Die Phalanx, unüberwindlich den Asiatischen Völkern gegen- über, war auf eine Weise umgestaltet, wie sie damals nur unter den Völkern Italiens ausgebildet bestand und sich im Kampfe gegen den Epirotenkönig bewährt haben mochte. Dieß schon mußte auffallen; dazu kamen die mannichfachen Gerüchte unter den Truppen, daß in die Provinzen des Mittelmeeres Befehle zur Rüstung unzähliger Schiffe gesandt seien, und daß der König einen großen Eroberungskrieg gen Italien, Sicilien, Iberien und Afrika zu machen beabsichtige. So schien es in der That, als ob, während die Flotte gegen die Küstenländer Arabiens in See gehen sollte, das Landheer durch Arabien oder auf welchem Wege sonst gen Westen marschiren und die Barbaren des Abendlandes, die Feinde des Griechenthums in Afrika und Italien zu unter- werfen ausziehen würde.37)
Das Einrangiren der neuen, namentlich Persischen Truppen leitete Alexander selbst, von der ganzen Asiatischen Pracht seines Hofes umgeben; es geschah im königlichen Garten, der König saß auf dem goldnen Thron, geschmückt mit dem Diadem und dem königlichen Purpur; zu beiden Seiten die Getreuen auf niedri- geren Sesseln mit silbernen Füßen; hinter diesen in gemessener Entfernung die Eunuchen, nach morgenländischem Brauch mit ge- kreuzten Armen, in Medischer Tracht; Schaar auf Schaar zogen dann die neuen Truppen vorüber, wurden gemustert und an die Phalangen vertheilt. So mehrere Tage; an einem derselben war der König, von den Anstrengungen ermüdet, vom Throne aufge- standen, und, nachdem er Diadem und Purpur auf demselben zu- rückgelassen, zu einem Bassin im Garten gegangen, um ein Bad zu nehmen; nach der Hofsitte folgten die Getreuen, während die Eunuchen stumm und unbeweglich an ihren Plätzen blieben. In kurzer Frist kam nun ein Mensch daher, schritt ruhig durch die Reihen der Eunuchen, die ihn nach Persischer Sitte nicht hindern durften, stieg die Stufen des Thrones hinauf, schmückte sich mit
Truppen Sicherung und schnellste Verwendbarkeit, das sind die Vorzüge der neuen Aufstellung, die freilich nie Gelegenheit finden sollte, sich im Gefecht zu bewähren.
37) Das darf wohl aus Diod. XVIII. 4. entnommen werden.
Die Phalanx, unuͤberwindlich den Aſiatiſchen Voͤlkern gegen- uͤber, war auf eine Weiſe umgeſtaltet, wie ſie damals nur unter den Voͤlkern Italiens ausgebildet beſtand und ſich im Kampfe gegen den Epirotenkoͤnig bewaͤhrt haben mochte. Dieß ſchon mußte auffallen; dazu kamen die mannichfachen Geruͤchte unter den Truppen, daß in die Provinzen des Mittelmeeres Befehle zur Ruͤſtung unzaͤhliger Schiffe geſandt ſeien, und daß der Koͤnig einen großen Eroberungskrieg gen Italien, Sicilien, Iberien und Afrika zu machen beabſichtige. So ſchien es in der That, als ob, waͤhrend die Flotte gegen die Kuͤſtenlaͤnder Arabiens in See gehen ſollte, das Landheer durch Arabien oder auf welchem Wege ſonſt gen Weſten marſchiren und die Barbaren des Abendlandes, die Feinde des Griechenthums in Afrika und Italien zu unter- werfen ausziehen wuͤrde.37)
Das Einrangiren der neuen, namentlich Perſiſchen Truppen leitete Alexander ſelbſt, von der ganzen Aſiatiſchen Pracht ſeines Hofes umgeben; es geſchah im koͤniglichen Garten, der Koͤnig ſaß auf dem goldnen Thron, geſchmuͤckt mit dem Diadem und dem koͤniglichen Purpur; zu beiden Seiten die Getreuen auf niedri- geren Seſſeln mit ſilbernen Fuͤßen; hinter dieſen in gemeſſener Entfernung die Eunuchen, nach morgenlaͤndiſchem Brauch mit ge- kreuzten Armen, in Mediſcher Tracht; Schaar auf Schaar zogen dann die neuen Truppen voruͤber, wurden gemuſtert und an die Phalangen vertheilt. So mehrere Tage; an einem derſelben war der Koͤnig, von den Anſtrengungen ermuͤdet, vom Throne aufge- ſtanden, und, nachdem er Diadem und Purpur auf demſelben zu- ruͤckgelaſſen, zu einem Baſſin im Garten gegangen, um ein Bad zu nehmen; nach der Hofſitte folgten die Getreuen, waͤhrend die Eunuchen ſtumm und unbeweglich an ihren Plaͤtzen blieben. In kurzer Friſt kam nun ein Menſch daher, ſchritt ruhig durch die Reihen der Eunuchen, die ihn nach Perſiſcher Sitte nicht hindern durften, ſtieg die Stufen des Thrones hinauf, ſchmuͤckte ſich mit
Truppen Sicherung und ſchnellſte Verwendbarkeit, das ſind die Vorzuͤge der neuen Aufſtellung, die freilich nie Gelegenheit finden ſollte, ſich im Gefecht zu bewaͤhren.
37) Das darf wohl aus Diod. XVIII. 4. entnommen werden.
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Die Phalanx, unuͤberwindlich den Aſiatiſchen Voͤlkern gegen-
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den Voͤlkern Italiens ausgebildet beſtand und ſich im Kampfe
gegen den Epirotenkoͤnig bewaͤhrt haben mochte. Dieß ſchon
mußte auffallen; dazu kamen die mannichfachen Geruͤchte unter
den Truppen, daß in die Provinzen des Mittelmeeres Befehle
zur Ruͤſtung unzaͤhliger Schiffe geſandt ſeien, und daß der Koͤnig
einen großen Eroberungskrieg gen Italien, Sicilien, Iberien
und Afrika zu machen beabſichtige. So ſchien es in der That, als
ob, waͤhrend die Flotte gegen die Kuͤſtenlaͤnder Arabiens in See
gehen ſollte, das Landheer durch Arabien oder auf welchem Wege
ſonſt gen Weſten marſchiren und die Barbaren des Abendlandes,
die Feinde des Griechenthums in Afrika und Italien zu unter-
werfen ausziehen wuͤrde. 37)
Das Einrangiren der neuen, namentlich Perſiſchen Truppen
leitete Alexander ſelbſt, von der ganzen Aſiatiſchen Pracht ſeines
Hofes umgeben; es geſchah im koͤniglichen Garten, der Koͤnig
ſaß auf dem goldnen Thron, geſchmuͤckt mit dem Diadem und
dem koͤniglichen Purpur; zu beiden Seiten die Getreuen auf niedri-
geren Seſſeln mit ſilbernen Fuͤßen; hinter dieſen in gemeſſener
Entfernung die Eunuchen, nach morgenlaͤndiſchem Brauch mit ge-
kreuzten Armen, in Mediſcher Tracht; Schaar auf Schaar zogen
dann die neuen Truppen voruͤber, wurden gemuſtert und an die
Phalangen vertheilt. So mehrere Tage; an einem derſelben war
der Koͤnig, von den Anſtrengungen ermuͤdet, vom Throne aufge-
ſtanden, und, nachdem er Diadem und Purpur auf demſelben zu-
ruͤckgelaſſen, zu einem Baſſin im Garten gegangen, um ein Bad
zu nehmen; nach der Hofſitte folgten die Getreuen, waͤhrend die
Eunuchen ſtumm und unbeweglich an ihren Plaͤtzen blieben. In
kurzer Friſt kam nun ein Menſch daher, ſchritt ruhig durch die
Reihen der Eunuchen, die ihn nach Perſiſcher Sitte nicht hindern
durften, ſtieg die Stufen des Thrones hinauf, ſchmuͤckte ſich mit
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37) Das darf wohl aus
Diod. XVIII. 4. entnommen werden.
36) Truppen Sicherung und ſchnellſte Verwendbarkeit, das ſind die
Vorzuͤge der neuen Aufſtellung, die freilich nie Gelegenheit finden
ſollte, ſich im Gefecht zu bewaͤhren.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/592>, abgerufen am 22.11.2024.
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