Pochest du an -- poch' nicht zu laut, Eh du geprüft des Nachhalls Dauer. Drückst du die Hand -- drück nicht zu traut, Eh du gefragt des Herzens Schauer. Wirfst du den Stein -- bedenke wohl, Wie weit ihn deine Hand wird treiben. Oft schreckt ein Echo, dumpf und hohl, Reicht goldne Hand dir den Obol, Oft trifft ein Wurf des Nachbars Scheiben.
Höhlen giebt es am Meeresstrand, Gewalt'ge Stalaktitendome, Wo bläulich zuckt der Fackeln Brand, Und Kähne gleiten wie Phantome. Das Ruder schläft, der Schiffer legt Die Hand dir angstvoll auf die Lippe, Ein Räuspern nur, ein Fuß geregt, Und donnernd überm Haupte schlägt Zusammen dir die Riesenklippe.
Und Hände giebts im Orient, Wie Schwäne weiß, mit blauen Malen, In denen zwiefach Feuer brennt, Als gelt' es Liebesglut zu zahlen; Ein leichter Thau hat sie genäßt,
An die Weltverbeſſerer.
Pocheſt du an — poch' nicht zu laut, Eh du geprüft des Nachhalls Dauer. Drückſt du die Hand — drück nicht zu traut, Eh du gefragt des Herzens Schauer. Wirfſt du den Stein — bedenke wohl, Wie weit ihn deine Hand wird treiben. Oft ſchreckt ein Echo, dumpf und hohl, Reicht goldne Hand dir den Obol, Oft trifft ein Wurf des Nachbars Scheiben.
Höhlen giebt es am Meeresſtrand, Gewalt'ge Stalaktitendome, Wo bläulich zuckt der Fackeln Brand, Und Kähne gleiten wie Phantome. Das Ruder ſchläft, der Schiffer legt Die Hand dir angſtvoll auf die Lippe, Ein Räuſpern nur, ein Fuß geregt, Und donnernd überm Haupte ſchlägt Zuſammen dir die Rieſenklippe.
Und Hände giebts im Orient, Wie Schwäne weiß, mit blauen Malen, In denen zwiefach Feuer brennt, Als gelt' es Liebesglut zu zahlen; Ein leichter Thau hat ſie genäßt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0041"n="27"/></div><divn="2"><head><hirendition="#b">An die Weltverbeſſerer.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Pocheſt du an — poch' nicht zu laut,</l><lb/><l>Eh du geprüft des Nachhalls Dauer.</l><lb/><l>Drückſt du die Hand — drück nicht zu traut,</l><lb/><l>Eh du gefragt des Herzens Schauer.</l><lb/><l>Wirfſt du den Stein — bedenke wohl,</l><lb/><l>Wie weit ihn deine Hand wird treiben.</l><lb/><l>Oft ſchreckt ein Echo, dumpf und hohl,</l><lb/><l>Reicht goldne Hand dir den Obol,</l><lb/><l>Oft trifft ein Wurf des Nachbars Scheiben.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>Höhlen giebt es am Meeresſtrand,</l><lb/><l>Gewalt'ge Stalaktitendome,</l><lb/><l>Wo bläulich zuckt der Fackeln Brand,</l><lb/><l>Und Kähne gleiten wie Phantome.</l><lb/><l>Das Ruder ſchläft, der Schiffer legt</l><lb/><l>Die Hand dir angſtvoll auf die Lippe,</l><lb/><l>Ein Räuſpern nur, ein Fuß geregt,</l><lb/><l>Und donnernd überm Haupte ſchlägt</l><lb/><l>Zuſammen dir die Rieſenklippe.</l><lb/></lg><lgn="3"><l>Und Hände giebts im Orient,</l><lb/><l>Wie Schwäne weiß, mit blauen Malen,</l><lb/><l>In denen zwiefach Feuer brennt,</l><lb/><l>Als gelt' es Liebesglut zu zahlen;</l><lb/><l>Ein leichter Thau hat ſie genäßt,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[27/0041]
An die Weltverbeſſerer.
Pocheſt du an — poch' nicht zu laut,
Eh du geprüft des Nachhalls Dauer.
Drückſt du die Hand — drück nicht zu traut,
Eh du gefragt des Herzens Schauer.
Wirfſt du den Stein — bedenke wohl,
Wie weit ihn deine Hand wird treiben.
Oft ſchreckt ein Echo, dumpf und hohl,
Reicht goldne Hand dir den Obol,
Oft trifft ein Wurf des Nachbars Scheiben.
Höhlen giebt es am Meeresſtrand,
Gewalt'ge Stalaktitendome,
Wo bläulich zuckt der Fackeln Brand,
Und Kähne gleiten wie Phantome.
Das Ruder ſchläft, der Schiffer legt
Die Hand dir angſtvoll auf die Lippe,
Ein Räuſpern nur, ein Fuß geregt,
Und donnernd überm Haupte ſchlägt
Zuſammen dir die Rieſenklippe.
Und Hände giebts im Orient,
Wie Schwäne weiß, mit blauen Malen,
In denen zwiefach Feuer brennt,
Als gelt' es Liebesglut zu zahlen;
Ein leichter Thau hat ſie genäßt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/41>, abgerufen am 07.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.