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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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ihm triumphirend vorhält, wie billig sie den Braten
gekauft.

Es giebt ein sehr einfaches Mittel, stets das beste
und auch preiswürdigste Fleisch zu haben.

Fast in jedem Stadtviertel wohnt ein Fleischer, von
dem Jedermann weiß, daß seine Waare fast unfehlbar
ist; allerdings ist er theurer als alle seine Kollegen;
dafür aber ist sein Fleisch gesunder, kräftiger und ent-
hält mehr Nahrungsstoff, eine geringere Quantität des-
selben würde also der größeren Quantität des schlechteren
und billigeren Fleisches entsprechen.

Jch will hier offen bekennen, daß auch ich, trotz
meiner besseren Erkenntniß, im Kampf mit meiner
Köchin in Bezug auf diesen Gegenstand noch nicht ge-
siegt habe. Vergebens habe ich an diese Person all'
meine, naturwissenschaftlichen und gastronomischen Kennt-
nisse verschwendet, immer antwortete sie mir:

"Ja wohl, Nahrungsstoff oder nich, Sie kennen die
Menschen nich, Madame. Je besser sie des Fleisch
schmeckt, je mehr wollen sie davon haben. Es is janz
jut, daß es nich immer so delikat is, da bleibt doch
mitunter ein bischen zum Aufschneiden für den Abend."

Nun frage ich aber einen Menschen, ist das ein
humaner Grund, das Fleisch, anstatt beim Schlächter-
meister H., auf dem Markt zu kaufen!

ihm triumphirend vorhält, wie billig sie den Braten
gekauft.

Es giebt ein sehr einfaches Mittel, stets das beste
und auch preiswürdigste Fleisch zu haben.

Fast in jedem Stadtviertel wohnt ein Fleischer, von
dem Jedermann weiß, daß seine Waare fast unfehlbar
ist; allerdings ist er theurer als alle seine Kollegen;
dafür aber ist sein Fleisch gesunder, kräftiger und ent-
hält mehr Nahrungsstoff, eine geringere Quantität des-
selben würde also der größeren Quantität des schlechteren
und billigeren Fleisches entsprechen.

Jch will hier offen bekennen, daß auch ich, trotz
meiner besseren Erkenntniß, im Kampf mit meiner
Köchin in Bezug auf diesen Gegenstand noch nicht ge-
siegt habe. Vergebens habe ich an diese Person all'
meine, naturwissenschaftlichen und gastronomischen Kennt-
nisse verschwendet, immer antwortete sie mir:

„Ja wohl, Nahrungsstoff oder nich, Sie kennen die
Menschen nich, Madame. Je besser sie des Fleisch
schmeckt, je mehr wollen sie davon haben. Es is janz
jut, daß es nich immer so delikat is, da bleibt doch
mitunter ein bischen zum Aufschneiden für den Abend.‟

Nun frage ich aber einen Menschen, ist das ein
humaner Grund, das Fleisch, anstatt beim Schlächter-
meister H., auf dem Markt zu kaufen!

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[59/0067] ihm triumphirend vorhält, wie billig sie den Braten gekauft. Es giebt ein sehr einfaches Mittel, stets das beste und auch preiswürdigste Fleisch zu haben. Fast in jedem Stadtviertel wohnt ein Fleischer, von dem Jedermann weiß, daß seine Waare fast unfehlbar ist; allerdings ist er theurer als alle seine Kollegen; dafür aber ist sein Fleisch gesunder, kräftiger und ent- hält mehr Nahrungsstoff, eine geringere Quantität des- selben würde also der größeren Quantität des schlechteren und billigeren Fleisches entsprechen. Jch will hier offen bekennen, daß auch ich, trotz meiner besseren Erkenntniß, im Kampf mit meiner Köchin in Bezug auf diesen Gegenstand noch nicht ge- siegt habe. Vergebens habe ich an diese Person all' meine, naturwissenschaftlichen und gastronomischen Kennt- nisse verschwendet, immer antwortete sie mir: „Ja wohl, Nahrungsstoff oder nich, Sie kennen die Menschen nich, Madame. Je besser sie des Fleisch schmeckt, je mehr wollen sie davon haben. Es is janz jut, daß es nich immer so delikat is, da bleibt doch mitunter ein bischen zum Aufschneiden für den Abend.‟ Nun frage ich aber einen Menschen, ist das ein humaner Grund, das Fleisch, anstatt beim Schlächter- meister H., auf dem Markt zu kaufen!

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/67>, abgerufen am 21.11.2024.