
200 Arten im tropischen Amerika), Monstera (Amerika), Dracon-
tium (ausgezeichnet durch gigantische Blätter und Kolben, unter
denen ein Mensch verschwindet; Amerika), Amorphophallus (Asien;
dahin der riesige A. Titanum aus dem malayischen Archipel), Phi-
lodendron (über 100 Arten im tropischen Amerika); Alocasia und
Colocasia in den indischen Tropen enthalten einige wichtige Nutz-
pflanzen (Taro-Knollen); Arum (Mediterrangebiet und Mitteleuropa).

Endlich besitzt Amerika unter den kletternden Epi-
phyten noch wiederum eine eigene kleine Ordnung, die

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[238/0268] Epiphytische Bromeliaceen, Araceen. sammenstellung (Natürl. Pflanzenfam. T. II) hervor, dass zwar die meisten die niederen Regionen bewohnen, doch einige auch be- deutende Höhen ersteigen (Gipfel des Itatiahy, Anden Perus bis über 4000 m); die Gattung Puya bewohnt die trockenen, aber um- nebelten Centralprovinzen von Peru und Chile, durch ihre bis zu 3 m hohen Blütenschäfte den Landschaftscharakter stark belebend. Diese vegetieren auf Erd- und Felsboden; zum grössten Teile aber leben die Bromeliaceen epiphytisch auf Bäumen, zumeist hoch in den lichten Kronen; ihre biologischen Einrichtungen und ihre geographische Verteilung sind von Schimper an genannter Stelle in ausgezeichneter Weise monographisch behandelt (G. J., XI, 104 und XIII, 312). Durch Zahl und Grösse der Individuen stehen sie unter allen amerikanischen Epiphyten obenan, und man sagt, dass sie hier den Landschaftscharakter weit mehr als die Orchideen be- einflussen; die epiphytische Vegetation in den amerikanischen Savanen verdankt ihre Eigentümlichkeit hauptsächlich dem Vor- herrschen stark beschuppter und daher weisslichgrau erscheinen- der Bromeliaceen. Noch eine dritte Ordnung von überwiegend tropi- schem Charakter ist unter den Epiphyten zu nennen, die mit knotig gegliedertem, weich bleibenden, Luftwurzeln aussendenden Stamme kletternden Araceen (Aroïdeen), unter denen die den tropischen Regenwald aller drei Kon- tinente bewohnenden Arten neben solchen auf nassem Grund und Boden entlang der im Walde strömenden Flüsse die zahlreichsten sind. Nur wenige Arten treten von dieser Ordnung in die gemäßigten Klimate ein. Araceen. Von den etwa 900 Arten sind nach Engler 92 % tropisch und die übrigen 8 % verteilen sich auf die wärmeren Gebiete nördlich und südlich, ohne die kalten Zonen zu berühren. Die Mehrzahl ihrer 105 Gattungen ist auf die östliche oder die westliche Hemisphäre beschränkt, die Arten sind auf kleinere Be- zirke angewiesen. Am formenreichsten von allen ist das malayische Gebiet, 100 Arten schon aus Borneo und Neuguinea bekannt. Her- vorragende Gattungen sind: Pothos (Indien), Anthurium (über 200 Arten im tropischen Amerika), Monstera (Amerika), Dracon- tium (ausgezeichnet durch gigantische Blätter und Kolben, unter denen ein Mensch verschwindet; Amerika), Amorphophallus (Asien; dahin der riesige A. Titanum aus dem malayischen Archipel), Phi- lodendron (über 100 Arten im tropischen Amerika); Alocasia und Colocasia in den indischen Tropen enthalten einige wichtige Nutz- pflanzen (Taro-Knollen); Arum (Mediterrangebiet und Mitteleuropa). Endlich besitzt Amerika unter den kletternden Epi- phyten noch wiederum eine eigene kleine Ordnung, die

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/268>, abgerufen am 17.05.2024.