hat mit der Liebe nichts zu schaffen. Sie arbeitet für Geld! sie ist gerichtet.
Jch weiß es längst, Madame, Sie nähen mit Liebe, sie stopfen mit Zärtlichkeit, Sie füllen mit süßem Sinnen eine Pute und schlachten mit liebreichem Lächeln den Aal (welch ein Trost für den armen Aal, wenn er es wüßte). Mit welch zärtlicher Gesinnung Sie wohl die Krebse in kaltes Wasser thun mögen?
Madame, ehe Sie mir nicht beweisen können, daß ein zärtlich gestopftes Loch besser hält, als ein von der Näherin gestopftes, daß ein mit "Seingedenken" ge- schmortes Rind saftiger geräth, als das von der Köchin beigesetzte, so lange, sage ich, erscheint mir Jhre Argu- mentation überaus kindisch.
Wenn sie wirklich mit Liebe kochten, so würden Sie mehr Butter an Kohl und Braten, mehr Zucker an die Puddings und mehr Kaffeebohnen in den Kaffee thun.
O Jhr armen reichen Männer! Jhr Opfer Eurer pekuniären Verhältnisse, die Jhr mit Euren Braten und Puddings zu Tische sitzt, die allerdings mit hinreichendem Fett, aber ohne Liebe gekocht sind.
Was für Wollüste rauben Euch Eure perfekten Köchinnen. Wie beklage ich Euch.
Ach, Jhr werdet vielleicht niemals erfahren, wie eine Boulette schmeckt, die Eure Frau eigenhändig aus Fleisch-
hat mit der Liebe nichts zu schaffen. Sie arbeitet für Geld! sie ist gerichtet.
Jch weiß es längst, Madame, Sie nähen mit Liebe, sie stopfen mit Zärtlichkeit, Sie füllen mit süßem Sinnen eine Pute und schlachten mit liebreichem Lächeln den Aal (welch ein Trost für den armen Aal, wenn er es wüßte). Mit welch zärtlicher Gesinnung Sie wohl die Krebse in kaltes Wasser thun mögen?
Madame, ehe Sie mir nicht beweisen können, daß ein zärtlich gestopftes Loch besser hält, als ein von der Näherin gestopftes, daß ein mit „Seingedenken‟ ge- schmortes Rind saftiger geräth, als das von der Köchin beigesetzte, so lange, sage ich, erscheint mir Jhre Argu- mentation überaus kindisch.
Wenn sie wirklich mit Liebe kochten, so würden Sie mehr Butter an Kohl und Braten, mehr Zucker an die Puddings und mehr Kaffeebohnen in den Kaffee thun.
O Jhr armen reichen Männer! Jhr Opfer Eurer pekuniären Verhältnisse, die Jhr mit Euren Braten und Puddings zu Tische sitzt, die allerdings mit hinreichendem Fett, aber ohne Liebe gekocht sind.
Was für Wollüste rauben Euch Eure perfekten Köchinnen. Wie beklage ich Euch.
Ach, Jhr werdet vielleicht niemals erfahren, wie eine Boulette schmeckt, die Eure Frau eigenhändig aus Fleisch-
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hat mit der Liebe nichts zu schaffen. Sie arbeitet für
Geld! sie ist gerichtet.
Jch weiß es längst, Madame, Sie nähen mit Liebe,
sie stopfen mit Zärtlichkeit, Sie füllen mit süßem Sinnen
eine Pute und schlachten mit liebreichem Lächeln den Aal
(welch ein Trost für den armen Aal, wenn er es wüßte).
Mit welch zärtlicher Gesinnung Sie wohl die Krebse in
kaltes Wasser thun mögen?
Madame, ehe Sie mir nicht beweisen können, daß
ein zärtlich gestopftes Loch besser hält, als ein von der
Näherin gestopftes, daß ein mit „Seingedenken‟ ge-
schmortes Rind saftiger geräth, als das von der Köchin
beigesetzte, so lange, sage ich, erscheint mir Jhre Argu-
mentation überaus kindisch.
Wenn sie wirklich mit Liebe kochten, so würden Sie
mehr Butter an Kohl und Braten, mehr Zucker an die
Puddings und mehr Kaffeebohnen in den Kaffee thun.
O Jhr armen reichen Männer! Jhr Opfer Eurer
pekuniären Verhältnisse, die Jhr mit Euren Braten und
Puddings zu Tische sitzt, die allerdings mit hinreichendem
Fett, aber ohne Liebe gekocht sind.
Was für Wollüste rauben Euch Eure perfekten
Köchinnen. Wie beklage ich Euch.
Ach, Jhr werdet vielleicht niemals erfahren, wie eine
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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/133>, abgerufen am 23.07.2024.
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