In das Lager von Zadracarta zurückgekehrt, fand Alexander bereits die Griechischen Söldner, funfzehnhundert an der Zahl, mit ihnen Gesandte von Sparta, Athen, Chalcedon, Sinope, die, an Darius gesandt, seit Bessus Verrath sich mit den Griechen zurück- gezogen hatten. Alexander befahl, daß von den Griechischen Söld- nern diejenigen, welche schon vor dem Korinthischen Vertrage in Persischem Solde gewesen waren, ohne Weiteres entlassen, den an- deren unter der Bedingung, daß sie in das Macedonische Heer einträten, Amnestie bewilligt werden sollte; Andronikus, der sich für sie verwendet hatte, erhielt den Befehl über sie. Die Gesand- ten anlangend entschied der König, weil Chalcedon und Sinope nicht mit in dem Hellenischen Bunde seien, überdies Gesandtschaf- ten an den Perserkönig ihnen als ehemaligen Unterthanen desselben nicht zum Vorwurf gemacht werden könnten, ihre Gesandten sofort auf freien Fuß zu setzen; die Gesandten von Sparta und Athen dagegen, die offenbar verrätherische Verbindungen mit dem gemein- samen Feinde aller Hellenen unterhalten hätten, festzunehmen und bis auf weiteren Befehl in Verwahrsam zu halten.
Demnächst brach Alexander aus dem Lager auf und rückte in die Residenz der Hyrkanischen Satrapie ein, um nach kurzer Rast die weiteren Operationen zu beginnen. --
Während dieser Vorfälle in Asien hatte in Europa das Glück der Macedonischen Waffen noch eine gefährliche Probe zu bestehen, es war der letzte Widerstand, der Griechischer Seits gegen Alexan- der versucht wurde; die Entscheidung war um so wichtiger, da Sparta, nach Athens Unterwerfung, nach Thebens Fall der nam- hafteste Staat Griechenlands, sich an die Spitze dieser Bewegun- gen gestellt hatte. Es ist bereits berichtet worden, daß König Agis im Herbst 333 mit der Persischen Flotte gemeinschaftlich zu operiren begann. Hätte damals Athen den Beschluß, hundert Se- gel in See gehen zu lassen, ausgeführt, und diese unter Anführung eines tüchtigen Feldherrn mit den Persern und Spartanern ge-
deren des Königs Schlachtroß Bucephalus in ihre Gewalt, der Kö- nig drohete mit der Ausrottung ihres ganzen Stammes, wenn sie das Pferd nicht zurückgäben; sie lieferten es schleunigst aus. Curt. Plut. etc.
In das Lager von Zadracarta zurückgekehrt, fand Alexander bereits die Griechiſchen Söldner, funfzehnhundert an der Zahl, mit ihnen Geſandte von Sparta, Athen, Chalcedon, Sinope, die, an Darius geſandt, ſeit Beſſus Verrath ſich mit den Griechen zurück- gezogen hatten. Alexander befahl, daß von den Griechiſchen Söld- nern diejenigen, welche ſchon vor dem Korinthiſchen Vertrage in Perſiſchem Solde geweſen waren, ohne Weiteres entlaſſen, den an- deren unter der Bedingung, daß ſie in das Macedoniſche Heer einträten, Amneſtie bewilligt werden ſollte; Andronikus, der ſich für ſie verwendet hatte, erhielt den Befehl über ſie. Die Geſand- ten anlangend entſchied der König, weil Chalcedon und Sinope nicht mit in dem Helleniſchen Bunde ſeien, überdies Geſandtſchaf- ten an den Perſerkönig ihnen als ehemaligen Unterthanen deſſelben nicht zum Vorwurf gemacht werden könnten, ihre Geſandten ſofort auf freien Fuß zu ſetzen; die Geſandten von Sparta und Athen dagegen, die offenbar verrätheriſche Verbindungen mit dem gemein- ſamen Feinde aller Hellenen unterhalten hätten, feſtzunehmen und bis auf weiteren Befehl in Verwahrſam zu halten.
Demnächſt brach Alexander aus dem Lager auf und rückte in die Reſidenz der Hyrkaniſchen Satrapie ein, um nach kurzer Raſt die weiteren Operationen zu beginnen. —
Während dieſer Vorfälle in Aſien hatte in Europa das Glück der Macedoniſchen Waffen noch eine gefährliche Probe zu beſtehen, es war der letzte Widerſtand, der Griechiſcher Seits gegen Alexan- der verſucht wurde; die Entſcheidung war um ſo wichtiger, da Sparta, nach Athens Unterwerfung, nach Thebens Fall der nam- hafteſte Staat Griechenlands, ſich an die Spitze dieſer Bewegun- gen geſtellt hatte. Es iſt bereits berichtet worden, daß König Agis im Herbſt 333 mit der Perſiſchen Flotte gemeinſchaftlich zu operiren begann. Hätte damals Athen den Beſchluß, hundert Se- gel in See gehen zu laſſen, ausgeführt, und dieſe unter Anführung eines tüchtigen Feldherrn mit den Perſern und Spartanern ge-
deren des Königs Schlachtroß Bucephalus in ihre Gewalt, der Kö- nig drohete mit der Ausrottung ihres ganzen Stammes, wenn ſie das Pferd nicht zurückgäben; ſie lieferten es ſchleunigſt aus. Curt. Plut. etc.
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In das Lager von Zadracarta zurückgekehrt, fand Alexander
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ihnen Geſandte von Sparta, Athen, Chalcedon, Sinope, die, an
Darius geſandt, ſeit Beſſus Verrath ſich mit den Griechen zurück-
gezogen hatten. Alexander befahl, daß von den Griechiſchen Söld-
nern diejenigen, welche ſchon vor dem Korinthiſchen Vertrage in
Perſiſchem Solde geweſen waren, ohne Weiteres entlaſſen, den an-
deren unter der Bedingung, daß ſie in das Macedoniſche Heer
einträten, Amneſtie bewilligt werden ſollte; Andronikus, der ſich
für ſie verwendet hatte, erhielt den Befehl über ſie. Die Geſand-
ten anlangend entſchied der König, weil Chalcedon und Sinope
nicht mit in dem Helleniſchen Bunde ſeien, überdies Geſandtſchaf-
ten an den Perſerkönig ihnen als ehemaligen Unterthanen deſſelben
nicht zum Vorwurf gemacht werden könnten, ihre Geſandten ſofort
auf freien Fuß zu ſetzen; die Geſandten von Sparta und Athen
dagegen, die offenbar verrätheriſche Verbindungen mit dem gemein-
ſamen Feinde aller Hellenen unterhalten hätten, feſtzunehmen und
bis auf weiteren Befehl in Verwahrſam zu halten.
Demnächſt brach Alexander aus dem Lager auf und rückte in
die Reſidenz der Hyrkaniſchen Satrapie ein, um nach kurzer Raſt
die weiteren Operationen zu beginnen. —
Während dieſer Vorfälle in Aſien hatte in Europa das Glück
der Macedoniſchen Waffen noch eine gefährliche Probe zu beſtehen,
es war der letzte Widerſtand, der Griechiſcher Seits gegen Alexan-
der verſucht wurde; die Entſcheidung war um ſo wichtiger, da
Sparta, nach Athens Unterwerfung, nach Thebens Fall der nam-
hafteſte Staat Griechenlands, ſich an die Spitze dieſer Bewegun-
gen geſtellt hatte. Es iſt bereits berichtet worden, daß König
Agis im Herbſt 333 mit der Perſiſchen Flotte gemeinſchaftlich zu
operiren begann. Hätte damals Athen den Beſchluß, hundert Se-
gel in See gehen zu laſſen, ausgeführt, und dieſe unter Anführung
eines tüchtigen Feldherrn mit den Perſern und Spartanern ge-
78)
78) deren des Königs Schlachtroß Bucephalus in ihre Gewalt, der Kö-
nig drohete mit der Ausrottung ihres ganzen Stammes, wenn ſie
das Pferd nicht zurückgäben; ſie lieferten es ſchleunigſt aus. Curt.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/284>, abgerufen am 22.11.2024.
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