Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

tenden Verbindlichkeit auf das Beyspiel des Königs
Zedekia zu beruffen, der auf Anrathen des jüdischen
großen Raths seinen dem heidnischen König Nebud-
cadnetzar geschwornen Eyd brach und deshalb nach
der jüdischen Geschichte mit dem Untergange bestraft
wurde. Ein allerdings passendes Nationalbeyspiel!
Ich will einige von Eisenmenger selbst angeführte
rabbinische Stellen noch unter den Text setzen *): diese

in
*) Der Rabbi Bechai sagt:
Welcher einen Eyd übertritt, der verlängnet das
Fundament (nemlich Gott,) und schliesset sich
selbsten aus von der Summa des Eydes, und
hat kein Theil an dem ewigen Leben.
Welcher einen Eyd übertritt, der thut eben
so viel, als wenn er den gebenedeyeten Gott
verleugnete, und demselben absagte, dann der
zweck eines Eydes bestehet darinnen, daß,
gleich wie Gott wahrhaftig ist, also soll auch
sein (nemlich des Menschen) Wort wahrhaftig
seyn. Wenn er aber sein Wort nicht hält, siehe
so verläugnet er den gebenedeyeten Gott.
Es ist unter allen Sünden keine so schwer,
als wenn man einen Eydschwur übertritt.
Wer einem Goi, oder Heyden, (das heißt ei-
nem der kein Jud ist,) schwöret, und den Eyd

über-

tenden Verbindlichkeit auf das Beyſpiel des Koͤnigs
Zedekia zu beruffen, der auf Anrathen des juͤdiſchen
großen Raths ſeinen dem heidniſchen Koͤnig Nebud-
cadnetzar geſchwornen Eyd brach und deshalb nach
der juͤdiſchen Geſchichte mit dem Untergange beſtraft
wurde. Ein allerdings paſſendes Nationalbeyſpiel!
Ich will einige von Eiſenmenger ſelbſt angefuͤhrte
rabbiniſche Stellen noch unter den Text ſetzen *): dieſe

in
*) Der Rabbi Bechai ſagt:
Welcher einen Eyd uͤbertritt, der verlaͤngnet das
Fundament (nemlich Gott,) und ſchlieſſet ſich
ſelbſten aus von der Summa des Eydes, und
hat kein Theil an dem ewigen Leben.
Welcher einen Eyd uͤbertritt, der thut eben
ſo viel, als wenn er den gebenedeyeten Gott
verleugnete, und demſelben abſagte, dann der
zweck eines Eydes beſtehet darinnen, daß,
gleich wie Gott wahrhaftig iſt, alſo ſoll auch
ſein (nemlich des Menſchen) Wort wahrhaftig
ſeyn. Wenn er aber ſein Wort nicht haͤlt, ſiehe
ſo verlaͤugnet er den gebenedeyeten Gott.
Es iſt unter allen Suͤnden keine ſo ſchwer,
als wenn man einen Eydſchwur uͤbertritt.
Wer einem Goi, oder Heyden, (das heißt ei-
nem der kein Jud iſt,) ſchwoͤret, und den Eyd

uͤber-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0352" n="344"/>
tenden Verbindlichkeit auf das Bey&#x017F;piel des Ko&#x0364;nigs<lb/><hi rendition="#fr">Zedekia</hi> zu beruffen, der auf Anrathen des ju&#x0364;di&#x017F;chen<lb/>
großen Raths &#x017F;einen dem heidni&#x017F;chen Ko&#x0364;nig Nebud-<lb/>
cadnetzar ge&#x017F;chwornen Eyd brach und deshalb nach<lb/>
der ju&#x0364;di&#x017F;chen Ge&#x017F;chichte mit dem Untergange be&#x017F;traft<lb/>
wurde. Ein allerdings pa&#x017F;&#x017F;endes Nationalbey&#x017F;piel!<lb/>
Ich will einige von <hi rendition="#fr">Ei&#x017F;enmenger</hi> &#x017F;elb&#x017F;t angefu&#x0364;hrte<lb/>
rabbini&#x017F;che Stellen noch unter den Text &#x017F;etzen <note xml:id="note-0352" next="#note-0353" place="foot" n="*)"><hi rendition="#c">Der <hi rendition="#fr">Rabbi Bechai &#x017F;agt:</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">Welcher einen Eyd u&#x0364;bertritt, der verla&#x0364;ngnet das<lb/>
Fundament (nemlich Gott,) und &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten aus von der Summa des Eydes, und<lb/>
hat kein Theil an dem ewigen Leben.<lb/>
Welcher einen Eyd u&#x0364;bertritt, der thut eben<lb/>
&#x017F;o viel, als wenn er den gebenedeyeten Gott<lb/>
verleugnete, und dem&#x017F;elben ab&#x017F;agte, dann der<lb/>
zweck eines Eydes be&#x017F;tehet darinnen, daß,<lb/>
gleich wie Gott wahrhaftig i&#x017F;t, al&#x017F;o &#x017F;oll auch<lb/>
&#x017F;ein (nemlich des Men&#x017F;chen) Wort wahrhaftig<lb/>
&#x017F;eyn. Wenn er aber &#x017F;ein Wort nicht ha&#x0364;lt, &#x017F;iehe<lb/>
&#x017F;o verla&#x0364;ugnet er den gebenedeyeten Gott.<lb/>
Es i&#x017F;t unter allen Su&#x0364;nden keine &#x017F;o &#x017F;chwer,<lb/>
als wenn man einen Eyd&#x017F;chwur u&#x0364;bertritt.<lb/>
Wer einem Goi, oder Heyden, (das heißt ei-<lb/>
nem der kein Jud i&#x017F;t,) &#x017F;chwo&#x0364;ret, und den Eyd</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">u&#x0364;ber-</hi></fw></note>: die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0352] tenden Verbindlichkeit auf das Beyſpiel des Koͤnigs Zedekia zu beruffen, der auf Anrathen des juͤdiſchen großen Raths ſeinen dem heidniſchen Koͤnig Nebud- cadnetzar geſchwornen Eyd brach und deshalb nach der juͤdiſchen Geſchichte mit dem Untergange beſtraft wurde. Ein allerdings paſſendes Nationalbeyſpiel! Ich will einige von Eiſenmenger ſelbſt angefuͤhrte rabbiniſche Stellen noch unter den Text ſetzen *): dieſe in *) Der Rabbi Bechai ſagt: Welcher einen Eyd uͤbertritt, der verlaͤngnet das Fundament (nemlich Gott,) und ſchlieſſet ſich ſelbſten aus von der Summa des Eydes, und hat kein Theil an dem ewigen Leben. Welcher einen Eyd uͤbertritt, der thut eben ſo viel, als wenn er den gebenedeyeten Gott verleugnete, und demſelben abſagte, dann der zweck eines Eydes beſtehet darinnen, daß, gleich wie Gott wahrhaftig iſt, alſo ſoll auch ſein (nemlich des Menſchen) Wort wahrhaftig ſeyn. Wenn er aber ſein Wort nicht haͤlt, ſiehe ſo verlaͤugnet er den gebenedeyeten Gott. Es iſt unter allen Suͤnden keine ſo ſchwer, als wenn man einen Eydſchwur uͤbertritt. Wer einem Goi, oder Heyden, (das heißt ei- nem der kein Jud iſt,) ſchwoͤret, und den Eyd uͤber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/352
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/352>, abgerufen am 21.11.2024.