nemlichen juristischen Acten, ob nicht nach dieser Rechnungsart 25 mal so viel deutsche Diebe und Diebeshehler unter den Trödlern sind, als jüdische. Nicht zu gedenken, daß der Jude diese Lebensart aus Noth ergreift; die andern aber Feldmarschälle und Minister werden können, und aus freyer Wahl Kleinhändler, Trödler, Mausfallträger, Schatten- spiel- und Raritätenkrämer etc. geworden sind.
Diebshehler finden sich allerdings unter den jüdi- schen Trödlern nicht wenige; aber eigentliche Diebe sehr wenige, und diese sind größtentheils Leute ohne Schutz, die nirgend auf dem Erdboden unterkommen können. Sobald sie zu einigem Vermögen gekom- men sind, kauffen sie sich von den Landesfürsten ein Schutzprivilegium, und verlassen ihr bisheriges Ge- werbe. Dieses ist notorisch, und mir selbst sind in meinen jüngern Jahren manche bekannt gewesen, die in meiner väterlichen Heimat ein ganz unbescholtenes Leben geführt haben, nachdem sie einige Jahre mit- gelauffen, und so viel zusammengescharrt hatten, als zu Erkauffung eines Schutzes erfordert wird. Ein Unwesen, das man blos der feinen Politick zu verdanken hat, den armen Juden allen Schutz und Aufenthalt zu verweigern, und sie mit offenen Ar- men aufzunehmen, wenn sie sich reich gestohlen ha-
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nemlichen juriſtiſchen Acten, ob nicht nach dieſer Rechnungsart 25 mal ſo viel deutſche Diebe und Diebeshehler unter den Troͤdlern ſind, als juͤdiſche. Nicht zu gedenken, daß der Jude dieſe Lebensart aus Noth ergreift; die andern aber Feldmarſchaͤlle und Miniſter werden koͤnnen, und aus freyer Wahl Kleinhaͤndler, Troͤdler, Mausfalltraͤger, Schatten- ſpiel- und Raritaͤtenkraͤmer ꝛc. geworden ſind.
Diebshehler finden ſich allerdings unter den juͤdi- ſchen Troͤdlern nicht wenige; aber eigentliche Diebe ſehr wenige, und dieſe ſind groͤßtentheils Leute ohne Schutz, die nirgend auf dem Erdboden unterkommen koͤnnen. Sobald ſie zu einigem Vermoͤgen gekom- men ſind, kauffen ſie ſich von den Landesfuͤrſten ein Schutzprivilegium, und verlaſſen ihr bisheriges Ge- werbe. Dieſes iſt notoriſch, und mir ſelbſt ſind in meinen juͤngern Jahren manche bekannt geweſen, die in meiner vaͤterlichen Heimat ein ganz unbeſcholtenes Leben gefuͤhrt haben, nachdem ſie einige Jahre mit- gelauffen, und ſo viel zuſammengeſcharrt hatten, als zu Erkauffung eines Schutzes erfordert wird. Ein Unweſen, das man blos der feinen Politick zu verdanken hat, den armen Juden allen Schutz und Aufenthalt zu verweigern, und ſie mit offenen Ar- men aufzunehmen, wenn ſie ſich reich geſtohlen ha-
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nemlichen juriſtiſchen Acten, ob nicht nach dieſer
Rechnungsart 25 mal ſo viel deutſche Diebe und
Diebeshehler unter den Troͤdlern ſind, als juͤdiſche.
Nicht zu gedenken, daß der Jude dieſe Lebensart
aus Noth ergreift; die andern aber Feldmarſchaͤlle
und Miniſter werden koͤnnen, und aus freyer Wahl
Kleinhaͤndler, Troͤdler, Mausfalltraͤger, Schatten-
ſpiel- und Raritaͤtenkraͤmer ꝛc. geworden ſind.
Diebshehler finden ſich allerdings unter den juͤdi-
ſchen Troͤdlern nicht wenige; aber eigentliche Diebe
ſehr wenige, und dieſe ſind groͤßtentheils Leute ohne
Schutz, die nirgend auf dem Erdboden unterkommen
koͤnnen. Sobald ſie zu einigem Vermoͤgen gekom-
men ſind, kauffen ſie ſich von den Landesfuͤrſten ein
Schutzprivilegium, und verlaſſen ihr bisheriges Ge-
werbe. Dieſes iſt notoriſch, und mir ſelbſt ſind in
meinen juͤngern Jahren manche bekannt geweſen, die
in meiner vaͤterlichen Heimat ein ganz unbeſcholtenes
Leben gefuͤhrt haben, nachdem ſie einige Jahre mit-
gelauffen, und ſo viel zuſammengeſcharrt hatten,
als zu Erkauffung eines Schutzes erfordert wird.
Ein Unweſen, das man blos der feinen Politick zu
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/81>, abgerufen am 22.11.2024.
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