Kriegsrath und theilte die Nachricht mit; Alle waren der Meinung, man müsse eiligst aufbrechen, durch die Pässe vorrücken, und die Perser, wo man sie auch fände, angreifen; die Truppen seien voll Verlangen nach einer Schlacht, durch einen Sieg wollten sie ihrer Seits des Königs Genesung feiern. Der König entließ seine Ge- nerale mit gebührenden Lobsprüchen und mit dem Befehl, am näch- sten Morgen aufzubrechen; der Marsch ging von Mallus aus um den Issischen Meerbusen hin nach Issus. Von hier führen zwei Wege nach Syrien; der eine, beschwerlichere, geht ostwärts durch die Schluchten und über die Höhen der Amanischen Berge; Alexander wählte diesen nicht, indem theils seine Soldaten durch den Wechsel von Berg und Thal und durch die Unwegsamkeit der Gegend doppelt ermüdet an den Feind gekommen wären, besonders aber, weil er seine Bewegungen nicht früher von der Cilicischen Seeküste entfernen durfte, als bis sie ganz in seiner Gewalt und den feindlichen Schiffen gesperrt war; darum rückte er, mit Zurück- lassung der Kranken, die im Rücken der Armee am sichersten wa- ren, von Issus aus auf der gewöhnlichen und den Griechen durch Xenophons Beschreibung bekannten Straße südwärts an der Mee- resküste hin, und durch die sogenannten Strandpässe nach der Kü- stenstadt Myriandrus, unfern vom Eingang der Syrischen Haupt- pässe, um von hier aus mit dem nächsten Morgen in die Ebene von Syrien und nach Onchä aufzubrechen. Ueber Nacht aber be- gann heftiges Unwetter, es waren die ersten Novembertage; Sturm und Regen machten den Aufbruch unmöglich; das Heer blieb im Lager von Myriandrus, etwa drei Meilen südwärts der Strand- pässe, in wenig Tagen hofften sie den Feind auf der Ebene von Onchä zur entscheidenden Schlacht zu treffen.
In der That, entscheidend mußte das nächste Zusammentreffen der beiderseitigen Heere werden. Darius hatte ein ungeheures Heer zusammengezogen, in dem sich allein an hunderttausend wohl- be waffnete und disciplinirte Asiaten und dreißigtausend Griechische Söldner befanden; Darius vertraute auf diese Macht, auf seine
Pforten bringen Sochi oder Onchä etwa dahin, wo Niebuhr Anzas (Ezas auf neueren Karten) bezeichnet; es liegt acht Meilen von dem Paß, fünf von Aleppo, am Eingang des sogenannten Blutackers.
Kriegsrath und theilte die Nachricht mit; Alle waren der Meinung, man müſſe eiligſt aufbrechen, durch die Päſſe vorrücken, und die Perſer, wo man ſie auch fände, angreifen; die Truppen ſeien voll Verlangen nach einer Schlacht, durch einen Sieg wollten ſie ihrer Seits des Königs Geneſung feiern. Der König entließ ſeine Ge- nerale mit gebührenden Lobſprüchen und mit dem Befehl, am näch- ſten Morgen aufzubrechen; der Marſch ging von Mallus aus um den Iſſiſchen Meerbuſen hin nach Iſſus. Von hier führen zwei Wege nach Syrien; der eine, beſchwerlichere, geht oſtwärts durch die Schluchten und über die Höhen der Amaniſchen Berge; Alexander wählte dieſen nicht, indem theils ſeine Soldaten durch den Wechſel von Berg und Thal und durch die Unwegſamkeit der Gegend doppelt ermüdet an den Feind gekommen wären, beſonders aber, weil er ſeine Bewegungen nicht früher von der Ciliciſchen Seeküſte entfernen durfte, als bis ſie ganz in ſeiner Gewalt und den feindlichen Schiffen geſperrt war; darum rückte er, mit Zurück- laſſung der Kranken, die im Rücken der Armee am ſicherſten wa- ren, von Iſſus aus auf der gewöhnlichen und den Griechen durch Xenophons Beſchreibung bekannten Straße ſüdwärts an der Mee- resküſte hin, und durch die ſogenannten Strandpäſſe nach der Kü- ſtenſtadt Myriandrus, unfern vom Eingang der Syriſchen Haupt- päſſe, um von hier aus mit dem nächſten Morgen in die Ebene von Syrien und nach Onchä aufzubrechen. Ueber Nacht aber be- gann heftiges Unwetter, es waren die erſten Novembertage; Sturm und Regen machten den Aufbruch unmöglich; das Heer blieb im Lager von Myriandrus, etwa drei Meilen ſüdwärts der Strand- päſſe, in wenig Tagen hofften ſie den Feind auf der Ebene von Onchä zur entſcheidenden Schlacht zu treffen.
In der That, entſcheidend mußte das nächſte Zuſammentreffen der beiderſeitigen Heere werden. Darius hatte ein ungeheures Heer zuſammengezogen, in dem ſich allein an hunderttauſend wohl- be waffnete und disciplinirte Aſiaten und dreißigtauſend Griechiſche Söldner befanden; Darius vertraute auf dieſe Macht, auf ſeine
Pforten bringen Sochi oder Onchä etwa dahin, wo Niebuhr Anzas (Ezas auf neueren Karten) bezeichnet; es liegt acht Meilen von dem Paß, fünf von Aleppo, am Eingang des ſogenannten Blutackers.
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Kriegsrath und theilte die Nachricht mit; Alle waren der Meinung,
man müſſe eiligſt aufbrechen, durch die Päſſe vorrücken, und die
Perſer, wo man ſie auch fände, angreifen; die Truppen ſeien voll
Verlangen nach einer Schlacht, durch einen Sieg wollten ſie ihrer
Seits des Königs Geneſung feiern. Der König entließ ſeine Ge-
nerale mit gebührenden Lobſprüchen und mit dem Befehl, am näch-
ſten Morgen aufzubrechen; der Marſch ging von Mallus aus um
den Iſſiſchen Meerbuſen hin nach Iſſus. Von hier führen zwei
Wege nach Syrien; der eine, beſchwerlichere, geht oſtwärts durch
die Schluchten und über die Höhen der Amaniſchen Berge;
Alexander wählte dieſen nicht, indem theils ſeine Soldaten durch
den Wechſel von Berg und Thal und durch die Unwegſamkeit der
Gegend doppelt ermüdet an den Feind gekommen wären, beſonders
aber, weil er ſeine Bewegungen nicht früher von der Ciliciſchen
Seeküſte entfernen durfte, als bis ſie ganz in ſeiner Gewalt und
den feindlichen Schiffen geſperrt war; darum rückte er, mit Zurück-
laſſung der Kranken, die im Rücken der Armee am ſicherſten wa-
ren, von Iſſus aus auf der gewöhnlichen und den Griechen durch
Xenophons Beſchreibung bekannten Straße ſüdwärts an der Mee-
resküſte hin, und durch die ſogenannten Strandpäſſe nach der Kü-
ſtenſtadt Myriandrus, unfern vom Eingang der Syriſchen Haupt-
päſſe, um von hier aus mit dem nächſten Morgen in die Ebene
von Syrien und nach Onchä aufzubrechen. Ueber Nacht aber be-
gann heftiges Unwetter, es waren die erſten Novembertage; Sturm
und Regen machten den Aufbruch unmöglich; das Heer blieb im
Lager von Myriandrus, etwa drei Meilen ſüdwärts der Strand-
päſſe, in wenig Tagen hofften ſie den Feind auf der Ebene von
Onchä zur entſcheidenden Schlacht zu treffen.
In der That, entſcheidend mußte das nächſte Zuſammentreffen
der beiderſeitigen Heere werden. Darius hatte ein ungeheures
Heer zuſammengezogen, in dem ſich allein an hunderttauſend wohl-
be waffnete und disciplinirte Aſiaten und dreißigtauſend Griechiſche
Söldner befanden; Darius vertraute auf dieſe Macht, auf ſeine
14 c)
14 c) Pforten bringen Sochi oder Onchä etwa dahin, wo Niebuhr Anzas
(Ezas auf neueren Karten) bezeichnet; es liegt acht Meilen von dem
Paß, fünf von Aleppo, am Eingang des ſogenannten Blutackers.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/172>, abgerufen am 22.11.2024.
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