Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

Als Mutter, daß sie die körperliche und geistige
Pflege der Kinder, theils selber handhabe, theils sorg-
fältig leite und überwache; als Wirthschafterin soll sie
sich sowohl alle diejenigen Fertigkeiten, wie Nähen,
Kochen, Plätten u. s. w., deren Bethätigung ein Haus-
halt erfordert, aneignen, sich in den Besitz derjenigen
geistigen Eigenschaften setzen, welche für die Leitung des
Dienstpersonals und die Disposition des Haushalts un-
erläßlich sind.

Um allen diesen Pflichten zu genügen, bedarf es,
meines Erachtens, eines Maßes natürlicher Gaben, wie
sie Mutter Natur in weiser Oekonomie nur selten an
ein Jndividuum zu verleihen pflegt, bedarf es ferner
eines Schatzes von erworbenen Kenntnissen, wie ihn zu
heben einer Frau nicht vergönnt ist.

Es ist indessen dafür gesorgt, daß die Bäume nicht
in den Himmel wachsen, und ich hoffe, in diesem Auf-
satz den Leser zu überzeugen, daß es durchaus mit diesen
Forderungen nicht ernstlich gemeint ist, daß sie sich viel-
mehr, sobald man sie scharf in's Auge faßt, in Nebel
und Dunst auflösen.

Jch muß vorausschicken, daß, wenn man von den
Pflichten der Hausfrau spricht, man im Allgemeinen nur
die mittleren Klassen im Auge hat.

Jn den niederen Ständen ist die Frau nicht allein

Als Mutter, daß sie die körperliche und geistige
Pflege der Kinder, theils selber handhabe, theils sorg-
fältig leite und überwache; als Wirthschafterin soll sie
sich sowohl alle diejenigen Fertigkeiten, wie Nähen,
Kochen, Plätten u. s. w., deren Bethätigung ein Haus-
halt erfordert, aneignen, sich in den Besitz derjenigen
geistigen Eigenschaften setzen, welche für die Leitung des
Dienstpersonals und die Disposition des Haushalts un-
erläßlich sind.

Um allen diesen Pflichten zu genügen, bedarf es,
meines Erachtens, eines Maßes natürlicher Gaben, wie
sie Mutter Natur in weiser Oekonomie nur selten an
ein Jndividuum zu verleihen pflegt, bedarf es ferner
eines Schatzes von erworbenen Kenntnissen, wie ihn zu
heben einer Frau nicht vergönnt ist.

Es ist indessen dafür gesorgt, daß die Bäume nicht
in den Himmel wachsen, und ich hoffe, in diesem Auf-
satz den Leser zu überzeugen, daß es durchaus mit diesen
Forderungen nicht ernstlich gemeint ist, daß sie sich viel-
mehr, sobald man sie scharf in's Auge faßt, in Nebel
und Dunst auflösen.

Jch muß vorausschicken, daß, wenn man von den
Pflichten der Hausfrau spricht, man im Allgemeinen nur
die mittleren Klassen im Auge hat.

Jn den niederen Ständen ist die Frau nicht allein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0035" n="27"/>
        <p>Als Mutter, daß sie die körperliche und geistige<lb/>
Pflege der Kinder, theils selber handhabe, theils sorg-<lb/>
fältig leite und überwache; als Wirthschafterin soll sie<lb/>
sich sowohl alle diejenigen Fertigkeiten, wie Nähen,<lb/>
Kochen, Plätten u. s. w., deren Bethätigung ein Haus-<lb/>
halt erfordert, aneignen, sich in den Besitz derjenigen<lb/>
geistigen Eigenschaften setzen, welche für die Leitung des<lb/>
Dienstpersonals und die Disposition des Haushalts un-<lb/>
erläßlich sind.</p><lb/>
        <p>Um allen diesen Pflichten zu genügen, bedarf es,<lb/>
meines Erachtens, eines Maßes natürlicher Gaben, wie<lb/>
sie Mutter Natur in weiser Oekonomie nur selten an<lb/>
ein Jndividuum zu verleihen pflegt, bedarf es ferner<lb/>
eines Schatzes von erworbenen Kenntnissen, wie ihn zu<lb/>
heben einer Frau nicht vergönnt ist.</p><lb/>
        <p>Es ist indessen dafür gesorgt, daß die Bäume nicht<lb/>
in den Himmel wachsen, und ich hoffe, in diesem Auf-<lb/>
satz den Leser zu überzeugen, daß es durchaus mit diesen<lb/>
Forderungen nicht ernstlich gemeint ist, daß sie sich viel-<lb/>
mehr, sobald man sie scharf in's Auge faßt, in Nebel<lb/>
und Dunst auflösen.</p><lb/>
        <p>Jch muß vorausschicken, daß, wenn man von den<lb/>
Pflichten der Hausfrau spricht, man im Allgemeinen nur<lb/>
die mittleren Klassen im Auge hat.</p><lb/>
        <p>Jn den niederen Ständen ist die Frau nicht allein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0035] Als Mutter, daß sie die körperliche und geistige Pflege der Kinder, theils selber handhabe, theils sorg- fältig leite und überwache; als Wirthschafterin soll sie sich sowohl alle diejenigen Fertigkeiten, wie Nähen, Kochen, Plätten u. s. w., deren Bethätigung ein Haus- halt erfordert, aneignen, sich in den Besitz derjenigen geistigen Eigenschaften setzen, welche für die Leitung des Dienstpersonals und die Disposition des Haushalts un- erläßlich sind. Um allen diesen Pflichten zu genügen, bedarf es, meines Erachtens, eines Maßes natürlicher Gaben, wie sie Mutter Natur in weiser Oekonomie nur selten an ein Jndividuum zu verleihen pflegt, bedarf es ferner eines Schatzes von erworbenen Kenntnissen, wie ihn zu heben einer Frau nicht vergönnt ist. Es ist indessen dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen, und ich hoffe, in diesem Auf- satz den Leser zu überzeugen, daß es durchaus mit diesen Forderungen nicht ernstlich gemeint ist, daß sie sich viel- mehr, sobald man sie scharf in's Auge faßt, in Nebel und Dunst auflösen. Jch muß vorausschicken, daß, wenn man von den Pflichten der Hausfrau spricht, man im Allgemeinen nur die mittleren Klassen im Auge hat. Jn den niederen Ständen ist die Frau nicht allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/35
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/35>, abgerufen am 24.04.2024.