Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].Stadt; die Misstimmung der Macedonischen Truppen hatte sich nach Tavernier gegen sechzig Tage, nach Hackluit siebenundvierzig,
(s. Vinccnt p. 462.) von Susa stromab bis zum Meere dürften an dreißig Meilen, etwa vicr Tage sein; dazu kam für Alexander die Fahrt von der Euläus-Mündung zu der des Tigris, ferner der Aufenthalt beim Einreißen der Flußdämme, dann die weitere Fahrt von Bagdad bis El Howasch, endlich die in dieser Jahreszeit gewöhnliche Wasserfülle und die größere Schwierigkeit, stroman zu fahren, so daß drei Monate für die Fahrt von Susa bis Opis nicht zu viel sein dürften. Stadt; die Misſtimmung der Macedoniſchen Truppen hatte ſich nach Tavernier gegen ſechzig Tage, nach Hackluit ſiebenundvierzig,
(ſ. Vinccnt p. 462.) von Suſa ſtromab bis zum Meere duͤrften an dreißig Meilen, etwa vicr Tage ſein; dazu kam fuͤr Alexander die Fahrt von der Eulaͤus-Muͤndung zu der des Tigris, ferner der Aufenthalt beim Einreißen der Flußdaͤmme, dann die weitere Fahrt von Bagdad bis El Howaſch, endlich die in dieſer Jahreszeit gewoͤhnliche Waſſerfuͤlle und die groͤßere Schwierigkeit, ſtroman zu fahren, ſo daß drei Monate fuͤr die Fahrt von Suſa bis Opis nicht zu viel ſein duͤrften. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0524" n="510"/> Stadt; die Misſtimmung der Macedoniſchen Truppen hatte ſich<lb/> ſeit dem Aufbruche aus Suſa keinesweges vermindert, die laͤſtigen<lb/> Maͤrſche, die ihnen uͤberfluͤſſig, die Arbeiten an den Flußdaͤmmen,<lb/> die ihnen des Soldaten unwuͤrdig erſchienen, waren Stoff zu<lb/> neuem Mißvergnuͤgen, und die uͤbertriebenſten und verkehrteſten<lb/> Geruͤchte von dem, was der Koͤnig mit ihnen beabſichtigte, fanden<lb/> Glauben und ſteigerten ihr beſorgliches Mistrauen bis zur hoͤchſten<lb/> Spannung. Da wurden ſie zur Verſammlung berufen; auf der<lb/> Ebene vor Opis verſammelte ſich das Heer; der Koͤnig beſtieg<lb/> die Tribuͤne: „er koͤnne den Macedoniern Erfreuliches verkuͤnden;<lb/> viele unter ihnen, durch vieljaͤhrige Dienſte, durch Wunden und<lb/> Strapazen erſchoͤpft, duͤrften mit Recht Anſpruch darauf machen,<lb/> die Waffen, die ſie ſo ruhmvoll gefuͤhrt, mit einer bequemen Ruhe<lb/> zu vertauſchen; er wolle ſie nicht, wie fruͤhere Invaliden, in die<lb/> neuen Staͤdte anſiedeln, er wiſſe, daß ſie gern die Heimath wie-<lb/> derſaͤhen, er wolle die fuͤr den weiteren Dienſt Untauglichen eh-<lb/> renvoll heimſenden; wer von dieſen Veteranen bei ihm bleiben<lb/> wolle, dem werde er dieſe Hingebung ſo zu vergelten wiſſen, daß<lb/> ſie beneidenswerther als die Heimgekehrten erſcheinen, und in der<lb/> Jugend der Heimath das Verlangen nach gleichen Gefahren und<lb/> gleichem Ruhm verdoppeln ſollten; da jetzt Aſien unterworfen und<lb/> beruhigt ſei, ſo koͤnnten moͤglichſt Viele au der Entlaſſung Theil<lb/> nehmen, es ſeien zum Heerdienſt nur dreizehntauſend Macedonier<lb/> vom Fußvolk und zweitauſend Reuter erforderlich, ſo daß die Zahl<lb/> der zur Heimkehr beſtimmten ſich auf zehntauſend Mann belaufe.“<lb/> Hier unterbrach den Koͤnig ein wildes und verworrenes Geſchrei:<lb/> „er wolle der Veteranen los ſein, er wolle nur ein Barbarenheer;<lb/><note xml:id="note-0524" prev="#note-0523" place="foot" n="48)">nach Tavernier gegen ſechzig Tage, nach Hackluit ſiebenundvierzig,<lb/> (ſ. <hi rendition="#aq">Vinccnt p.</hi> 462.) von Suſa ſtromab bis zum Meere duͤrften<lb/> an dreißig Meilen, etwa vicr Tage ſein; dazu kam fuͤr Alexander<lb/> die Fahrt von der Eulaͤus-Muͤndung zu der des Tigris, ferner der<lb/> Aufenthalt beim Einreißen der Flußdaͤmme, dann die weitere<lb/> Fahrt von Bagdad bis El Howaſch, endlich die in dieſer Jahreszeit<lb/> gewoͤhnliche Waſſerfuͤlle und die groͤßere Schwierigkeit, ſtroman zu<lb/> fahren, ſo daß drei Monate fuͤr die Fahrt von Suſa bis Opis<lb/> nicht zu viel ſein duͤrften.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [510/0524]
Stadt; die Misſtimmung der Macedoniſchen Truppen hatte ſich
ſeit dem Aufbruche aus Suſa keinesweges vermindert, die laͤſtigen
Maͤrſche, die ihnen uͤberfluͤſſig, die Arbeiten an den Flußdaͤmmen,
die ihnen des Soldaten unwuͤrdig erſchienen, waren Stoff zu
neuem Mißvergnuͤgen, und die uͤbertriebenſten und verkehrteſten
Geruͤchte von dem, was der Koͤnig mit ihnen beabſichtigte, fanden
Glauben und ſteigerten ihr beſorgliches Mistrauen bis zur hoͤchſten
Spannung. Da wurden ſie zur Verſammlung berufen; auf der
Ebene vor Opis verſammelte ſich das Heer; der Koͤnig beſtieg
die Tribuͤne: „er koͤnne den Macedoniern Erfreuliches verkuͤnden;
viele unter ihnen, durch vieljaͤhrige Dienſte, durch Wunden und
Strapazen erſchoͤpft, duͤrften mit Recht Anſpruch darauf machen,
die Waffen, die ſie ſo ruhmvoll gefuͤhrt, mit einer bequemen Ruhe
zu vertauſchen; er wolle ſie nicht, wie fruͤhere Invaliden, in die
neuen Staͤdte anſiedeln, er wiſſe, daß ſie gern die Heimath wie-
derſaͤhen, er wolle die fuͤr den weiteren Dienſt Untauglichen eh-
renvoll heimſenden; wer von dieſen Veteranen bei ihm bleiben
wolle, dem werde er dieſe Hingebung ſo zu vergelten wiſſen, daß
ſie beneidenswerther als die Heimgekehrten erſcheinen, und in der
Jugend der Heimath das Verlangen nach gleichen Gefahren und
gleichem Ruhm verdoppeln ſollten; da jetzt Aſien unterworfen und
beruhigt ſei, ſo koͤnnten moͤglichſt Viele au der Entlaſſung Theil
nehmen, es ſeien zum Heerdienſt nur dreizehntauſend Macedonier
vom Fußvolk und zweitauſend Reuter erforderlich, ſo daß die Zahl
der zur Heimkehr beſtimmten ſich auf zehntauſend Mann belaufe.“
Hier unterbrach den Koͤnig ein wildes und verworrenes Geſchrei:
„er wolle der Veteranen los ſein, er wolle nur ein Barbarenheer;
48)
48) nach Tavernier gegen ſechzig Tage, nach Hackluit ſiebenundvierzig,
(ſ. Vinccnt p. 462.) von Suſa ſtromab bis zum Meere duͤrften
an dreißig Meilen, etwa vicr Tage ſein; dazu kam fuͤr Alexander
die Fahrt von der Eulaͤus-Muͤndung zu der des Tigris, ferner der
Aufenthalt beim Einreißen der Flußdaͤmme, dann die weitere
Fahrt von Bagdad bis El Howaſch, endlich die in dieſer Jahreszeit
gewoͤhnliche Waſſerfuͤlle und die groͤßere Schwierigkeit, ſtroman zu
fahren, ſo daß drei Monate fuͤr die Fahrt von Suſa bis Opis
nicht zu viel ſein duͤrften.
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