zelnen Fürsten mußten sich unterwerfen, nur Salamis widerstand noch seinem ehemaligen Herrn; es begann eine langwierige Bela- gerung.
Indessen hatten sich auch die Heere in Babylon versammelt, und als nun Ochus aufbrach, und sich mit seiner ungeheueren Uebermacht den Phönicischen Städten nahete, da verzagte der Si- donische Fürst, und begann auf Mentors Rath heimlich Unterhand- lungen; er versprach, sich und seine Stadt zu unterwerfen und an dem Zuge nach Aegyten Theil zu nehmen; Ochus war zu allem bereit; er zog mit seinen Heeren vor Sidon; umsonst hatten die Sidonier mit der größten Hingebung Alles gethan, um den Persern Widerstand zu leisten, selbst ihre Schiffe verbrannt, damit jede Flucht unmöglich würde; Mentor und Tennes verriethen die Stadt; und als die Sidonier bereits die Burg und die Thore in Feindes Hand, und jede Rettung unmöglich sahen, zündeten sie ihre Stadt an, und suchten den Tod in den Flammen; vierzigtausend Menschen sol- len umgekommen sein. Um dieselbe Zeit fiel auch Salamis auf Cypern, und Euagoras wurde in seine alten Rechte wieder ein- gesetzt.
Jetzt endlich konnte Ochus an die Ausführung seines Haupt- zweckes, an die Unterwerfung Aegyptens gehen; er hatte bei den Griechen in Europa und Asien werben oder um Söldnerschaaren bitten lassen; nur Sparta und Athen hatten mit Vorbehalt ihrer guten Gesinnung für den Perserkönig solche Verbindung ausgeschla- gen; die Thebaner dagegen sandten tausend Schwerbewaffnete unter Lakrates, die Argiver zweitausend Mann, denen sie auf des Königs ausdrückliches Verlangen den tollkühnen Nikostratos als Feldherrn gegeben hatten; außerdem waren in den Asiatisch-Griechischen Städ- ten sechstausend Mann geworben, die unter Bagoas Befehl standen; dazu kam die große Zahl der Asiatischen Schaaren unter ihren Sa- trapen. Das große Heer zog nun südwärts an der Küste entlang; nicht ohne bedeutenden Verlust gelangte es durch die Sumpfwüste, welche Asien und Aegypten scheidet, unter die Mauern der Grenz- festung Pelusium, welche von fünftausend Griechischen Söldnern verthei- digt wurde; die Thebaner unter Lakrates, voll Begierde ihren Waf- fenruhm zu bewähren, griffen sie sogleich an, wurden aber zurück- geworfen, und nur durch die einbrechende Nacht vor bedeutendem
zelnen Fürſten mußten ſich unterwerfen, nur Salamis widerſtand noch ſeinem ehemaligen Herrn; es begann eine langwierige Bela- gerung.
Indeſſen hatten ſich auch die Heere in Babylon verſammelt, und als nun Ochus aufbrach, und ſich mit ſeiner ungeheueren Uebermacht den Phöniciſchen Städten nahete, da verzagte der Si- doniſche Fürſt, und begann auf Mentors Rath heimlich Unterhand- lungen; er verſprach, ſich und ſeine Stadt zu unterwerfen und an dem Zuge nach Aegyten Theil zu nehmen; Ochus war zu allem bereit; er zog mit ſeinen Heeren vor Sidon; umſonſt hatten die Sidonier mit der größten Hingebung Alles gethan, um den Perſern Widerſtand zu leiſten, ſelbſt ihre Schiffe verbrannt, damit jede Flucht unmöglich würde; Mentor und Tennes verriethen die Stadt; und als die Sidonier bereits die Burg und die Thore in Feindes Hand, und jede Rettung unmöglich ſahen, zündeten ſie ihre Stadt an, und ſuchten den Tod in den Flammen; vierzigtauſend Menſchen ſol- len umgekommen ſein. Um dieſelbe Zeit fiel auch Salamis auf Cypern, und Euagoras wurde in ſeine alten Rechte wieder ein- geſetzt.
Jetzt endlich konnte Ochus an die Ausführung ſeines Haupt- zweckes, an die Unterwerfung Aegyptens gehen; er hatte bei den Griechen in Europa und Aſien werben oder um Söldnerſchaaren bitten laſſen; nur Sparta und Athen hatten mit Vorbehalt ihrer guten Geſinnung für den Perſerkönig ſolche Verbindung ausgeſchla- gen; die Thebaner dagegen ſandten tauſend Schwerbewaffnete unter Lakrates, die Argiver zweitauſend Mann, denen ſie auf des Königs ausdrückliches Verlangen den tollkühnen Nikoſtratos als Feldherrn gegeben hatten; außerdem waren in den Aſiatiſch-Griechiſchen Städ- ten ſechstauſend Mann geworben, die unter Bagoas Befehl ſtanden; dazu kam die große Zahl der Aſiatiſchen Schaaren unter ihren Sa- trapen. Das große Heer zog nun ſüdwärts an der Küſte entlang; nicht ohne bedeutenden Verluſt gelangte es durch die Sumpfwüſte, welche Aſien und Aegypten ſcheidet, unter die Mauern der Grenz- feſtung Peluſium, welche von fünftauſend Griechiſchen Söldnern verthei- digt wurde; die Thebaner unter Lakrates, voll Begierde ihren Waf- fenruhm zu bewähren, griffen ſie ſogleich an, wurden aber zurück- geworfen, und nur durch die einbrechende Nacht vor bedeutendem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0041"n="27"/>
zelnen Fürſten mußten ſich unterwerfen, nur Salamis widerſtand<lb/>
noch ſeinem ehemaligen Herrn; es begann eine langwierige Bela-<lb/>
gerung.</p><lb/><p>Indeſſen hatten ſich auch die Heere in Babylon verſammelt,<lb/>
und als nun Ochus aufbrach, und ſich mit ſeiner ungeheueren<lb/>
Uebermacht den Phöniciſchen Städten nahete, da verzagte der Si-<lb/>
doniſche Fürſt, und begann auf Mentors Rath heimlich Unterhand-<lb/>
lungen; er verſprach, ſich und ſeine Stadt zu unterwerfen und an<lb/>
dem Zuge nach Aegyten Theil zu nehmen; Ochus war zu allem<lb/>
bereit; er zog mit ſeinen Heeren vor Sidon; umſonſt hatten die<lb/>
Sidonier mit der größten Hingebung Alles gethan, um den Perſern<lb/>
Widerſtand zu leiſten, ſelbſt ihre Schiffe verbrannt, damit jede<lb/>
Flucht unmöglich würde; Mentor und Tennes verriethen die Stadt;<lb/>
und als die Sidonier bereits die Burg und die Thore in Feindes<lb/>
Hand, und jede Rettung unmöglich ſahen, zündeten ſie ihre Stadt<lb/>
an, und ſuchten den Tod in den Flammen; vierzigtauſend Menſchen ſol-<lb/>
len umgekommen ſein. Um dieſelbe Zeit fiel auch Salamis auf<lb/>
Cypern, und Euagoras wurde in ſeine alten Rechte wieder ein-<lb/>
geſetzt.</p><lb/><p>Jetzt endlich konnte Ochus an die Ausführung ſeines Haupt-<lb/>
zweckes, an die Unterwerfung Aegyptens gehen; er hatte bei den<lb/>
Griechen in Europa und Aſien werben oder um Söldnerſchaaren<lb/>
bitten laſſen; nur Sparta und Athen hatten mit Vorbehalt ihrer<lb/>
guten Geſinnung für den Perſerkönig ſolche Verbindung ausgeſchla-<lb/>
gen; die Thebaner dagegen ſandten tauſend Schwerbewaffnete unter<lb/>
Lakrates, die Argiver zweitauſend Mann, denen ſie auf des Königs<lb/>
ausdrückliches Verlangen den tollkühnen Nikoſtratos als Feldherrn<lb/>
gegeben hatten; außerdem waren in den Aſiatiſch-Griechiſchen Städ-<lb/>
ten ſechstauſend Mann geworben, die unter Bagoas Befehl ſtanden;<lb/>
dazu kam die große Zahl der Aſiatiſchen Schaaren unter ihren Sa-<lb/>
trapen. Das große Heer zog nun ſüdwärts an der Küſte entlang;<lb/>
nicht ohne bedeutenden Verluſt gelangte es durch die Sumpfwüſte,<lb/>
welche Aſien und Aegypten ſcheidet, unter die Mauern der Grenz-<lb/>
feſtung Peluſium, welche von fünftauſend Griechiſchen Söldnern verthei-<lb/>
digt wurde; die Thebaner unter Lakrates, voll Begierde ihren Waf-<lb/>
fenruhm zu bewähren, griffen ſie ſogleich an, wurden aber zurück-<lb/>
geworfen, und nur durch die einbrechende Nacht vor bedeutendem<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[27/0041]
zelnen Fürſten mußten ſich unterwerfen, nur Salamis widerſtand
noch ſeinem ehemaligen Herrn; es begann eine langwierige Bela-
gerung.
Indeſſen hatten ſich auch die Heere in Babylon verſammelt,
und als nun Ochus aufbrach, und ſich mit ſeiner ungeheueren
Uebermacht den Phöniciſchen Städten nahete, da verzagte der Si-
doniſche Fürſt, und begann auf Mentors Rath heimlich Unterhand-
lungen; er verſprach, ſich und ſeine Stadt zu unterwerfen und an
dem Zuge nach Aegyten Theil zu nehmen; Ochus war zu allem
bereit; er zog mit ſeinen Heeren vor Sidon; umſonſt hatten die
Sidonier mit der größten Hingebung Alles gethan, um den Perſern
Widerſtand zu leiſten, ſelbſt ihre Schiffe verbrannt, damit jede
Flucht unmöglich würde; Mentor und Tennes verriethen die Stadt;
und als die Sidonier bereits die Burg und die Thore in Feindes
Hand, und jede Rettung unmöglich ſahen, zündeten ſie ihre Stadt
an, und ſuchten den Tod in den Flammen; vierzigtauſend Menſchen ſol-
len umgekommen ſein. Um dieſelbe Zeit fiel auch Salamis auf
Cypern, und Euagoras wurde in ſeine alten Rechte wieder ein-
geſetzt.
Jetzt endlich konnte Ochus an die Ausführung ſeines Haupt-
zweckes, an die Unterwerfung Aegyptens gehen; er hatte bei den
Griechen in Europa und Aſien werben oder um Söldnerſchaaren
bitten laſſen; nur Sparta und Athen hatten mit Vorbehalt ihrer
guten Geſinnung für den Perſerkönig ſolche Verbindung ausgeſchla-
gen; die Thebaner dagegen ſandten tauſend Schwerbewaffnete unter
Lakrates, die Argiver zweitauſend Mann, denen ſie auf des Königs
ausdrückliches Verlangen den tollkühnen Nikoſtratos als Feldherrn
gegeben hatten; außerdem waren in den Aſiatiſch-Griechiſchen Städ-
ten ſechstauſend Mann geworben, die unter Bagoas Befehl ſtanden;
dazu kam die große Zahl der Aſiatiſchen Schaaren unter ihren Sa-
trapen. Das große Heer zog nun ſüdwärts an der Küſte entlang;
nicht ohne bedeutenden Verluſt gelangte es durch die Sumpfwüſte,
welche Aſien und Aegypten ſcheidet, unter die Mauern der Grenz-
feſtung Peluſium, welche von fünftauſend Griechiſchen Söldnern verthei-
digt wurde; die Thebaner unter Lakrates, voll Begierde ihren Waf-
fenruhm zu bewähren, griffen ſie ſogleich an, wurden aber zurück-
geworfen, und nur durch die einbrechende Nacht vor bedeutendem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/41>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.