und in der allgemeinen Masse der Völker verlohren haben. Der gemeinschaftliche Vortheil Aller erfor- dert, dergleichen Unterschiede nie wieder aufleben zu lassen, vielmehr die Zahl aller Bürger möglichst ver- mehrt zu sehn, und hierzu ist die vollkommenste Freyheit in Absicht der Besitzungen, Beschäftigun- gen und Nahrungswege eine wesentliche Bedingung.
Diese Freyheit vorzüglich allen im Lande Ge- bohrnen zu bewilligen, erfordert sowohl die natür- liche Billigkeit als auch der größere Vortheil, der von ihnen zu erwarten ist. Sie kennen das Land, sind an Clima, Boden, Sitten, Lebensart gewöhnt und passen also besser in die Gesellschaft, von der sie Daseyn und Erziehung erhalten haben. Will der Staat zu Bebauung eines bisher noch unbenutzten Bodens, oder zu neuen bisher noch fehlenden Arten von Indüstrie durch Wohlthaten ermuntern; so dünkt mich, haben also die im Lande Gebohrnen, aber noch nicht mit Beschäftigung Versehenen, auf die- se Wohlthaten den gerechtesten Anspruch und sind auch die fähigsten seine Zwecke zu erfüllen. Fremde indeß, die freywillig sich den ältern Bürgern beyge- sellen, müssen jedem Staat willkommen seyn, und sein, so wie Jener Interesse erfordert es, ihnen das neu gewählte Vaterland durch verschafte Leichtigkeit
der
und in der allgemeinen Maſſe der Voͤlker verlohren haben. Der gemeinſchaftliche Vortheil Aller erfor- dert, dergleichen Unterſchiede nie wieder aufleben zu laſſen, vielmehr die Zahl aller Buͤrger moͤglichſt ver- mehrt zu ſehn, und hierzu iſt die vollkommenſte Freyheit in Abſicht der Beſitzungen, Beſchaͤftigun- gen und Nahrungswege eine weſentliche Bedingung.
Dieſe Freyheit vorzuͤglich allen im Lande Ge- bohrnen zu bewilligen, erfordert ſowohl die natuͤr- liche Billigkeit als auch der groͤßere Vortheil, der von ihnen zu erwarten iſt. Sie kennen das Land, ſind an Clima, Boden, Sitten, Lebensart gewoͤhnt und paſſen alſo beſſer in die Geſellſchaft, von der ſie Daſeyn und Erziehung erhalten haben. Will der Staat zu Bebauung eines bisher noch unbenutzten Bodens, oder zu neuen bisher noch fehlenden Arten von Induͤſtrie durch Wohlthaten ermuntern; ſo duͤnkt mich, haben alſo die im Lande Gebohrnen, aber noch nicht mit Beſchaͤftigung Verſehenen, auf die- ſe Wohlthaten den gerechteſten Anſpruch und ſind auch die faͤhigſten ſeine Zwecke zu erfuͤllen. Fremde indeß, die freywillig ſich den aͤltern Buͤrgern beyge- ſellen, muͤſſen jedem Staat willkommen ſeyn, und ſein, ſo wie Jener Intereſſe erfordert es, ihnen das neu gewaͤhlte Vaterland durch verſchafte Leichtigkeit
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und in der allgemeinen Maſſe der Voͤlker verlohren
haben. Der gemeinſchaftliche Vortheil Aller erfor-
dert, dergleichen Unterſchiede nie wieder aufleben zu
laſſen, vielmehr die Zahl aller Buͤrger moͤglichſt ver-
mehrt zu ſehn, und hierzu iſt die vollkommenſte
Freyheit in Abſicht der Beſitzungen, Beſchaͤftigun-
gen und Nahrungswege eine weſentliche Bedingung.
Dieſe Freyheit vorzuͤglich allen im Lande Ge-
bohrnen zu bewilligen, erfordert ſowohl die natuͤr-
liche Billigkeit als auch der groͤßere Vortheil, der
von ihnen zu erwarten iſt. Sie kennen das Land,
ſind an Clima, Boden, Sitten, Lebensart gewoͤhnt
und paſſen alſo beſſer in die Geſellſchaft, von der ſie
Daſeyn und Erziehung erhalten haben. Will der
Staat zu Bebauung eines bisher noch unbenutzten
Bodens, oder zu neuen bisher noch fehlenden Arten
von Induͤſtrie durch Wohlthaten ermuntern; ſo
duͤnkt mich, haben alſo die im Lande Gebohrnen, aber
noch nicht mit Beſchaͤftigung Verſehenen, auf die-
ſe Wohlthaten den gerechteſten Anſpruch und ſind
auch die faͤhigſten ſeine Zwecke zu erfuͤllen. Fremde
indeß, die freywillig ſich den aͤltern Buͤrgern beyge-
ſellen, muͤſſen jedem Staat willkommen ſeyn, und
ſein, ſo wie Jener Intereſſe erfordert es, ihnen das
neu gewaͤhlte Vaterland durch verſchafte Leichtigkeit
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/174>, abgerufen am 21.11.2024.
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