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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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daß die jetzige Frauenbewegung entweder lächerlich oder
frevelhaft sei.

Sie sprechen alle dagegen, welcher Geistesbegnadigte
aber hätte jemals dagegen geschrieben? (Jch denke
dabei selbstverständlich nur an die gegenwärtige Zeit,
jede Zeit hat ihre besondere Mission.) Daß der Gegen-
stand der Dinte nicht werth sei, wagt man kaum noch
zu behaupten, seitdem vornehme englische Minister, die
den Ruf haben, sich nicht mit müßigen Dingen zu be-
schäftigen, die Frage für eine beantwortungswürdige er-
klärt haben.

Oder sollte man sich damit entschuldigen, daß zu-
fällig nicht genug Regenbogenfarben und Schmetterlings-
staub vorhanden seien, in die man die Federn (wie ein
bekannter Dichter es verlangt) tauchen müßte, um über
das ätherische Geschlecht der Frauen zu schreiben?

Es ist etwas Anderes, das die Denkenden zurückhält,
auf diesem Gebiet etwas Schriftliches von sich zu geben.

Jn der Unterhaltung finden sie sich ohne Gewissens-
bisse wie jeder Andere mit Phrasen ab.

Als Männer der Wissenschaft aber, deutscher Wissen-
schaft, haben sie die Gewohnheit angenommen, da, wo
sie sich gedruckt äußern, mit Gedanken umzugehen, nicht
sie zu umgehen. Als Gymnasiasten haben sie schon ge-
lernt, was ein logischer Beweis ist. Sie ahnen, daß

daß die jetzige Frauenbewegung entweder lächerlich oder
frevelhaft sei.

Sie sprechen alle dagegen, welcher Geistesbegnadigte
aber hätte jemals dagegen geschrieben? (Jch denke
dabei selbstverständlich nur an die gegenwärtige Zeit,
jede Zeit hat ihre besondere Mission.) Daß der Gegen-
stand der Dinte nicht werth sei, wagt man kaum noch
zu behaupten, seitdem vornehme englische Minister, die
den Ruf haben, sich nicht mit müßigen Dingen zu be-
schäftigen, die Frage für eine beantwortungswürdige er-
klärt haben.

Oder sollte man sich damit entschuldigen, daß zu-
fällig nicht genug Regenbogenfarben und Schmetterlings-
staub vorhanden seien, in die man die Federn (wie ein
bekannter Dichter es verlangt) tauchen müßte, um über
das ätherische Geschlecht der Frauen zu schreiben?

Es ist etwas Anderes, das die Denkenden zurückhält,
auf diesem Gebiet etwas Schriftliches von sich zu geben.

Jn der Unterhaltung finden sie sich ohne Gewissens-
bisse wie jeder Andere mit Phrasen ab.

Als Männer der Wissenschaft aber, deutscher Wissen-
schaft, haben sie die Gewohnheit angenommen, da, wo
sie sich gedruckt äußern, mit Gedanken umzugehen, nicht
sie zu umgehen. Als Gymnasiasten haben sie schon ge-
lernt, was ein logischer Beweis ist. Sie ahnen, daß

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[160/0168] daß die jetzige Frauenbewegung entweder lächerlich oder frevelhaft sei. Sie sprechen alle dagegen, welcher Geistesbegnadigte aber hätte jemals dagegen geschrieben? (Jch denke dabei selbstverständlich nur an die gegenwärtige Zeit, jede Zeit hat ihre besondere Mission.) Daß der Gegen- stand der Dinte nicht werth sei, wagt man kaum noch zu behaupten, seitdem vornehme englische Minister, die den Ruf haben, sich nicht mit müßigen Dingen zu be- schäftigen, die Frage für eine beantwortungswürdige er- klärt haben. Oder sollte man sich damit entschuldigen, daß zu- fällig nicht genug Regenbogenfarben und Schmetterlings- staub vorhanden seien, in die man die Federn (wie ein bekannter Dichter es verlangt) tauchen müßte, um über das ätherische Geschlecht der Frauen zu schreiben? Es ist etwas Anderes, das die Denkenden zurückhält, auf diesem Gebiet etwas Schriftliches von sich zu geben. Jn der Unterhaltung finden sie sich ohne Gewissens- bisse wie jeder Andere mit Phrasen ab. Als Männer der Wissenschaft aber, deutscher Wissen- schaft, haben sie die Gewohnheit angenommen, da, wo sie sich gedruckt äußern, mit Gedanken umzugehen, nicht sie zu umgehen. Als Gymnasiasten haben sie schon ge- lernt, was ein logischer Beweis ist. Sie ahnen, daß

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/168>, abgerufen am 04.05.2024.