Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Ich beschwöre euch,
Töchter Jerusalems!
Bey den Hirschen,
Bey den Hinden des Waldes,
Daß ihr nicht wecket
Und nicht rege machet
Die Liebe,
Bis es ihr gefällt.

daher sind auch alle Anschläge, die die Projectma-
cher, Langallerie u. a. seines Gelichters auf die
Beutel der reichen Juden gehabt haben, noch immer
ohne Wirkung, und wenn sie selbst auch anders aus-
gesagt haben, leerer Wind gewesen.

Was Herr M. von unserer Untauglichkeit zum
Kriegesdienste sagt, lasse ich dahin gestellt seyn. Will
er, daß die Religion den Trutzkrieg gut heiße; so
nenne er mir die unselige, die es thut. Die christ-
liche sicherlich nicht. Und werden nicht Quacker und
Menonisten geduldet, und mit weit andern Vorrech-
ten und Freyheiten geduldet, als wir?

Anstatt Christen und Juden bedient sich Herr M.
beständig des Ausdrucks Deutsche und Juden. Er
entsiehet sich wohl, den Unterschied blos in Reli-
gionsmeynungen zu setzen, und will uns lieber als
Fremde betrachtet wissen, die sich die Bedingungen

gefal-
Ich beſchwoͤre euch,
Toͤchter Jeruſalems!
Bey den Hirſchen,
Bey den Hinden des Waldes,
Daß ihr nicht wecket
Und nicht rege machet
Die Liebe,
Bis es ihr gefaͤllt.

daher ſind auch alle Anſchlaͤge, die die Projectma-
cher, Langallerie u. a. ſeines Gelichters auf die
Beutel der reichen Juden gehabt haben, noch immer
ohne Wirkung, und wenn ſie ſelbſt auch anders aus-
geſagt haben, leerer Wind geweſen.

Was Herr M. von unſerer Untauglichkeit zum
Kriegesdienſte ſagt, laſſe ich dahin geſtellt ſeyn. Will
er, daß die Religion den Trutzkrieg gut heiße; ſo
nenne er mir die unſelige, die es thut. Die chriſt-
liche ſicherlich nicht. Und werden nicht Quacker und
Menoniſten geduldet, und mit weit andern Vorrech-
ten und Freyheiten geduldet, als wir?

Anſtatt Chriſten und Juden bedient ſich Herr M.
beſtaͤndig des Ausdrucks Deutſche und Juden. Er
entſiehet ſich wohl, den Unterſchied blos in Reli-
gionsmeynungen zu ſetzen, und will uns lieber als
Fremde betrachtet wiſſen, die ſich die Bedingungen

gefal-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0083" n="75"/>
        <lg type="poem">
          <l>Ich be&#x017F;chwo&#x0364;re euch,</l><lb/>
          <l>To&#x0364;chter Jeru&#x017F;alems!</l><lb/>
          <l>Bey den Hir&#x017F;chen,</l><lb/>
          <l>Bey den Hinden des Waldes,</l><lb/>
          <l>Daß ihr nicht wecket</l><lb/>
          <l>Und nicht rege machet</l><lb/>
          <l>Die Liebe,</l><lb/>
          <l>Bis es ihr gefa&#x0364;llt.</l>
        </lg><lb/>
        <p>daher &#x017F;ind auch alle An&#x017F;chla&#x0364;ge, die die Projectma-<lb/>
cher, <hi rendition="#fr">Langallerie</hi> u. a. &#x017F;eines Gelichters auf die<lb/>
Beutel der reichen Juden gehabt haben, noch immer<lb/>
ohne Wirkung, und wenn &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t auch anders aus-<lb/>
ge&#x017F;agt haben, leerer Wind gewe&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Was Herr M. von un&#x017F;erer Untauglichkeit zum<lb/>
Kriegesdien&#x017F;te &#x017F;agt, la&#x017F;&#x017F;e ich dahin ge&#x017F;tellt &#x017F;eyn. Will<lb/>
er, daß die Religion den Trutzkrieg gut heiße; &#x017F;o<lb/>
nenne er mir die un&#x017F;elige, die es thut. Die chri&#x017F;t-<lb/>
liche &#x017F;icherlich nicht. Und werden nicht Quacker und<lb/>
Menoni&#x017F;ten geduldet, und mit weit andern Vorrech-<lb/>
ten und Freyheiten geduldet, als wir?</p><lb/>
        <p>An&#x017F;tatt Chri&#x017F;ten und Juden bedient &#x017F;ich Herr M.<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig des Ausdrucks <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;che und Juden</hi>. Er<lb/>
ent&#x017F;iehet &#x017F;ich wohl, den Unter&#x017F;chied blos in Reli-<lb/>
gionsmeynungen zu &#x017F;etzen, und will uns lieber als<lb/>
Fremde betrachtet wi&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;ich die Bedingungen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gefal-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0083] Ich beſchwoͤre euch, Toͤchter Jeruſalems! Bey den Hirſchen, Bey den Hinden des Waldes, Daß ihr nicht wecket Und nicht rege machet Die Liebe, Bis es ihr gefaͤllt. daher ſind auch alle Anſchlaͤge, die die Projectma- cher, Langallerie u. a. ſeines Gelichters auf die Beutel der reichen Juden gehabt haben, noch immer ohne Wirkung, und wenn ſie ſelbſt auch anders aus- geſagt haben, leerer Wind geweſen. Was Herr M. von unſerer Untauglichkeit zum Kriegesdienſte ſagt, laſſe ich dahin geſtellt ſeyn. Will er, daß die Religion den Trutzkrieg gut heiße; ſo nenne er mir die unſelige, die es thut. Die chriſt- liche ſicherlich nicht. Und werden nicht Quacker und Menoniſten geduldet, und mit weit andern Vorrech- ten und Freyheiten geduldet, als wir? Anſtatt Chriſten und Juden bedient ſich Herr M. beſtaͤndig des Ausdrucks Deutſche und Juden. Er entſiehet ſich wohl, den Unterſchied blos in Reli- gionsmeynungen zu ſetzen, und will uns lieber als Fremde betrachtet wiſſen, die ſich die Bedingungen gefal-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/83
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/83>, abgerufen am 22.11.2024.