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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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zu erreichen; und erkennt man einmal die Größe und Berechti-
gung jenes Gedankens, Asien für das Hellenische Leben zu gewin-
nen, so muß man auch die Consequenzen desselben, mögen sie auch
nach menschlicher Betrachtungsweise mit Menschlichkeit und Mög-
lichkeit in Widerspruch erscheinen, anerkennen und als geschichtlich
recht begreifen.

Es mochte gegen Ende August des Jahres 325. sein, als
Alexander aus Pattala und dem Indischen Lande aufbrach 3);
bald war das Grenzgebirge erreicht und auf dem nördlicheren
Paßwege überstiegen; etwa mit dem neunten Tage 4) kam man

3) Es wäre interessant, die Truppenzahl zu kennen, die Alex-
ander bei sich hatte; nach Arrian VI. 21. 4. könnte es scheinen,
daß es alle Geschwader der Ritterschaft, alle Chiliarchien der Hyp-
aspisten, alle Phalangen, alle berittenen Schützen und die Mehr-
zahl der Bogenschützen gewesen seien: doch war dem nicht so; drei
Phalangen und einen großen Theil der Schützen, ferner die Kampf-
unfähigen aller Waffen hatte Kraterus bei sich, dessen Heer sich
ohnfehlbar auf mehr als dreißigtausend Mann belief. Schwieriger
ist es zu sagen, wie viel Truppen zum Bedarf der Flotte verwendet
waren; Schlosser rechnet, durch den Katalog der Trierarchen ver-
führt, im Ganzen dreiunddreißig Schiffe und Vincent zweitausend
Fahrzeuge; ich glaube, daß man nicht mehr als hundert Schiffe
und fünftausend Menschen rechnen darf. Alexander brachte im
Jahre 327. ein Heer von etwa hundertundzwanzigtausend Men-
schen nach Indien, und im folgenden Jahre kamen neue Truppen
im Betrag von sechsunddreißigtausend Mann nach; Krankheiten,
Gefechte, Ansiedelungen und Besatzungen (im unteren Indien al-
lein blieben zehntausend Mann), dürften das Gesammtheer bis zum
Sommer 325. wohl auf achtzigtausend Mann zurück gebracht ha-
ben, von denen demnach Alexander etwa vierzigtausend Mann mit
sich gehabt haben dürfte.
4) Dieses ist nach Curtns IX. 10. 5,
der im Uebrigen, wie Diodor, für die Geographie dieser Gegend
vollkommen unbrauchbar ist. Von Pattala bis zum Paß von Hy-
drabad sind etwa sechszehn Meilen, von da bis zum Arabiussluß
(heute Poorally) gegen zwölf Meilen. Der Name der Oriten scheint
in dem heutigen Flecken Huruana und Hoormora (fünfundzwanzig
Meilen westlich von der Arabiusmündung) erkennbar. Die heutigen

zu erreichen; und erkennt man einmal die Groͤße und Berechti-
gung jenes Gedankens, Aſien fuͤr das Helleniſche Leben zu gewin-
nen, ſo muß man auch die Conſequenzen deſſelben, moͤgen ſie auch
nach menſchlicher Betrachtungsweiſe mit Menſchlichkeit und Moͤg-
lichkeit in Widerſpruch erſcheinen, anerkennen und als geſchichtlich
recht begreifen.

Es mochte gegen Ende Auguſt des Jahres 325. ſein, als
Alexander aus Pattala und dem Indiſchen Lande aufbrach 3);
bald war das Grenzgebirge erreicht und auf dem noͤrdlicheren
Paßwege uͤberſtiegen; etwa mit dem neunten Tage 4) kam man

3) Es waͤre intereſſant, die Truppenzahl zu kennen, die Alex-
ander bei ſich hatte; nach Arrian VI. 21. 4. koͤnnte es ſcheinen,
daß es alle Geſchwader der Ritterſchaft, alle Chiliarchien der Hyp-
aspiſten, alle Phalangen, alle berittenen Schuͤtzen und die Mehr-
zahl der Bogenſchuͤtzen geweſen ſeien: doch war dem nicht ſo; drei
Phalangen und einen großen Theil der Schuͤtzen, ferner die Kampf-
unfaͤhigen aller Waffen hatte Kraterus bei ſich, deſſen Heer ſich
ohnfehlbar auf mehr als dreißigtauſend Mann belief. Schwieriger
iſt es zu ſagen, wie viel Truppen zum Bedarf der Flotte verwendet
waren; Schloſſer rechnet, durch den Katalog der Trierarchen ver-
fuͤhrt, im Ganzen dreiunddreißig Schiffe und Vincent zweitauſend
Fahrzeuge; ich glaube, daß man nicht mehr als hundert Schiffe
und fuͤnftauſend Menſchen rechnen darf. Alexander brachte im
Jahre 327. ein Heer von etwa hundertundzwanzigtauſend Men-
ſchen nach Indien, und im folgenden Jahre kamen neue Truppen
im Betrag von ſechsunddreißigtauſend Mann nach; Krankheiten,
Gefechte, Anſiedelungen und Beſatzungen (im unteren Indien al-
lein blieben zehntauſend Mann), duͤrften das Geſammtheer bis zum
Sommer 325. wohl auf achtzigtauſend Mann zuruͤck gebracht ha-
ben, von denen demnach Alexander etwa vierzigtauſend Mann mit
ſich gehabt haben duͤrfte.
4) Dieſes iſt nach Curtns IX. 10. 5,
der im Uebrigen, wie Diodor, fuͤr die Geographie dieſer Gegend
vollkommen unbrauchbar iſt. Von Pattala bis zum Paß von Hy-
drabad ſind etwa ſechszehn Meilen, von da bis zum Arabiusſluß
(heute Poorally) gegen zwoͤlf Meilen. Der Name der Oriten ſcheint
in dem heutigen Flecken Huruana und Hoormora (fuͤnfundzwanzig
Meilen weſtlich von der Arabiusmuͤndung) erkennbar. Die heutigen
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[469/0483] zu erreichen; und erkennt man einmal die Groͤße und Berechti- gung jenes Gedankens, Aſien fuͤr das Helleniſche Leben zu gewin- nen, ſo muß man auch die Conſequenzen deſſelben, moͤgen ſie auch nach menſchlicher Betrachtungsweiſe mit Menſchlichkeit und Moͤg- lichkeit in Widerſpruch erſcheinen, anerkennen und als geſchichtlich recht begreifen. Es mochte gegen Ende Auguſt des Jahres 325. ſein, als Alexander aus Pattala und dem Indiſchen Lande aufbrach 3); bald war das Grenzgebirge erreicht und auf dem noͤrdlicheren Paßwege uͤberſtiegen; etwa mit dem neunten Tage 4) kam man 3) Es waͤre intereſſant, die Truppenzahl zu kennen, die Alex- ander bei ſich hatte; nach Arrian VI. 21. 4. koͤnnte es ſcheinen, daß es alle Geſchwader der Ritterſchaft, alle Chiliarchien der Hyp- aspiſten, alle Phalangen, alle berittenen Schuͤtzen und die Mehr- zahl der Bogenſchuͤtzen geweſen ſeien: doch war dem nicht ſo; drei Phalangen und einen großen Theil der Schuͤtzen, ferner die Kampf- unfaͤhigen aller Waffen hatte Kraterus bei ſich, deſſen Heer ſich ohnfehlbar auf mehr als dreißigtauſend Mann belief. Schwieriger iſt es zu ſagen, wie viel Truppen zum Bedarf der Flotte verwendet waren; Schloſſer rechnet, durch den Katalog der Trierarchen ver- fuͤhrt, im Ganzen dreiunddreißig Schiffe und Vincent zweitauſend Fahrzeuge; ich glaube, daß man nicht mehr als hundert Schiffe und fuͤnftauſend Menſchen rechnen darf. Alexander brachte im Jahre 327. ein Heer von etwa hundertundzwanzigtauſend Men- ſchen nach Indien, und im folgenden Jahre kamen neue Truppen im Betrag von ſechsunddreißigtauſend Mann nach; Krankheiten, Gefechte, Anſiedelungen und Beſatzungen (im unteren Indien al- lein blieben zehntauſend Mann), duͤrften das Geſammtheer bis zum Sommer 325. wohl auf achtzigtauſend Mann zuruͤck gebracht ha- ben, von denen demnach Alexander etwa vierzigtauſend Mann mit ſich gehabt haben duͤrfte. 4) Dieſes iſt nach Curtns IX. 10. 5, der im Uebrigen, wie Diodor, fuͤr die Geographie dieſer Gegend vollkommen unbrauchbar iſt. Von Pattala bis zum Paß von Hy- drabad ſind etwa ſechszehn Meilen, von da bis zum Arabiusſluß (heute Poorally) gegen zwoͤlf Meilen. Der Name der Oriten ſcheint in dem heutigen Flecken Huruana und Hoormora (fuͤnfundzwanzig Meilen weſtlich von der Arabiusmuͤndung) erkennbar. Die heutigen

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/483>, abgerufen am 22.11.2024.