"Meine Familie, Herr! Mein Weib und mein krankes Kind!" --
"Ich habe auch Familie und kann mich für Euch nicht aufreiben! 's ist auch zu Eurem eignen Besten. Ihr werdet arbeiten lernen! -- Macht fort, macht fort! Ich sag' Euch, ich geb' Euch nichts!" --
"Sie sind Schuld, wenn wir elendiglich verderben, gnädiger Herr!" rief der Handwerker in Verzweiflung.
"Wollt Ihr Euch gleich zum Henker scheeren, Ha¬ lunke, oder soll ich Euch hinauswerfen lassen? -- Wird's noch nicht bald?" --
Schenk stand wie eingewurzelt, den verzweiflungs¬ vollen Blick flehentlich auf den reichen Mann gerichtet, die Hände krampfhaft in einander gefaltet. Erst als der erbitterte Herr mit Heftigkeit an der Klingel riß, wendete er sich langsam nach der Thür und schritt hinaus auf die Straße.
"Daß Ihr mir diesen Kerl nicht wieder hereinlaßt, wenn er wieder kommt!" sagte der Gnädige zu seinem Bedienten.
Aber Schenk kam nicht wieder. Draußen vor dem Hause des Reichen stand er einen Augenblick still und
Armuth und Verbrechen.
„Meine Familie, Herr! Mein Weib und mein krankes Kind!“ —
„Ich habe auch Familie und kann mich fuͤr Euch nicht aufreiben! 's iſt auch zu Eurem eignen Beſten. Ihr werdet arbeiten lernen! — Macht fort, macht fort! Ich ſag' Euch, ich geb' Euch nichts!“ —
„Sie ſind Schuld, wenn wir elendiglich verderben, gnaͤdiger Herr!“ rief der Handwerker in Verzweiflung.
„Wollt Ihr Euch gleich zum Henker ſcheeren, Ha¬ lunke, oder ſoll ich Euch hinauswerfen laſſen? — Wird's noch nicht bald?“ —
Schenk ſtand wie eingewurzelt, den verzweiflungs¬ vollen Blick flehentlich auf den reichen Mann gerichtet, die Haͤnde krampfhaft in einander gefaltet. Erſt als der erbitterte Herr mit Heftigkeit an der Klingel riß, wendete er ſich langſam nach der Thuͤr und ſchritt hinaus auf die Straße.
„Daß Ihr mir dieſen Kerl nicht wieder hereinlaßt, wenn er wieder kommt!“ ſagte der Gnaͤdige zu ſeinem Bedienten.
Aber Schenk kam nicht wieder. Draußen vor dem Hauſe des Reichen ſtand er einen Augenblick ſtill und
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[42/0056]
Armuth und Verbrechen.
„Meine Familie, Herr! Mein Weib und mein
krankes Kind!“ —
„Ich habe auch Familie und kann mich fuͤr Euch
nicht aufreiben! 's iſt auch zu Eurem eignen Beſten.
Ihr werdet arbeiten lernen! — Macht fort, macht fort!
Ich ſag' Euch, ich geb' Euch nichts!“ —
„Sie ſind Schuld, wenn wir elendiglich verderben,
gnaͤdiger Herr!“ rief der Handwerker in Verzweiflung.
„Wollt Ihr Euch gleich zum Henker ſcheeren, Ha¬
lunke, oder ſoll ich Euch hinauswerfen laſſen? — Wird's
noch nicht bald?“ —
Schenk ſtand wie eingewurzelt, den verzweiflungs¬
vollen Blick flehentlich auf den reichen Mann gerichtet,
die Haͤnde krampfhaft in einander gefaltet. Erſt als der
erbitterte Herr mit Heftigkeit an der Klingel riß, wendete
er ſich langſam nach der Thuͤr und ſchritt hinaus auf
die Straße.
„Daß Ihr mir dieſen Kerl nicht wieder hereinlaßt,
wenn er wieder kommt!“ ſagte der Gnaͤdige zu ſeinem
Bedienten.
Aber Schenk kam nicht wieder. Draußen vor dem
Hauſe des Reichen ſtand er einen Augenblick ſtill und
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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/56>, abgerufen am 07.07.2024.
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