Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

nun sehr viel Dinge zu thun, die ihr direkt nichts einbringen,
z. B. die Beschäftigung in der Küche neben der
Köchin, das "hinter dem Mädchen her sein", das Spa-
zierengehen, das Spielen mit den Kindern, die Stunden,
wo sie den Mann erfrischen und erheitern muß, die
Gesellschaften, die Theater, Toiletten u. s. w., so viel,
daß ich glaube, eine Frau, die wirklich drei Stunden
den Tag über am Nähtisch, hinter dem Plättbrett u. s. w.
arbeitet, gehört zu den fleißigen.

Sie verdient also höchstens den Tag 4 1/2 Sgr.,
macht jährlich 54 Thlr.

Sonderbarer Weise betheiligt sie sich bei der einzigen
Arbeit, die wirklich ausnahmsweise einträglich ist, fast
niemals, nämlich bei der Putzmacherei, denn allerdings
kann man sich einen Hut, der etwa zehn Thaler im
Laden kostet, für fünf Thaler selber herstellen. Jch kenne
zufällig unter meinen Bekanntinnen ziemlich viel Damen,
die sich ihre Hüte selbst und zum Theil überaus reizend
arrangiren, aber nicht eine einzige derselben gehört in die
Kategorie der guten Hausfrauen.

Sehr natürlich: zur Putzmacherkunst gehört Geschmack,
Phantasie und Eleganz, Luxuseigenschaften, die man bei
der Hausfrau nicht suchen muß.

Jn kleinen Städten freilich wird sich die von der
Hausfrau verdiente Summe verhältnißmäßig höher stellen.

nun sehr viel Dinge zu thun, die ihr direkt nichts einbringen,
z. B. die Beschäftigung in der Küche neben der
Köchin, das „hinter dem Mädchen her sein‟, das Spa-
zierengehen, das Spielen mit den Kindern, die Stunden,
wo sie den Mann erfrischen und erheitern muß, die
Gesellschaften, die Theater, Toiletten u. s. w., so viel,
daß ich glaube, eine Frau, die wirklich drei Stunden
den Tag über am Nähtisch, hinter dem Plättbrett u. s. w.
arbeitet, gehört zu den fleißigen.

Sie verdient also höchstens den Tag 4 ½ Sgr.,
macht jährlich 54 Thlr.

Sonderbarer Weise betheiligt sie sich bei der einzigen
Arbeit, die wirklich ausnahmsweise einträglich ist, fast
niemals, nämlich bei der Putzmacherei, denn allerdings
kann man sich einen Hut, der etwa zehn Thaler im
Laden kostet, für fünf Thaler selber herstellen. Jch kenne
zufällig unter meinen Bekanntinnen ziemlich viel Damen,
die sich ihre Hüte selbst und zum Theil überaus reizend
arrangiren, aber nicht eine einzige derselben gehört in die
Kategorie der guten Hausfrauen.

Sehr natürlich: zur Putzmacherkunst gehört Geschmack,
Phantasie und Eleganz, Luxuseigenschaften, die man bei
der Hausfrau nicht suchen muß.

Jn kleinen Städten freilich wird sich die von der
Hausfrau verdiente Summe verhältnißmäßig höher stellen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0119" n="111"/>
nun sehr viel Dinge zu thun, die ihr direkt nichts einbringen,<lb/>
z. B. die Beschäftigung in der Küche neben der<lb/>
Köchin, das &#x201E;hinter dem Mädchen her sein&#x201F;, das Spa-<lb/>
zierengehen, das Spielen mit den Kindern, die Stunden,<lb/>
wo sie den Mann erfrischen und erheitern muß, die<lb/>
Gesellschaften, die Theater, Toiletten u. s. w., so viel,<lb/>
daß ich glaube, eine Frau, die wirklich drei Stunden<lb/>
den Tag über am Nähtisch, hinter dem Plättbrett u. s. w.<lb/>
arbeitet, gehört zu den fleißigen.</p><lb/>
          <p>Sie verdient also höchstens den Tag 4 ½ Sgr.,<lb/>
macht jährlich 54 Thlr.</p><lb/>
          <p>Sonderbarer Weise betheiligt sie sich bei der einzigen<lb/>
Arbeit, die wirklich ausnahmsweise einträglich ist, fast<lb/>
niemals, nämlich bei der Putzmacherei, denn allerdings<lb/>
kann man sich einen Hut, der etwa zehn Thaler im<lb/>
Laden kostet, für fünf Thaler selber herstellen. Jch kenne<lb/>
zufällig unter meinen Bekanntinnen ziemlich viel Damen,<lb/>
die sich ihre Hüte selbst und zum Theil überaus reizend<lb/>
arrangiren, aber nicht eine einzige derselben gehört in die<lb/>
Kategorie der guten Hausfrauen.</p><lb/>
          <p>Sehr natürlich: zur Putzmacherkunst gehört Geschmack,<lb/>
Phantasie und Eleganz, Luxuseigenschaften, die man bei<lb/>
der Hausfrau nicht suchen muß.</p><lb/>
          <p>Jn kleinen Städten freilich wird sich die von der<lb/>
Hausfrau verdiente Summe verhältnißmäßig höher stellen.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0119] nun sehr viel Dinge zu thun, die ihr direkt nichts einbringen, z. B. die Beschäftigung in der Küche neben der Köchin, das „hinter dem Mädchen her sein‟, das Spa- zierengehen, das Spielen mit den Kindern, die Stunden, wo sie den Mann erfrischen und erheitern muß, die Gesellschaften, die Theater, Toiletten u. s. w., so viel, daß ich glaube, eine Frau, die wirklich drei Stunden den Tag über am Nähtisch, hinter dem Plättbrett u. s. w. arbeitet, gehört zu den fleißigen. Sie verdient also höchstens den Tag 4 ½ Sgr., macht jährlich 54 Thlr. Sonderbarer Weise betheiligt sie sich bei der einzigen Arbeit, die wirklich ausnahmsweise einträglich ist, fast niemals, nämlich bei der Putzmacherei, denn allerdings kann man sich einen Hut, der etwa zehn Thaler im Laden kostet, für fünf Thaler selber herstellen. Jch kenne zufällig unter meinen Bekanntinnen ziemlich viel Damen, die sich ihre Hüte selbst und zum Theil überaus reizend arrangiren, aber nicht eine einzige derselben gehört in die Kategorie der guten Hausfrauen. Sehr natürlich: zur Putzmacherkunst gehört Geschmack, Phantasie und Eleganz, Luxuseigenschaften, die man bei der Hausfrau nicht suchen muß. Jn kleinen Städten freilich wird sich die von der Hausfrau verdiente Summe verhältnißmäßig höher stellen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/119
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/119>, abgerufen am 05.05.2024.