Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].Alexander, indem er den Peukolaus mit drei tausend Mann zurück- Der Winter 329 auf 328, den Alexander in Zariaspa 57) 56) Diod. XVII. ep. os Baktrianous ekolasen, eine vielleicht nicht einmal zuverlässige Notiz. 57) Ueber Zariaspa sind die
alten Nachrichten schwer in Einklang zu bringen; das Leichteste wäre, wenn man ohne Weiteres Strabos Angabe folgen dürfte, daß Baktra und Zariaspa dieselbe Stadt sei; doch lassen sich dagegen wesentliche Einwände erheben: 1) Arrian, der beide Namen nennt, bezeichnet damit unläugbar zwei verschiedene Städte, indem er kein einziges Mal Baktra e kai Zariaspa sagt, vielmehr den Zusam- menhang der Begebenheiten (cf. IV. 16.) so berichtet, daß unmög- lich beide Namen denselben Ort bezeichnen können; auch Polyb. X. 49. nennt in der Expedition des großen Antiochus die Stadt Zari- aspa ohne Zusatz. 2) Ptolemäus nennt beide Städte unter ver- schiedenen Gradbestimmungen; dazu kommt, daß er einen Fluß Za- riaspes, an dem gewiß die gleichnamige Stadt lag, entschieden trennt von dem Dargidus, an dem Baktra liegt. Wenn so die Ver- schiedenheit beider Städte unzweifelhaft ist, so fragt sich, wo Zari- aspa lag. Ritter behauptet, daß diese Stadt dieselbe sei mit dem unteren Merv, und in der That hat diese Annahme so viel Anspre- chendes, daß man sie gern für erwiesen halten möchte; es ist kein Zweifel, daß sich in jener Zeit der Murghab bei Amol (44° 20' 109° 10' Ptol.) in den Oxus ergoß, und noch heut ist Merv die südwestlichste Grenzfeste der Ouzbecken von Bochara. Dennoch scheint diese Annahme keinen sicheren Grund zu haben. Wenn man sich nach Ptolemäus Angaben die Karte von Hyrkanien, Margiana, Alexander, indem er den Peukolaus mit drei tauſend Mann zuruͤck- Der Winter 329 auf 328, den Alexander in Zariaspa 57) 56) Diod. XVII. ep. ὼς Βακτϱιανοὺς ἐκόλασεν, eine vielleicht nicht einmal zuverlaͤſſige Notiz. 57) Ueber Zariaspa ſind die
alten Nachrichten ſchwer in Einklang zu bringen; das Leichteſte waͤre, wenn man ohne Weiteres Strabos Angabe folgen duͤrfte, daß Baktra und Zariaspa dieſelbe Stadt ſei; doch laſſen ſich dagegen weſentliche Einwaͤnde erheben: 1) Arrian, der beide Namen nennt, bezeichnet damit unlaͤugbar zwei verſchiedene Staͤdte, indem er kein einziges Mal Βάκτϱα ὴ καὶ Ζαϱίασπα ſagt, vielmehr den Zuſam- menhang der Begebenheiten (cf. IV. 16.) ſo berichtet, daß unmoͤg- lich beide Namen denſelben Ort bezeichnen koͤnnen; auch Polyb. X. 49. nennt in der Expedition des großen Antiochus die Stadt Zari- aspa ohne Zuſatz. 2) Ptolemaͤus nennt beide Staͤdte unter ver- ſchiedenen Gradbeſtimmungen; dazu kommt, daß er einen Fluß Za- riaspes, an dem gewiß die gleichnamige Stadt lag, entſchieden trennt von dem Dargidus, an dem Baktra liegt. Wenn ſo die Ver- ſchiedenheit beider Staͤdte unzweifelhaft iſt, ſo fragt ſich, wo Zari- aspa lag. Ritter behauptet, daß dieſe Stadt dieſelbe ſei mit dem unteren Merv, und in der That hat dieſe Annahme ſo viel Anſpre- chendes, daß man ſie gern fuͤr erwieſen halten moͤchte; es iſt kein Zweifel, daß ſich in jener Zeit der Murghab bei Amol (44° 20′ 109° 10′ Ptol.) in den Oxus ergoß, und noch heut iſt Merv die ſuͤdweſtlichſte Grenzfeſte der Ouzbecken von Bochara. Dennoch ſcheint dieſe Annahme keinen ſicheren Grund zu haben. Wenn man ſich nach Ptolemaͤus Angaben die Karte von Hyrkanien, Margiana, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0339" n="325"/> Alexander, indem er den Peukolaus mit drei tauſend Mann zuruͤck-<lb/> ließ, nach Zariaspa im Baktrianiſchen, wohin er die Haͤuptlinge<lb/> des Landes zu einer Verſammlung berufen hatte. Moͤgen die Bak-<lb/> trianer, geſchreckt durch das hatte Gericht, welches uͤber Sogdiana<lb/> verhaͤngt worden, ſich nun unterworfen, oder von Anfang her ihre<lb/> Theilnahme an der Empoͤrung minder bethaͤtigt haben, jedenfalls<lb/> fand Alexander militaͤriſche Unternehmungen gegen ſie fuͤr jetzt nicht<lb/> noͤthig, und von einer Beſtrafung der bei der beabſichtigten Empoͤrung<lb/> Betheiligten iſt nicht mehr als eine unbedeutende Notiz uͤberlie-<lb/> fert <note place="foot" n="56)"><hi rendition="#aq">Diod. XVII. ep.</hi> ὼς Βακτϱιανοὺς ἐκόλασεν, eine vielleicht<lb/> nicht einmal zuverlaͤſſige Notiz.</note>. Diejenigen von den Großen, welche mit in den Sog-<lb/> dianiſchen Aufſtand verwickelt waren, hatten ſich in die Berge ge-<lb/> fluͤchtet und hielten in den dortigen Felſenſchloͤſſern ſich fuͤr ſicher.</p><lb/> <p>Der Winter 329 auf 328, den Alexander in Zariaspa <note xml:id="note-0339" next="#note-0340" place="foot" n="57)">Ueber Zariaspa ſind die<lb/> alten Nachrichten ſchwer in Einklang zu bringen; das Leichteſte<lb/> waͤre, wenn man ohne Weiteres Strabos Angabe folgen duͤrfte, daß<lb/> Baktra und Zariaspa dieſelbe Stadt ſei; doch laſſen ſich dagegen<lb/> weſentliche Einwaͤnde erheben: 1) Arrian, der beide Namen nennt,<lb/> bezeichnet damit unlaͤugbar zwei verſchiedene Staͤdte, indem er kein<lb/> einziges Mal Βάκτϱα ὴ καὶ Ζαϱίασπα ſagt, vielmehr den Zuſam-<lb/> menhang der Begebenheiten (<hi rendition="#aq">cf. IV.</hi> 16.) ſo berichtet, daß unmoͤg-<lb/> lich beide Namen denſelben Ort bezeichnen koͤnnen; auch Polyb. <hi rendition="#aq">X.</hi><lb/> 49. nennt in der Expedition des großen Antiochus die Stadt Zari-<lb/> aspa ohne Zuſatz. 2) Ptolemaͤus nennt beide Staͤdte unter ver-<lb/> ſchiedenen Gradbeſtimmungen; dazu kommt, daß er einen Fluß Za-<lb/> riaspes, an dem gewiß die gleichnamige Stadt lag, entſchieden<lb/> trennt von dem Dargidus, an dem Baktra liegt. Wenn ſo die Ver-<lb/> ſchiedenheit beider Staͤdte unzweifelhaft iſt, ſo fragt ſich, wo Zari-<lb/> aspa lag. Ritter behauptet, daß dieſe Stadt dieſelbe ſei mit dem<lb/> unteren Merv, und in der That hat dieſe Annahme ſo viel Anſpre-<lb/> chendes, daß man ſie gern fuͤr erwieſen halten moͤchte; es iſt kein<lb/> Zweifel, daß ſich in jener Zeit der Murghab bei Amol (44° 20′<lb/> 109° 10′ Ptol.) in den Oxus ergoß, und noch heut iſt Merv die<lb/> ſuͤdweſtlichſte Grenzfeſte der Ouzbecken von Bochara. Dennoch ſcheint<lb/> dieſe Annahme keinen ſicheren Grund zu haben. Wenn man ſich<lb/> nach Ptolemaͤus Angaben die Karte von Hyrkanien, Margiana,</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [325/0339]
Alexander, indem er den Peukolaus mit drei tauſend Mann zuruͤck-
ließ, nach Zariaspa im Baktrianiſchen, wohin er die Haͤuptlinge
des Landes zu einer Verſammlung berufen hatte. Moͤgen die Bak-
trianer, geſchreckt durch das hatte Gericht, welches uͤber Sogdiana
verhaͤngt worden, ſich nun unterworfen, oder von Anfang her ihre
Theilnahme an der Empoͤrung minder bethaͤtigt haben, jedenfalls
fand Alexander militaͤriſche Unternehmungen gegen ſie fuͤr jetzt nicht
noͤthig, und von einer Beſtrafung der bei der beabſichtigten Empoͤrung
Betheiligten iſt nicht mehr als eine unbedeutende Notiz uͤberlie-
fert 56). Diejenigen von den Großen, welche mit in den Sog-
dianiſchen Aufſtand verwickelt waren, hatten ſich in die Berge ge-
fluͤchtet und hielten in den dortigen Felſenſchloͤſſern ſich fuͤr ſicher.
Der Winter 329 auf 328, den Alexander in Zariaspa 57)
56) Diod. XVII. ep. ὼς Βακτϱιανοὺς ἐκόλασεν, eine vielleicht
nicht einmal zuverlaͤſſige Notiz.
57) Ueber Zariaspa ſind die
alten Nachrichten ſchwer in Einklang zu bringen; das Leichteſte
waͤre, wenn man ohne Weiteres Strabos Angabe folgen duͤrfte, daß
Baktra und Zariaspa dieſelbe Stadt ſei; doch laſſen ſich dagegen
weſentliche Einwaͤnde erheben: 1) Arrian, der beide Namen nennt,
bezeichnet damit unlaͤugbar zwei verſchiedene Staͤdte, indem er kein
einziges Mal Βάκτϱα ὴ καὶ Ζαϱίασπα ſagt, vielmehr den Zuſam-
menhang der Begebenheiten (cf. IV. 16.) ſo berichtet, daß unmoͤg-
lich beide Namen denſelben Ort bezeichnen koͤnnen; auch Polyb. X.
49. nennt in der Expedition des großen Antiochus die Stadt Zari-
aspa ohne Zuſatz. 2) Ptolemaͤus nennt beide Staͤdte unter ver-
ſchiedenen Gradbeſtimmungen; dazu kommt, daß er einen Fluß Za-
riaspes, an dem gewiß die gleichnamige Stadt lag, entſchieden
trennt von dem Dargidus, an dem Baktra liegt. Wenn ſo die Ver-
ſchiedenheit beider Staͤdte unzweifelhaft iſt, ſo fragt ſich, wo Zari-
aspa lag. Ritter behauptet, daß dieſe Stadt dieſelbe ſei mit dem
unteren Merv, und in der That hat dieſe Annahme ſo viel Anſpre-
chendes, daß man ſie gern fuͤr erwieſen halten moͤchte; es iſt kein
Zweifel, daß ſich in jener Zeit der Murghab bei Amol (44° 20′
109° 10′ Ptol.) in den Oxus ergoß, und noch heut iſt Merv die
ſuͤdweſtlichſte Grenzfeſte der Ouzbecken von Bochara. Dennoch ſcheint
dieſe Annahme keinen ſicheren Grund zu haben. Wenn man ſich
nach Ptolemaͤus Angaben die Karte von Hyrkanien, Margiana,
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