Alexander antwortete: auch er würde, wenn er Parmenion wäre, also handeln, doch da er Alexander sei, so laute seine Antwort an Darius dahin: daß er weder Geld von Darius brauche, noch des Landes einen Theil statt des Ganzen nehme; was Darius an Land und Leuten, an Geld und Gut habe, sei sein, und wenn es ihm beliebe Darius Tochter zu heirathen, so könne er es, ohne daß Darius sie ihm gebe; suche derselbe aber Freundschaft mit ihm, so möge er nur in Person kommen. So Alexanders Antwort.
Mit doppeltem Eifer wurden die Belagerungsarbeiten fortge- setzt, namentlich der Damm vom Lande aus in größerer Breite wieder hergestellt, um einerseits dem Werke selbst mehr Festigkeit zu geben, andererseits mehr Raum für Thürme und Maschinen zu gewinnen. Zu gleicher Zeit erhielten die Kriegsbaumeister den Auf- trag, neue Maschinen sowohl für den Dammbau als für den Sturm auf die mächtigen Mauern zu errichten. Alexander selbst ging während dieser vorbereitenden Arbeiten mit den Hypaspisten und Agrianern nach Sidon, um dort eine Flotte zusammenzubrin- gen, mit der er Tyrus zu gleicher Zeit von der Seeseite her blocki- ren könne. Gerade jetzt, es war um Frühlingsanfang, kamen die Schiffe von Aradus, Byblus und Sidon aus den Griechischen Ge- wässern zurück, wo sie auf die Nachricht der Schlacht von Issus sich von der Flotte des Autophradates getrennt und, sobald es die Jahreszeit erlaubte, zur Heimfahrt aufgemacht hatten; es waren an achtzig Trieren unter Gerostratus und Enylus; auch die Insel Rhodus, die sich vor Kurzem für Alexanders Sache entschieden hatte, sandte zehn Schiffe; kurze Zeit darauf lief auch das schöne Geschwader der Cyprischen Könige, von wenigstens hundertundzwan- zig Segeln, in den Hafen von Sidon ein; dazu kamen einige Schiffe aus Lycien und Cilicien und selbst ein Macedonisches, das Proteas, der junge, durch seinen Ueberfall bei Siphnos ausgezeichnete Neffe des schwarzen Klitus, führte, so daß sich Alexanders Seemacht wohl auf dreihundert Segel belief 36).
Während die Flotte vollständig ausgerüstet und der Bau der
36) Curtius sagt hundertundachtzig, Plutarch zweihundert; aber Arrian giebt außer den im Text bezeichneten Zahlen noch zu verste- hen, daß vor der Ankuft der Phönicischen und anderen Geschwader dem Könige schon eine Anzahl Trieren zu Gebote stand.
Alexander antwortete: auch er würde, wenn er Parmenion wäre, alſo handeln, doch da er Alexander ſei, ſo laute ſeine Antwort an Darius dahin: daß er weder Geld von Darius brauche, noch des Landes einen Theil ſtatt des Ganzen nehme; was Darius an Land und Leuten, an Geld und Gut habe, ſei ſein, und wenn es ihm beliebe Darius Tochter zu heirathen, ſo könne er es, ohne daß Darius ſie ihm gebe; ſuche derſelbe aber Freundſchaft mit ihm, ſo möge er nur in Perſon kommen. So Alexanders Antwort.
Mit doppeltem Eifer wurden die Belagerungsarbeiten fortge- ſetzt, namentlich der Damm vom Lande aus in größerer Breite wieder hergeſtellt, um einerſeits dem Werke ſelbſt mehr Feſtigkeit zu geben, andererſeits mehr Raum für Thürme und Maſchinen zu gewinnen. Zu gleicher Zeit erhielten die Kriegsbaumeiſter den Auf- trag, neue Maſchinen ſowohl für den Dammbau als für den Sturm auf die mächtigen Mauern zu errichten. Alexander ſelbſt ging während dieſer vorbereitenden Arbeiten mit den Hypaspiſten und Agrianern nach Sidon, um dort eine Flotte zuſammenzubrin- gen, mit der er Tyrus zu gleicher Zeit von der Seeſeite her blocki- ren könne. Gerade jetzt, es war um Frühlingsanfang, kamen die Schiffe von Aradus, Byblus und Sidon aus den Griechiſchen Ge- wäſſern zurück, wo ſie auf die Nachricht der Schlacht von Iſſus ſich von der Flotte des Autophradates getrennt und, ſobald es die Jahreszeit erlaubte, zur Heimfahrt aufgemacht hatten; es waren an achtzig Trieren unter Geroſtratus und Enylus; auch die Inſel Rhodus, die ſich vor Kurzem für Alexanders Sache entſchieden hatte, ſandte zehn Schiffe; kurze Zeit darauf lief auch das ſchöne Geſchwader der Cypriſchen Könige, von wenigſtens hundertundzwan- zig Segeln, in den Hafen von Sidon ein; dazu kamen einige Schiffe aus Lycien und Cilicien und ſelbſt ein Macedoniſches, das Proteas, der junge, durch ſeinen Ueberfall bei Siphnos ausgezeichnete Neffe des ſchwarzen Klitus, führte, ſo daß ſich Alexanders Seemacht wohl auf dreihundert Segel belief 36).
Während die Flotte vollſtändig ausgerüſtet und der Bau der
36) Curtius ſagt hundertundachtzig, Plutarch zweihundert; aber Arrian giebt außer den im Text bezeichneten Zahlen noch zu verſte- hen, daß vor der Ankuft der Phöniciſchen und anderen Geſchwader dem Könige ſchon eine Anzahl Trieren zu Gebote ſtand.
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Alexander antwortete: auch er würde, wenn er Parmenion wäre,
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und Leuten, an Geld und Gut habe, ſei ſein, und wenn es ihm
beliebe Darius Tochter zu heirathen, ſo könne er es, ohne daß Darius
ſie ihm gebe; ſuche derſelbe aber Freundſchaft mit ihm, ſo möge er
nur in Perſon kommen. So Alexanders Antwort.
Mit doppeltem Eifer wurden die Belagerungsarbeiten fortge-
ſetzt, namentlich der Damm vom Lande aus in größerer Breite
wieder hergeſtellt, um einerſeits dem Werke ſelbſt mehr Feſtigkeit
zu geben, andererſeits mehr Raum für Thürme und Maſchinen zu
gewinnen. Zu gleicher Zeit erhielten die Kriegsbaumeiſter den Auf-
trag, neue Maſchinen ſowohl für den Dammbau als für den
Sturm auf die mächtigen Mauern zu errichten. Alexander ſelbſt
ging während dieſer vorbereitenden Arbeiten mit den Hypaspiſten
und Agrianern nach Sidon, um dort eine Flotte zuſammenzubrin-
gen, mit der er Tyrus zu gleicher Zeit von der Seeſeite her blocki-
ren könne. Gerade jetzt, es war um Frühlingsanfang, kamen die
Schiffe von Aradus, Byblus und Sidon aus den Griechiſchen Ge-
wäſſern zurück, wo ſie auf die Nachricht der Schlacht von Iſſus
ſich von der Flotte des Autophradates getrennt und, ſobald es die
Jahreszeit erlaubte, zur Heimfahrt aufgemacht hatten; es waren
an achtzig Trieren unter Geroſtratus und Enylus; auch die Inſel
Rhodus, die ſich vor Kurzem für Alexanders Sache entſchieden
hatte, ſandte zehn Schiffe; kurze Zeit darauf lief auch das ſchöne
Geſchwader der Cypriſchen Könige, von wenigſtens hundertundzwan-
zig Segeln, in den Hafen von Sidon ein; dazu kamen einige Schiffe
aus Lycien und Cilicien und ſelbſt ein Macedoniſches, das Proteas,
der junge, durch ſeinen Ueberfall bei Siphnos ausgezeichnete Neffe
des ſchwarzen Klitus, führte, ſo daß ſich Alexanders Seemacht wohl
auf dreihundert Segel belief 36).
Während die Flotte vollſtändig ausgerüſtet und der Bau der
36) Curtius ſagt hundertundachtzig, Plutarch zweihundert; aber
Arrian giebt außer den im Text bezeichneten Zahlen noch zu verſte-
hen, daß vor der Ankuft der Phöniciſchen und anderen Geſchwader
dem Könige ſchon eine Anzahl Trieren zu Gebote ſtand.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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