Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

heit ihrer Seele, sondern auch die ihrer Wäsche. Schreibt
sie, so sagen wir, sie kann die Dinte nicht halten, malt
sie, nennen wir sie Aurora in Oel, und wenn das Alles
nicht verfängt, behaupten wir kühn, sie trägt zerrissene
Strümpfe. Daran, daß Madame Schulz zu den de-
fecten Lever's der Emancipirten wahrscheinlich keine Ein-
ladungskarten erhalten hat, denkt natürlich Niemand.
Verläumde nur frisch darauf los, geglaubt oder nicht,
es bleibt doch etwas hängen; ecrasez l'infame!

Es treffe sie der Ostracismus der Frauen, und mit-
hin Aller, denn die Frauen allein machen die öffent-
liche Meinung über die Frauen, die Männer sind ihre
Papageien.

Eine einzige Frau kann, wenn sie Geschick und
Energie hat, den Ruf einer andern für immer vernich-
ten. Ueber dieses Kapitel ein ander Mal.

Nach diesem kleinen Vorpostengefecht gegen meinen
Feind beginne ich mein eigentliches Thema.

Von dreierlei Art sind die Pflichten der Hausfrau.
Sie bethätigt dieselben, erstens als Gattin, zweitens als
Mutter, drittens als Wirthschafterin oder Haushälterin.

Als Gattin wird von ihr verlangt, daß sie dem
Mann in Liebe und Freundschaft anhange, und daß sie
vollen Antheil nehme an seinem äußeren und inneren
Leben.

heit ihrer Seele, sondern auch die ihrer Wäsche. Schreibt
sie, so sagen wir, sie kann die Dinte nicht halten, malt
sie, nennen wir sie Aurora in Oel, und wenn das Alles
nicht verfängt, behaupten wir kühn, sie trägt zerrissene
Strümpfe. Daran, daß Madame Schulz zu den de-
fecten Lever's der Emancipirten wahrscheinlich keine Ein-
ladungskarten erhalten hat, denkt natürlich Niemand.
Verläumde nur frisch darauf los, geglaubt oder nicht,
es bleibt doch etwas hängen; écrasez l'infame!

Es treffe sie der Ostracismus der Frauen, und mit-
hin Aller, denn die Frauen allein machen die öffent-
liche Meinung über die Frauen, die Männer sind ihre
Papageien.

Eine einzige Frau kann, wenn sie Geschick und
Energie hat, den Ruf einer andern für immer vernich-
ten. Ueber dieses Kapitel ein ander Mal.

Nach diesem kleinen Vorpostengefecht gegen meinen
Feind beginne ich mein eigentliches Thema.

Von dreierlei Art sind die Pflichten der Hausfrau.
Sie bethätigt dieselben, erstens als Gattin, zweitens als
Mutter, drittens als Wirthschafterin oder Haushälterin.

Als Gattin wird von ihr verlangt, daß sie dem
Mann in Liebe und Freundschaft anhange, und daß sie
vollen Antheil nehme an seinem äußeren und inneren
Leben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="26"/>
heit ihrer Seele, sondern auch die ihrer Wäsche. Schreibt<lb/>
sie, so sagen wir, sie kann die Dinte nicht halten, malt<lb/>
sie, nennen wir sie Aurora in Oel, und wenn das Alles<lb/>
nicht verfängt, behaupten wir kühn, sie trägt zerrissene<lb/>
Strümpfe. Daran, daß Madame Schulz zu den de-<lb/>
fecten Lever's der Emancipirten wahrscheinlich keine Ein-<lb/>
ladungskarten erhalten hat, denkt natürlich Niemand.<lb/>
Verläumde nur frisch darauf los, geglaubt oder nicht,<lb/>
es bleibt doch etwas hängen; <hi rendition="#aq">écrasez l'infame</hi>!</p><lb/>
        <p>Es treffe sie der Ostracismus der Frauen, und mit-<lb/>
hin Aller, denn die Frauen allein machen die öffent-<lb/>
liche Meinung über die Frauen, die Männer sind ihre<lb/>
Papageien.</p><lb/>
        <p>Eine einzige Frau kann, wenn sie Geschick und<lb/>
Energie hat, den Ruf einer andern für immer vernich-<lb/>
ten. Ueber dieses Kapitel ein ander Mal.</p><lb/>
        <p>Nach diesem kleinen Vorpostengefecht gegen meinen<lb/>
Feind beginne ich mein eigentliches Thema.</p><lb/>
        <p>Von dreierlei Art sind die Pflichten der Hausfrau.<lb/>
Sie bethätigt dieselben, erstens als Gattin, zweitens als<lb/>
Mutter, drittens als Wirthschafterin oder Haushälterin.</p><lb/>
        <p>Als Gattin wird von ihr verlangt, daß sie dem<lb/>
Mann in Liebe und Freundschaft anhange, und daß sie<lb/>
vollen Antheil nehme an seinem äußeren und inneren<lb/>
Leben.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0034] heit ihrer Seele, sondern auch die ihrer Wäsche. Schreibt sie, so sagen wir, sie kann die Dinte nicht halten, malt sie, nennen wir sie Aurora in Oel, und wenn das Alles nicht verfängt, behaupten wir kühn, sie trägt zerrissene Strümpfe. Daran, daß Madame Schulz zu den de- fecten Lever's der Emancipirten wahrscheinlich keine Ein- ladungskarten erhalten hat, denkt natürlich Niemand. Verläumde nur frisch darauf los, geglaubt oder nicht, es bleibt doch etwas hängen; écrasez l'infame! Es treffe sie der Ostracismus der Frauen, und mit- hin Aller, denn die Frauen allein machen die öffent- liche Meinung über die Frauen, die Männer sind ihre Papageien. Eine einzige Frau kann, wenn sie Geschick und Energie hat, den Ruf einer andern für immer vernich- ten. Ueber dieses Kapitel ein ander Mal. Nach diesem kleinen Vorpostengefecht gegen meinen Feind beginne ich mein eigentliches Thema. Von dreierlei Art sind die Pflichten der Hausfrau. Sie bethätigt dieselben, erstens als Gattin, zweitens als Mutter, drittens als Wirthschafterin oder Haushälterin. Als Gattin wird von ihr verlangt, daß sie dem Mann in Liebe und Freundschaft anhange, und daß sie vollen Antheil nehme an seinem äußeren und inneren Leben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/34
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/34>, abgerufen am 29.03.2024.