sowohl wie Köchinnen keinen Grund haben, ein Stück Fleisch ungünstig zu beurtheilen, wenn es frisch, roth und saftig aussieht und auch seine sonstige Schönheit sich weder durch Sehnen, Knorpel noch allzu viel Knochen- werk entstellt zeigt.
Aber ach! Dieses blühende Aussehen des Fleisches, wie gründlich täuscht es oft. Jch habe schon das schönste Fleisch gehabt, und es war zähe wie Schuhsohle.
Nur Gott und der Schlächter wissen, wie ihr Roast- beef innerlich beschaffen ist, letzterer, weil er das zu ver- kaufende Stück gewöhnlich lebendig gekannt hat.
Die Hausfrau aber, die ihr Fleisch auf dem Markte kauft, spielt Hazard.
Damit will ich natürlich nicht in Abrede stellen, daß man zuweilen auch auf dem Markte einen guten Braten einhandeln kann. Das geschieht sogar häufig; entweder, wenn der Zufall uns begünstigt, oder wenn die Köchin in einem sympathischen Verhältniß zum Schlächter steht, oder drittens, wenn die Frau so bedeutende und immer wiederkehrende Einkäufe bei demselben Schlächter macht, daß dieser bei reeller Bedienung seine Rechnung findet.
Dennoch kommt es nur allzu oft vor, daß der be- klagenswerthe Mittagsgast einer Hausfrau, im Kampf mit einem tückischen, zähen alten Vieh, sich noch ein gewinnendes Lächeln abringen muß, wenn die Wirthin
sowohl wie Köchinnen keinen Grund haben, ein Stück Fleisch ungünstig zu beurtheilen, wenn es frisch, roth und saftig aussieht und auch seine sonstige Schönheit sich weder durch Sehnen, Knorpel noch allzu viel Knochen- werk entstellt zeigt.
Aber ach! Dieses blühende Aussehen des Fleisches, wie gründlich täuscht es oft. Jch habe schon das schönste Fleisch gehabt, und es war zähe wie Schuhsohle.
Nur Gott und der Schlächter wissen, wie ihr Roast- beef innerlich beschaffen ist, letzterer, weil er das zu ver- kaufende Stück gewöhnlich lebendig gekannt hat.
Die Hausfrau aber, die ihr Fleisch auf dem Markte kauft, spielt Hazard.
Damit will ich natürlich nicht in Abrede stellen, daß man zuweilen auch auf dem Markte einen guten Braten einhandeln kann. Das geschieht sogar häufig; entweder, wenn der Zufall uns begünstigt, oder wenn die Köchin in einem sympathischen Verhältniß zum Schlächter steht, oder drittens, wenn die Frau so bedeutende und immer wiederkehrende Einkäufe bei demselben Schlächter macht, daß dieser bei reeller Bedienung seine Rechnung findet.
Dennoch kommt es nur allzu oft vor, daß der be- klagenswerthe Mittagsgast einer Hausfrau, im Kampf mit einem tückischen, zähen alten Vieh, sich noch ein gewinnendes Lächeln abringen muß, wenn die Wirthin
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0066"n="58"/>
sowohl wie Köchinnen keinen Grund haben, ein Stück<lb/>
Fleisch ungünstig zu beurtheilen, wenn es frisch, roth<lb/>
und saftig aussieht und auch seine sonstige Schönheit<lb/>
sich weder durch Sehnen, Knorpel noch allzu viel Knochen-<lb/>
werk entstellt zeigt.</p><lb/><p>Aber ach! Dieses blühende Aussehen des Fleisches,<lb/>
wie gründlich täuscht es oft. Jch habe schon das schönste<lb/>
Fleisch gehabt, und es war zähe wie Schuhsohle.</p><lb/><p>Nur Gott und der Schlächter wissen, wie ihr Roast-<lb/>
beef innerlich beschaffen ist, letzterer, weil er das zu ver-<lb/>
kaufende Stück gewöhnlich lebendig gekannt hat.</p><lb/><p>Die Hausfrau aber, die ihr Fleisch auf dem Markte<lb/>
kauft, spielt Hazard.</p><lb/><p>Damit will ich natürlich nicht in Abrede stellen, daß<lb/>
man zuweilen auch auf dem Markte einen guten Braten<lb/>
einhandeln kann. Das geschieht sogar häufig; entweder,<lb/>
wenn der Zufall uns begünstigt, oder wenn die Köchin<lb/>
in einem sympathischen Verhältniß zum Schlächter steht,<lb/>
oder drittens, wenn die Frau so bedeutende und immer<lb/>
wiederkehrende Einkäufe bei demselben Schlächter macht,<lb/>
daß dieser bei reeller Bedienung seine Rechnung findet.</p><lb/><p>Dennoch kommt es nur allzu oft vor, daß der be-<lb/>
klagenswerthe Mittagsgast einer Hausfrau, im Kampf<lb/>
mit einem tückischen, zähen alten Vieh, sich noch ein<lb/>
gewinnendes Lächeln abringen muß, wenn die Wirthin<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[58/0066]
sowohl wie Köchinnen keinen Grund haben, ein Stück
Fleisch ungünstig zu beurtheilen, wenn es frisch, roth
und saftig aussieht und auch seine sonstige Schönheit
sich weder durch Sehnen, Knorpel noch allzu viel Knochen-
werk entstellt zeigt.
Aber ach! Dieses blühende Aussehen des Fleisches,
wie gründlich täuscht es oft. Jch habe schon das schönste
Fleisch gehabt, und es war zähe wie Schuhsohle.
Nur Gott und der Schlächter wissen, wie ihr Roast-
beef innerlich beschaffen ist, letzterer, weil er das zu ver-
kaufende Stück gewöhnlich lebendig gekannt hat.
Die Hausfrau aber, die ihr Fleisch auf dem Markte
kauft, spielt Hazard.
Damit will ich natürlich nicht in Abrede stellen, daß
man zuweilen auch auf dem Markte einen guten Braten
einhandeln kann. Das geschieht sogar häufig; entweder,
wenn der Zufall uns begünstigt, oder wenn die Köchin
in einem sympathischen Verhältniß zum Schlächter steht,
oder drittens, wenn die Frau so bedeutende und immer
wiederkehrende Einkäufe bei demselben Schlächter macht,
daß dieser bei reeller Bedienung seine Rechnung findet.
Dennoch kommt es nur allzu oft vor, daß der be-
klagenswerthe Mittagsgast einer Hausfrau, im Kampf
mit einem tückischen, zähen alten Vieh, sich noch ein
gewinnendes Lächeln abringen muß, wenn die Wirthin
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/66>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.