ben. So sehr auch Hr. Ritter M. wider die Ar- muth, nach Anleitung der Schrift, eingenommen ist; so habe ich bey meiner Nation wenigstens unter den Armen vergleichungsweise weit mehr Tugend ge- funden, als bey den Reichen.
Die gehofte Rükkehr nach Palästina, die Herr M. so besorgt macht, hat auf unser bürgerliches Ver- halten nicht den geringsten Einfluß. Dieses hat die Erfahrung von jeher gelehrt, an allen Orten, wo Juden bisher Duldung genossen, und ist eines Theils der Natur des Menschen gemäß, der, wenn er nicht Enthusiast ist, den Boden liebt, auf welchem ihm wohl ist, und wenn seine religiöse Meynungen da- wider sind, diese für die Kirche und die Gebetsfor- meln versparet, und weiter nicht daran denkt; an- dern Theils aber der Vorsorge unsrer Weisen zuzu- schreiben, die uns den Verbot im Talmud sehr oft eingeschärft, an keine gewaltsame Rükkehr zu den- ken; ja ohne die in der Schrift verheißene große Wun- der und außerordentliche Zeichen, nicht den gering- sten Schritt zu thun, der eine gewaltsame Rükkehr und Widerherstellung der Nation zur Absicht hätte. Diesen Verbot haben sie auf eine etwas mistische, doch sehr einnehmende Weise, durch den Vers im Hohenliede ausgedrückt (Cap. 2, v. 7. und C. 3, v. 5.)
Ich
ben. So ſehr auch Hr. Ritter M. wider die Ar- muth, nach Anleitung der Schrift, eingenommen iſt; ſo habe ich bey meiner Nation wenigſtens unter den Armen vergleichungsweiſe weit mehr Tugend ge- funden, als bey den Reichen.
Die gehofte Ruͤkkehr nach Palaͤſtina, die Herr M. ſo beſorgt macht, hat auf unſer buͤrgerliches Ver- halten nicht den geringſten Einfluß. Dieſes hat die Erfahrung von jeher gelehrt, an allen Orten, wo Juden bisher Duldung genoſſen, und iſt eines Theils der Natur des Menſchen gemaͤß, der, wenn er nicht Enthuſiaſt iſt, den Boden liebt, auf welchem ihm wohl iſt, und wenn ſeine religioͤſe Meynungen da- wider ſind, dieſe fuͤr die Kirche und die Gebetsfor- meln verſparet, und weiter nicht daran denkt; an- dern Theils aber der Vorſorge unſrer Weiſen zuzu- ſchreiben, die uns den Verbot im Talmud ſehr oft eingeſchaͤrft, an keine gewaltſame Ruͤkkehr zu den- ken; ja ohne die in der Schrift verheißene große Wun- der und außerordentliche Zeichen, nicht den gering- ſten Schritt zu thun, der eine gewaltſame Ruͤkkehr und Widerherſtellung der Nation zur Abſicht haͤtte. Dieſen Verbot haben ſie auf eine etwas miſtiſche, doch ſehr einnehmende Weiſe, durch den Vers im Hohenliede ausgedruͤckt (Cap. 2, v. 7. und C. 3, v. 5.)
Ich
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ben. So ſehr auch Hr. Ritter M. wider die Ar-
muth, nach Anleitung der Schrift, eingenommen
iſt; ſo habe ich bey meiner Nation wenigſtens unter
den Armen vergleichungsweiſe weit mehr Tugend ge-
funden, als bey den Reichen.
Die gehofte Ruͤkkehr nach Palaͤſtina, die Herr
M. ſo beſorgt macht, hat auf unſer buͤrgerliches Ver-
halten nicht den geringſten Einfluß. Dieſes hat die
Erfahrung von jeher gelehrt, an allen Orten, wo
Juden bisher Duldung genoſſen, und iſt eines Theils
der Natur des Menſchen gemaͤß, der, wenn er nicht
Enthuſiaſt iſt, den Boden liebt, auf welchem ihm
wohl iſt, und wenn ſeine religioͤſe Meynungen da-
wider ſind, dieſe fuͤr die Kirche und die Gebetsfor-
meln verſparet, und weiter nicht daran denkt; an-
dern Theils aber der Vorſorge unſrer Weiſen zuzu-
ſchreiben, die uns den Verbot im Talmud ſehr oft
eingeſchaͤrft, an keine gewaltſame Ruͤkkehr zu den-
ken; ja ohne die in der Schrift verheißene große Wun-
der und außerordentliche Zeichen, nicht den gering-
ſten Schritt zu thun, der eine gewaltſame Ruͤkkehr
und Widerherſtellung der Nation zur Abſicht haͤtte.
Dieſen Verbot haben ſie auf eine etwas miſtiſche,
doch ſehr einnehmende Weiſe, durch den Vers im
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/82>, abgerufen am 22.11.2024.
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