gen Königs Ochus und des vertriebenen Tacho Führung zurückge- schlagen; und als nun Artaxerxes gestorben war, und der König Ochus, der selbst den Krieg nicht sehr zu lieben schien, einzelne Heere vergebens gegen die Aegypter sandte, da erhob diese das stolze Bewußtsein ihrer wieder auflebenden Größe, und nach der Weise ihres Volkes war frecher Spott der nächste Ausdruck ihrer Freude und ihres Nationalgefühls; sie ahneten nicht, was jener König Esel, wie sie Ochus nannten, noch über sie verhängen würde.
Den Anlaß dazu gab die Empörung Phöniciens. Die Sido- nier nämlich, unter ihrem Fürsten Tennes, durch das Beispiel Ae- gyptens aufgeregt und durch den frechen Stolz des Persischen Sa- trapen erbittert, beredeten auf dem Tage zu Tripolis die Phönici- schen Städte zum Abfall von den Persern; man eilte sich mit Nektanebus zu verbünden, man zerstörte die königlichen Gärten und Schlösser, verbrannte die Magazine, ermordete alle Perser, die sich im Bereich der Phönicischen Städte befanden; alle, namentlich das durch Reichthum und Erfindsamkeit so ausgezeichnete Sidon, rüsteten sich mit der größten Lebhaftigkeit. Die Gefahr für Persien war groß; wenn Phönicien verloren wurde, so war das Meer und die Provinzen am Meere nicht mehr zu behaupten; Ochus befahl da- her, während sich die Völker seines Reiches zum großen Heeres- zuge gegen Phönicien und Aegypten nach Babylon sammelten, den Satrapen von Syrien und Cilicien, sofort einen Angriff auf die Sidonier zu machen. Aber Tennes, unterstützt von zwölftausend Grie- chischen Söldnern, die ihm Mentor vom Fürsten Nektanebus zu- führte, widerstand glücklich den beiden Satrapen. Zu gleicher Zeit erhoben sich die neun Cyprischen Städte, sie verbanden sich mit den Phöniciern und den Aegyptern, unter ihren neun Fürsten wie jene unabhängig zu sein.
Auf Befehl des Königs Ochus zog jetzt der Karische Dynast Idrieus gegen Cypern, mit ihm der Athenische Feldherr Phocion, und Euagoras, der frühere Fürst von Salamis auf Cypern, der von dem Perserkönige für Salamis, das er seinem ältern Bruder Protagoras abtreten mußte, mit einer Satrapie entschädigt worden war; der Ruf dieser Feldherren, noch mehr die Schätze der reichen Insel lockten von allen Seiten Söldner in Menge herbei; die ein-
gen Königs Ochus und des vertriebenen Tacho Führung zurückge- ſchlagen; und als nun Artaxerxes geſtorben war, und der König Ochus, der ſelbſt den Krieg nicht ſehr zu lieben ſchien, einzelne Heere vergebens gegen die Aegypter ſandte, da erhob dieſe das ſtolze Bewußtſein ihrer wieder auflebenden Größe, und nach der Weiſe ihres Volkes war frecher Spott der nächſte Ausdruck ihrer Freude und ihres Nationalgefühls; ſie ahneten nicht, was jener König Eſel, wie ſie Ochus nannten, noch über ſie verhängen würde.
Den Anlaß dazu gab die Empörung Phöniciens. Die Sido- nier nämlich, unter ihrem Fürſten Tennes, durch das Beiſpiel Ae- gyptens aufgeregt und durch den frechen Stolz des Perſiſchen Sa- trapen erbittert, beredeten auf dem Tage zu Tripolis die Phönici- ſchen Städte zum Abfall von den Perſern; man eilte ſich mit Nektanebus zu verbünden, man zerſtörte die königlichen Gärten und Schlöſſer, verbrannte die Magazine, ermordete alle Perſer, die ſich im Bereich der Phöniciſchen Städte befanden; alle, namentlich das durch Reichthum und Erfindſamkeit ſo ausgezeichnete Sidon, rüſteten ſich mit der größten Lebhaftigkeit. Die Gefahr für Perſien war groß; wenn Phönicien verloren wurde, ſo war das Meer und die Provinzen am Meere nicht mehr zu behaupten; Ochus befahl da- her, während ſich die Völker ſeines Reiches zum großen Heeres- zuge gegen Phönicien und Aegypten nach Babylon ſammelten, den Satrapen von Syrien und Cilicien, ſofort einen Angriff auf die Sidonier zu machen. Aber Tennes, unterſtützt von zwölftauſend Grie- chiſchen Söldnern, die ihm Mentor vom Fürſten Nektanebus zu- führte, widerſtand glücklich den beiden Satrapen. Zu gleicher Zeit erhoben ſich die neun Cypriſchen Städte, ſie verbanden ſich mit den Phöniciern und den Aegyptern, unter ihren neun Fürſten wie jene unabhängig zu ſein.
Auf Befehl des Königs Ochus zog jetzt der Kariſche Dynaſt Idrieus gegen Cypern, mit ihm der Atheniſche Feldherr Phocion, und Euagoras, der frühere Fürſt von Salamis auf Cypern, der von dem Perſerkönige für Salamis, das er ſeinem ältern Bruder Protagoras abtreten mußte, mit einer Satrapie entſchädigt worden war; der Ruf dieſer Feldherren, noch mehr die Schätze der reichen Inſel lockten von allen Seiten Söldner in Menge herbei; die ein-
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[26/0040]
gen Königs Ochus und des vertriebenen Tacho Führung zurückge-
ſchlagen; und als nun Artaxerxes geſtorben war, und der König
Ochus, der ſelbſt den Krieg nicht ſehr zu lieben ſchien, einzelne
Heere vergebens gegen die Aegypter ſandte, da erhob dieſe das
ſtolze Bewußtſein ihrer wieder auflebenden Größe, und nach der
Weiſe ihres Volkes war frecher Spott der nächſte Ausdruck ihrer
Freude und ihres Nationalgefühls; ſie ahneten nicht, was jener
König Eſel, wie ſie Ochus nannten, noch über ſie verhängen
würde.
Den Anlaß dazu gab die Empörung Phöniciens. Die Sido-
nier nämlich, unter ihrem Fürſten Tennes, durch das Beiſpiel Ae-
gyptens aufgeregt und durch den frechen Stolz des Perſiſchen Sa-
trapen erbittert, beredeten auf dem Tage zu Tripolis die Phönici-
ſchen Städte zum Abfall von den Perſern; man eilte ſich mit
Nektanebus zu verbünden, man zerſtörte die königlichen Gärten und
Schlöſſer, verbrannte die Magazine, ermordete alle Perſer, die ſich
im Bereich der Phöniciſchen Städte befanden; alle, namentlich das
durch Reichthum und Erfindſamkeit ſo ausgezeichnete Sidon, rüſteten
ſich mit der größten Lebhaftigkeit. Die Gefahr für Perſien war
groß; wenn Phönicien verloren wurde, ſo war das Meer und die
Provinzen am Meere nicht mehr zu behaupten; Ochus befahl da-
her, während ſich die Völker ſeines Reiches zum großen Heeres-
zuge gegen Phönicien und Aegypten nach Babylon ſammelten, den
Satrapen von Syrien und Cilicien, ſofort einen Angriff auf die
Sidonier zu machen. Aber Tennes, unterſtützt von zwölftauſend Grie-
chiſchen Söldnern, die ihm Mentor vom Fürſten Nektanebus zu-
führte, widerſtand glücklich den beiden Satrapen. Zu gleicher Zeit
erhoben ſich die neun Cypriſchen Städte, ſie verbanden ſich mit den
Phöniciern und den Aegyptern, unter ihren neun Fürſten wie jene
unabhängig zu ſein.
Auf Befehl des Königs Ochus zog jetzt der Kariſche Dynaſt
Idrieus gegen Cypern, mit ihm der Atheniſche Feldherr Phocion,
und Euagoras, der frühere Fürſt von Salamis auf Cypern, der
von dem Perſerkönige für Salamis, das er ſeinem ältern Bruder
Protagoras abtreten mußte, mit einer Satrapie entſchädigt worden
war; der Ruf dieſer Feldherren, noch mehr die Schätze der reichen
Inſel lockten von allen Seiten Söldner in Menge herbei; die ein-
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/40>, abgerufen am 28.11.2024.
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