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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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Residenz wieder nach Halikarnaß, das er durch Zusammenziehung
von sechs kleinen Ortschaften vergrößerte; er erregte den Bundes-
genossenkrieg gegen die Athener, um ihre Seemacht zu schwächen.
Nachdem seine Schwester und Gemahlin, die ihm nach Karischer
Sitte in der Herrschaft folgte, gestorben war, übernahm der zweite
Bruder Idrieus die Regierung; in demselben Sinne, wie sein Vater
und Bruder das Reich zu vergrößern bemüht, von den Zeitumstän-
den begünstigt, brachte er Chios, Kos und Rhodos in seine Gewalt.
Seine Schwester und Gemahlin Ada folgte ihm, wurde aber schon
nach vier Jahren des Reiches durch ihren jüngeren Bruder Pixo-
dorus beraubt, so daß ihr nichts als die Bergfestung Alinde blieb.
Pixodorus beabsichtigte, durch eine Verbindung mit dem Macedoni-
schen Königshause, dessen Pläne in Beziehung auf Asien kein Ge-
heimniß mehr waren, sich zu einem Kampfe um seine Unabhängig-
keit vorzubereiten; ernstliche Differenzen am Hofe Philipps zerstör-
ten seine Pläne, so daß er dem Wunsche des Perserkönigs, seine
Tochter mit dem edlen Perser Orontobates zu vermählen, entge-
genkam; so wurde Orontobates sein Schwiegersohn, und nach sei-
nem, im Jahre 335 erfolgten Tode, Herr der Karischen Dy-
nastie 39).

Sobald jetzt Alexander in Karien einrückte, eilte Ada ihm ent-
gegen und legte es in seine Hand, sie wieder in ihre Rechte einzu-
setzen, um die sie offenbare Gewalt betrogen habe; sie versprach,
ihn auf jede Weise bei der Eroberung Kariens zu unterstützen, ihr
Name selbst würde ihm Freunde gewinnen, die Wohlhabenden im
Lande, unzufrieden über die erneuete Verbindung mit Persien, wür-
den sich sofort für sie entscheiden, da sie im Sinne ihrer Brüder
stets gegen Persien und für Griechenland Parthei genommen; sie
bat den König, als Beweis ihrer Gesinnung, ihre Adoption anneh-
men zu wollen, daß sie, selbst kinderlos, einst ihrem Sohne Alexander
die Karische Dynastie erblich überlasse. Alexander willfahrte gern
der würdigen Fürstin, und es mag eben so sehr seinem Ruhme
und seiner Macht, als dem Beispiele Ada's zuzuschreiben sein, daß

die
39) Arrian. cf. Strabo XIII. p. 128. und Wesseling ad Diodor.
XVI. p. 569. Clinton fast. Hell. appendix cp.
14.

Reſidenz wieder nach Halikarnaß, das er durch Zuſammenziehung
von ſechs kleinen Ortſchaften vergrößerte; er erregte den Bundes-
genoſſenkrieg gegen die Athener, um ihre Seemacht zu ſchwächen.
Nachdem ſeine Schweſter und Gemahlin, die ihm nach Kariſcher
Sitte in der Herrſchaft folgte, geſtorben war, übernahm der zweite
Bruder Idrieus die Regierung; in demſelben Sinne, wie ſein Vater
und Bruder das Reich zu vergrößern bemüht, von den Zeitumſtän-
den begünſtigt, brachte er Chios, Kos und Rhodos in ſeine Gewalt.
Seine Schweſter und Gemahlin Ada folgte ihm, wurde aber ſchon
nach vier Jahren des Reiches durch ihren jüngeren Bruder Pixo-
dorus beraubt, ſo daß ihr nichts als die Bergfeſtung Alinde blieb.
Pixodorus beabſichtigte, durch eine Verbindung mit dem Macedoni-
ſchen Königshauſe, deſſen Pläne in Beziehung auf Aſien kein Ge-
heimniß mehr waren, ſich zu einem Kampfe um ſeine Unabhängig-
keit vorzubereiten; ernſtliche Differenzen am Hofe Philipps zerſtör-
ten ſeine Pläne, ſo daß er dem Wunſche des Perſerkönigs, ſeine
Tochter mit dem edlen Perſer Orontobates zu vermählen, entge-
genkam; ſo wurde Orontobates ſein Schwiegerſohn, und nach ſei-
nem, im Jahre 335 erfolgten Tode, Herr der Kariſchen Dy-
naſtie 39).

Sobald jetzt Alexander in Karien einrückte, eilte Ada ihm ent-
gegen und legte es in ſeine Hand, ſie wieder in ihre Rechte einzu-
ſetzen, um die ſie offenbare Gewalt betrogen habe; ſie verſprach,
ihn auf jede Weiſe bei der Eroberung Kariens zu unterſtützen, ihr
Name ſelbſt würde ihm Freunde gewinnen, die Wohlhabenden im
Lande, unzufrieden über die erneuete Verbindung mit Perſien, wür-
den ſich ſofort für ſie entſcheiden, da ſie im Sinne ihrer Brüder
ſtets gegen Perſien und für Griechenland Parthei genommen; ſie
bat den König, als Beweis ihrer Geſinnung, ihre Adoption anneh-
men zu wollen, daß ſie, ſelbſt kinderlos, einſt ihrem Sohne Alexander
die Kariſche Dynaſtie erblich überlaſſe. Alexander willfahrte gern
der würdigen Fürſtin, und es mag eben ſo ſehr ſeinem Ruhme
und ſeiner Macht, als dem Beiſpiele Ada’s zuzuſchreiben ſein, daß

die
39) Arrian. cf. Strabo XIII. p. 128. und Wesseling ad Diodor.
XVI. p. 569. Clinton fast. Hell. appendix cp.
14.
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[128/0142] Reſidenz wieder nach Halikarnaß, das er durch Zuſammenziehung von ſechs kleinen Ortſchaften vergrößerte; er erregte den Bundes- genoſſenkrieg gegen die Athener, um ihre Seemacht zu ſchwächen. Nachdem ſeine Schweſter und Gemahlin, die ihm nach Kariſcher Sitte in der Herrſchaft folgte, geſtorben war, übernahm der zweite Bruder Idrieus die Regierung; in demſelben Sinne, wie ſein Vater und Bruder das Reich zu vergrößern bemüht, von den Zeitumſtän- den begünſtigt, brachte er Chios, Kos und Rhodos in ſeine Gewalt. Seine Schweſter und Gemahlin Ada folgte ihm, wurde aber ſchon nach vier Jahren des Reiches durch ihren jüngeren Bruder Pixo- dorus beraubt, ſo daß ihr nichts als die Bergfeſtung Alinde blieb. Pixodorus beabſichtigte, durch eine Verbindung mit dem Macedoni- ſchen Königshauſe, deſſen Pläne in Beziehung auf Aſien kein Ge- heimniß mehr waren, ſich zu einem Kampfe um ſeine Unabhängig- keit vorzubereiten; ernſtliche Differenzen am Hofe Philipps zerſtör- ten ſeine Pläne, ſo daß er dem Wunſche des Perſerkönigs, ſeine Tochter mit dem edlen Perſer Orontobates zu vermählen, entge- genkam; ſo wurde Orontobates ſein Schwiegerſohn, und nach ſei- nem, im Jahre 335 erfolgten Tode, Herr der Kariſchen Dy- naſtie 39). Sobald jetzt Alexander in Karien einrückte, eilte Ada ihm ent- gegen und legte es in ſeine Hand, ſie wieder in ihre Rechte einzu- ſetzen, um die ſie offenbare Gewalt betrogen habe; ſie verſprach, ihn auf jede Weiſe bei der Eroberung Kariens zu unterſtützen, ihr Name ſelbſt würde ihm Freunde gewinnen, die Wohlhabenden im Lande, unzufrieden über die erneuete Verbindung mit Perſien, wür- den ſich ſofort für ſie entſcheiden, da ſie im Sinne ihrer Brüder ſtets gegen Perſien und für Griechenland Parthei genommen; ſie bat den König, als Beweis ihrer Geſinnung, ihre Adoption anneh- men zu wollen, daß ſie, ſelbſt kinderlos, einſt ihrem Sohne Alexander die Kariſche Dynaſtie erblich überlaſſe. Alexander willfahrte gern der würdigen Fürſtin, und es mag eben ſo ſehr ſeinem Ruhme und ſeiner Macht, als dem Beiſpiele Ada’s zuzuſchreiben ſein, daß die 39) Arrian. cf. Strabo XIII. p. 128. und Wesseling ad Diodor. XVI. p. 569. Clinton fast. Hell. appendix cp. 14.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/142>, abgerufen am 22.11.2024.